Würde jeder der rund 600 Ziefner Haushalte wöchentlich für 40 Franken in der Chesi einkaufen, wäre der Laden über den Berg. Doch momentan macht er Minus und steht vor dem Aus.
Die angeregte Diskussion fand am Mittwochabend in der vollen Ziefner Turnhalle statt. Sie hätte aber gerade so gut in einem fast x-beliebigen andern Dorf in der Region stattfinden können, denn die Problematik ist landauf landab die gleiche – die Dorflädeli sterben weg. In Ziefen ist die Chesi akut gefährdet. Das Grundproblem: Der Laden wird geschätzt im Dorf, aber zu wenig frequentiert.
Würde jeder der rund 600 Ziefner Haushalte wöchentlich für 40 Franken in der Chesi einkaufen, wäre der Laden über den Berg. Da es aber in der Realität um die 32 Franken mit sinkender Tendenz sind, steht er am Abgrund. Und zwar gefährlich nahe. Denn eigentlich wäre der 27. Mai der Termin für die Generalversammlung der Dorfladengenossenschaft gewesen. Weil aber der Vorstand eine Woche zuvor wegen Liquiditätsengpässen die Bilanz deponieren musste, mutierte die Generalversammlung mangels Entscheidungskompetenz zum Informations- und Diskussionsabend.
Genossenschaftspräsident Erik Wassmer wies zu Beginn auf die bedrohlich schnell tickende Uhr: «Der Konkursrichter hat einen Konkursaufschub bis Ende Juni gewährt. In dieser Zeit müssen wir den Laden retten.» Wassmer machte kein Geheimnis daraus, dass der seit fünf Jahren mehr oder weniger gleich zusammengesetzte und ehrenamtlich arbeitende Vorstand die Rettungschancen als klein einschätzt.
Die Umsätze seien seit 2013 unter den Zielen geblieben und in den ersten drei Monaten dieses Jahres besonders schlecht ausgefallen. Und die beschlossenen Rettungsmassnahmen – insbesondere auch das im Winter eröffnete Chesi Kaffi – hätten zu wenig gebracht. Wassmer skizzierte drei mögliche Szenarien: Der Hauptlieferant Volg übernimmt die Chesi inklusive Postagentur oder der Laden schliesst per Ende Juni oder es taucht ein Spender auf, der 50 000 Franken einschiesst und eine halb so grosse Defizitgarantie für das laufende Jahr abgibt. Wassmers Prognose lautete: «Ich schätze Szenario zwei mit der Ladenschliessung mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit am realistischsten ein.»
Die Ausführungen ihres Präsidenten liessen die knapp 100 Genossenschafter nicht kalt und querbeet durch alle Alter und Berufsgattungen vom Bauern über den Lehrer bis zum Zimmermann diskutierten sie mögliche Fluchtwege vor dem Konkurs. Es fielen Vorschläge wie die – ohnehin schon tiefen – Löhne des Verkaufspersonals zu senken, das grosse Lieferantennetz zu straffen, einen Bauernmarkt in den Laden zu integrieren und eine Verpflichtung für die Genossenschafter einzuführen, für einen gewissen Betrag im Laden einzukaufen.
Ja, das Suchen nach Umsatzsteigerung und damit einhergehend ein gewisses Unverständnis, dass viele Ziefner ihre Chesi links liegen lassen und stattdessen in der billigeren Nachbarschaft oder gar im Ausland einkauften, um sich gleichzeitig teure Ferien zu leisten, zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Wassmer formulierte es so: «Es ist nicht so sexy, in der Chesi einzukaufen.» Der Genossenschaftspräsident liess offen, wie es weitergeht, betonte aber, dass der Vorstand empfänglich sei für alle Vorschläge, doch die Zeit eile. Und Wassmer dankte unter grossem Applaus etlichen guten Feen für ihren Einsatz, was schon ein bisschen nach einem vorgezogenen Begräbnis der Chesi tönte.