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Die Arbeitsgemeinschaft für eine dezentrale Energieversorgung aus Liestal wird am Montag in Genf ein weiteres Mal geehrt – für ein Projekt im Aargau. Vor genau 20 Jahren erhielten die Baselbieter bereits einmal die wichtigste Branchenauszeichnung.
Bereits 1993 erhielt die Liestaler Energiegenossenschaft ADEV einen der ersten Schweizer Solarpreise; genau 20 Jahre später fällt ihr die wichtigste nationale Branchenauszeichnung, die am Montag in Genf verliehen wird, erneut zu. Erfolgte damals die Auszeichnung noch für die Institution als Ganzes, ist es heute ein konkretes Projekt, das die Juroren auf sich aufmerksam machte: Auf 25'000 Quadratmetern betreibt die ADEV in Wohlen die schweizweit grösste dachintegrierte Solarstromanlage.
Bereits Ende der Achtzigerjahre bewies die ADEV laut Geschäftsführer Andreas Appenzeller mit der ersten «Netzverbundanlage» ihren Pioniergeist: «Damals war es in der Schweiz unvorstellbar, dass jemand seinen eigenen Strom produziert. Die nötigen Wechselrichter zur Einspeisung ins Netz mussten wir aus den USA importieren.» Die ADEV konnte jedoch Methoden anwenden, die das Ökozentrum Langenbruck entwickelt hatte.
Im vergangenen November wurde die ADEV Teil eines weiteren Meilensteins in der Geschichte der Solarenergie: Die «integrierte Solarstromanlage» besteht aus 11 840 Photovoltaikmodulen, die gleichzeitig das 320 mal 80 Meter grosse Hallendach der Ferrowohlen AG bilden. Appenzeller umschreibt die Hybridbauweise als «Ziegel, die Strom produzieren».
«Äusserst sportliche» Bauzeit
Diese integrierte Bauweise entwickelte die ADEV gemeinsam mit der Solventure GmbH aus Wettingen. Die Anlage wird jährlich rund 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren, was laut eigenen Angaben dem Verbrauch von 555 Vierpersonenhaushalten entspricht. Die Bauzeit von «gerade mal drei Monaten» hält Andreas Appenzeller für «äusserst sportlich». Der Doppelfunktion als Dach und Kraftwerk wird die ADEV-Anlage durch eine wartungsfreundliche Ost-West-Ausrichtung der Module gerecht.
Die Idee für die Rekordanlage kam laut Appenzeller Ende 2011 auf, als beim Hallendach der Ferrowohlen AG aufwendige Sanierungsarbeiten anstanden: «Es kam die Frage auf, ob anstelle eines neuen Dachs nicht gleich eine Solarstromanlage gebaut werden könnte, die Dachhaut und Stromproduzent in einem ist.»
Passende Dächer für so grosse integrierte Solarstromanlagen sind laut Appenzeller schwer zu finden; eine weitere hat die ADEV auf dem Hangar des Flughafens Grenchen installiert. Doch brauen sich dunkle Wolken zusammen über der Schweizer Solarstromindustrie: Sollte der Bund tatsächlich wie geplant beschliessen, die Subvention für Solarstromanlagen ab 2014 zu halbieren, sagt Andreas Appenzeller, «wird es ab nächstem Jahr nicht mehr möglich sein, solche Anlagen zu bauen».
Subventionen gefährdet
Dass die Solarstrombranche damit noch auf Subventionen angewiesen ist, um zu überleben, bestreitet Appenzeller gar nicht. Das wäre die Atomstrombranche aber genauso – «abgesehen davon, dass die Solarenergie keinen radioaktiven Abfall produziert». Jedenfalls engagiere sich die ADEV auch in den Bereichen Wasser, Wind und Wärme – und darauf würde sich Appenzeller notfalls konzentrieren, sollte «der gesamten Solarstrombranche die Luft entzogen» werden.