Die Rickenbacher Fasnachtsgesellschaft Wüehlmüüs zieht mit ihren Schnitzelbänken im Oberbaselbiet von Dorf zu Dorf. Die Leute freuts.
Sie sind wieder unterwegs im Oberbaselbiet: die Wüehlmüüs aus Rickenbach. Sie bringen Fasnachtsstimmung in die Dörfer und erfreuen deren Bevölkerung mit Schnitzelbänken, begleitet von einem immer noch aktiven Gründungsmitglied mit der Handorgel. Die träfen Verse sorgen für Gelächter und Applaus.
Die 1982 ins Leben gerufene Fasnachtsgesellschaft besucht schon zum 38. Mal Orte in der Umgebung. Bloss im Gründungsjahr und 2021, als die Pandemie wütete, ging sie nicht auf Tournee. Präsident Michael Salathe freut sich:
«In den zwei Jahren Unterbruch wegen Corona ist bei uns niemand abgesprungen.»
Die Wüehlmüüs fahren mit 16 Aktiven und zwei Kindern auf einem schön gestalteten Wagen und Traktor durch die Gegend. Alle haben ihre Gesichter akkurat geschminkt, ihre Gewänder sind nicht einheitlich. Als «ein Kostümpotpourri» bezeichnet es Salathe. Dies war der kurzen und ungewissen Vorbereitungszeit geschuldet.
Die Rickenbacher Fasnächtler treffen am Dienstag gegen 14.45 Uhr in Rothenfluh ein. Im Dorf warten schon Leute und sehen gespannt dem Auftritt entgegen. Die Wüehlmüüs konzentrieren sich aufs nationale und internationale Geschehen – und natürlich auf Corona:
Früecher hesch e lutte Furz diskret mit Hueschte überdöönt.
Dassd jo nüt ghört hesch vo däm Windli! Doch hüt isch das ver- pöönt!
Denn sit Corona muesch du dii an neui Umgangsforme gwööne:
Hüt losch e lutte Furz lo chläppere, zum s Hueschte überdööne.
Zwar haben die Wüehlmüüs in ihrem Repertoire auch Verse über Rickenbach, doch diese tragen sie nur im eigenen Dorf vor. Diese Schnitzelbänke würden in anderen Ortschaften weniger funktionieren. Michael Salathe sagt:
«Beispielsweise in Bretzwil wird es schwierig.»
Für die «Lappalie» von Tennisspieler Novak Djokovic vor dem Australian Open braucht es hingegen keine weiteren Erklärungen:
Dr Djokovic, dä Tennisstar – die ganz Wält het müesse lache –
het wäg sim Visum z Australie kei Tennismatch dörfe mache.
Wie füre Roger mache mir jetzt, nach sonere Lapalie,
füre Djokovic au sones Buech: Globis Kurztrip nach Australie!
Nach ihren Bänken präsentieren sich die Wüehlmüüs unter lauter Musik mit einem Tanz, mit dem sie auch das Publikum miteinbeziehen. In einzelnen Phasen stehen alle still – bewegungslos, ganz erstarrt. Dies symbolisiert die Lockdowns während der Pandemie, bei denen auch alles stillgestanden ist.
Dann wird noch Mehlsuppe ausgeschenkt. Und weiter gehts an diesem sonnigen, aber kalten Fasnachtsdienstag nach Oltingen und Anwil, wo vor dem Werkhof eine Festwirtschaft eingerichtet ist. Es herrscht ein wenig Dorffeststimmung.
Zuschauende zeigen sich von den Darbietungen der Fasnächtler aus Rickenbach angetan. Raphael Ruckstuhl meint:
«Das Niveau der Schnitzelbänke ist gut. Der Auftritt war sehr gut, wenn man bedenkt, dass man eine längere Pause gehabt hat.»
Franziska Beugger findet «die Besuche der Wüehlmüüs genial». Auch für die älteren Leute, die nicht mehr so mobil seien und nicht aus dem Dorf könnten. «Für mich war es amüsant, ich habe gerne Schnitzelbänke.»
Den Wüehlmüüs angehängt hat sich heuer wieder Rätschueli. Der bereits 78-jährige Zunzger drechselt schon seit einem Vierteljahrhundert Schnitzelbänke. Er bringt viel Lokalkolorit nach Rothenfluh und Oltingen, Anwil lässt er aus. Rätschueli erzählt von seinem Flug über Gelterkinden, das in den Gemeindefinanzen tiefrote Zahlen aufweist:
Bi vo Schupfart us go fliege näbe mir sitz e Frau Meier
die seit erschreckt do näbe eus fliegt glaube ich e Geier
hejo das cha scho no möglich ich beruhige ihr befinde
weisch mir fliege nämmli nechschtens über Gälterchinde.