Seit diesem Jahr verlangen viele Baselbieter Sekundarschulen für ihre Lager höhere Elternbeiträge. Was nur wenige wissen: Diese sind gesetzlich noch gar nicht verankert.
Skifahren ist ein teures Vergnügen. Auch so manches Skilager der Baselbieter Sekundarschulen ist in diesem Jahr die Eltern teuer zu stehen gekommen. Schuld tragen aber nicht die Bahnbetreiber, sondern die Schulen selbst: Bis zu 200 Franken pro Kind können diese neu in Rechnung stellen. Bisher waren es 125 Franken. Auch die Sommerlager haben aufgeschlagen: Dort liegt die neue Obergrenze bei 150 Franken.
Die Krux an diesen Erhöhungen: Die neuen Maximalbeträge werden zwar schon fleissig angewandt – das haben Stichproben der bz ergeben – sie sind jedoch in keinem Gesetz verankert. Stattdessen berufen sich die Schulen beim «Eintreiben» auf eine Weisung, welche die kantonale Bildungskommission zwar ausgearbeitet, jedoch noch gar nicht beschlossen hat. Somit behält Paragraf 39 der Sekundarschul-Verordnung seine Gültigkeit. Dieser schreibt für «Schulveranstaltungen ausserhalb des Unterrichts» die erwähnten 125 Franken vor. Der Betrag setzt sich zusammen aus Gebühren für den Transport (einmalig 50 Franken) und die Verpflegung (15 Franken pro Tag). Hinzu kommen die Kosten fürs Skiabo.
Nur vereinzelt Beschwerden
Beim Amt für Volksschulen kennt man das Problem. «Die neue Obergrenze ist in der Tat eine heikle Angelegenheit», sagt Dieter Kaufmann, Leiter der Abteilung Aufsicht Sekundarschulen, «wir bewegen uns hier momentan in einer Grauzone.» Bei Beschwerden würden die Schulen darauf verzichten, die Differenz zwischen der alten und neuen Höchstgrenze einzufordern, versichert Kaufmann. Bisher sei dies jedoch erst in Einzelfällen vorgekommen. Und: Die Verordnung würde demnächst definitiv geändert.
Grund für die neuen Gebühren sind die Sparmassnahmen des Kantons. Dieser reduzierte die Beiträge an die Lager auf durchschnittlich 225 Franken pro Kopf und Jahr. Hatte die Bildungsdirektion im Jahr 2010 Gelder in der Höhe von rund 4 Millionen gesprochen, so sind es neu nur noch 2.5 Millionen Franken.
Kaufmann hält die Reduktion für verkraftbar: «Wir kommen mit den Beiträgen von Kanton und Eltern auf 425 Franken pro Schüler. Damit lässt sich immer noch ein anständiges Skilager durchführen, wenn auch nicht gerade in St. Moritz.»
Griff in die Klassenkasse
Falls die Schulen Leiter von Jugend & Sport (J&S) engagieren, kommen sie zu einem weiteren Beitrag. Grünen-Landrat Jürg Wiedemann, der selber an einer Sekundarschule unterrichtet, kennt noch eine andere Möglichkeit, das Budget aufzubessern: «Mit meinen Klassen mache ich es so, dass wir zusätzlich einen bestimmten Betrag aus der Klassenkasse beziehen.» Die Eltern würden so aber nicht doppelt zur Kasse gebeten, wie Wiedemann beteuert: «Wir verdienen das Geld selber, zum Beispiel mit einem Kuchenverkauf oder einer Veloputz-Aktion.»