Schliessung
Ex-Betreiber und Hausbesitzer streiten um Kino-Oris-Inventar

Der letzte Vorhang ist gefallen, ehemaliger Betreiber und Hausbesitzer streiten nun um das Inventar.

Bojan Stula
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Ungewisse Zukunft: Momentan ist im «Oris» nur noch die Kino-Bar offen.

Ungewisse Zukunft: Momentan ist im «Oris» nur noch die Kino-Bar offen.

Juri Junkov;Fotograf;

Die Hoffnung von Kinobetreiber Hansjörg Beck hat sich nicht erfüllt. Der langjährige Chef des «Oris» in Liestal wollte das Programm im besten Kinomonat Dezember noch möglichst lange weiterlaufen lassen, nachdem sein Vermieter, die Kinooris AG, die Bilanz deponiert hatte. Laut einer Mitteilung auf Becks Homepage ist der letzte Vorhang aber bereits gefallen. Nach einer Abschiedsvorstellung mit Giuseppe Tornatores «Cinema Paradiso» am 11. Dezember, an der vor allem zahlreiche ehemalige Angestellte erschienen sind, musste das Traditionshaus seinen Betrieb einstellen. Die zusätzliche Anmerkung auf der Homepage, dass dies nicht freiwillig geschah, und Beck seitens der Vermieterfirma Kinooris AG «via Anwalt mit Strafandrohung verboten» worden ist, «über weitere Details zu informieren», lässt Böses erahnen.

Besitzer darf Geräte nicht abbauen

«Die Situation ist völlig verkachelt», bestätigt Kinobetreiber Hansjörg Beck auf Nachfrage. «Das ist wahrlich ein unschönes Ende meines 15-jährigen Engagements in Liestal.» Neben dem wahrscheinlichen Konkurs der Kinooris AG, an der Beck als Aktionär beteiligt ist, stellt momentan das Kinoinventar den grossen Streitpunkt dar. Der Projektor, die Leinwand, die Sitze und die Lautsprecheranlage sind zwar Becks Eigentum, doch sei ihm jetzt per Anwalt von der Gegenseite verboten worden, die Gerätschaften wie ursprünglich vorgesehen zu demontieren und fortzuschaffen. Grund dafür soll eine Klausel im Mietvertrag sein, die dem Vermieter ein Vorkaufsrecht am Kinoinventar einräumt. «Doch wenn die Vermieterfirma Kinooris AG ihre Bilanz deponiert hat und bald nicht mehr existiert, dann wird auch dieses Vorkaufsrecht hinfällig», erläutert der Kinobetreiber seinen Standpunkt.

Das sieht Ulrich Beyeler, der Verwaltungsratspräsident der vom Konkurs bedrohten Vermieter-Firma Kinooris AG, anders. Der Liestaler Architekt im Pensionsalter hat vor zwei Jahren die Liegenschaft an der Kanonengasse 15 erworben und gemeinsam mit Hansjörg Beck im November 2015 einen Neustart unternommen. Inzwischen sind beide Parteien aber wegen unterschiedlicher Auffassungen zerstritten. Das hat Beck dazu bewogen, sein Geschäftsverhältnis mit dem Liegenschaftsbesitzer aufzukündigen, während Beyeler nach einem neuen Kinobetreiber Ausschau hält. Beyeler stellt sich auf den Standpunkt, dass das Vorkaufsrecht an den Gerätschaften laut Vertrag beim jeweiligen Vermieter liegt, der auch eine Nachfolgegesellschaft der vom Konkurs bedrohten Kinooris AG sein könnte.

«Unbestritten ist, dass die Kinoeinrichtung Herrn Beck gehört», sagt Ulrich Beyeler, «aber nur, wenn es keinen Nachfolger gibt, darf er sie auch mitnehmen.» Fakt sei aber auch, führt der Vermieter weiter aus, dass man mitten in den Verhandlungen über die Installationen stecke, und er nicht öffentlich «schmutzige Wäsche» waschen wolle.

Stadtpräsident hofft auf Lösung

Ulrich Beyeler bekräftigt, dass er das «Oris» in Liestal an gleicher Stelle mit einem neuen Kinobetreiber wiedereröffnen möchte und mit potenziellen Nachfolgern von Hansjörg Beck am Verhandeln sei. Für morgen Donnerstag stellt er dazu neue Informationen in Aussicht. Heute Mittwoch soll ein entsprechendes Treffen stattfinden. Dass er die Liegenschaft an der Kanonengasse gleichzeitig per Inserat für 4,1 Millionen Franken zum Verkauf anbietet, was das «Regionaljournal» von SRF «kurios» findet, habe mit dem Weiterbetrieb des Kinos nichts zu tun. «Das Haus steht schon seit dem Moment, als ich es erworben habe, zum Weiterverkauf. Doch ist die Nutzung als Kino mit Bar festgeschrieben, ganz egal, wem das Haus gehört», verteidigt sich Beyeler.

Liestals Stadtpräsident Lukas Ott hofft einfach, «dass das Kino Oris die Kurve kriegt und so rasch als möglich wieder eröffnet werden kann, im Sinne eines attraktiven, hauptstadtwürdigen Kinoangebotes für Kinder, Jugendliche und Erwachsene». Es sei bedauerlich, dass es «wegen Meinungsverschiedenheiten in der Mantelgesellschaft in eine instabile Situation geraten ist». Es liege aber nicht an der Stadt, jetzt Stellung zu beziehen, da keinerlei öffentliche Subventionen seitens der Stadt Liestal ins Kino Oris fliessen.