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Grünen-Landrätin Florence Brenzikofer kritisiert, dass in den Baselbieter Gemeinden ganzheitliche Betreuungsangebote dünn gesät seien.
Es ist der Schlusssatz, der Florence Brenzikofer frustriert: «Die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion sieht aufgrund der vorhandenen Rechtsgrundlage und der angebotenen Beratungsleistungen keinen weiteren Handlungsbedarf», schreibt die Regierung in einer aktuellen Interpellationsantwort. Die Präsidentin der Baselbieter Grünen und Landrätin hatte gefragt, wie Bildungsdirektorin Monica Gschwind gedenke, im Kanton die Entwicklung von schulergänzender Tagesbetreuung und von Tagesschulen weiter voranzutreiben. Mit dieser Antwort möchte sich Brenzikofer nicht begnügen, wie sie im Gespräch mit der bz betont.
Florence Brenzikofer: Die Regierung fokussiert fast ausschliesslich auf die Angebote auf der Primarstufe und verweist ständig auf das Gesetz über die familienergänzende Kinderbetreuung (FEB), das vom Baselbieter Stimmvolk letzten November angenommen worden ist. Mir geht es aber um Tagesschulen als ganzheitliche Bildungs- und Betreuungsangebote – und das auch für die Sekundarstufe I, schliesslich gehören die 7. bis 9. Klasse genauso zur obligatorischen Schulzeit.
Es kann doch nicht sein, dass der Kanton nicht weiss, was in den Sekundarschulen angeboten wird. Immerhin ist er für diese Schulstufe zuständig. In der Sek sind die Jugendlichen teils überfordert, wenn sie bei den Mittagstischen nicht auch pädagogisch betreut werden. Da braucht es klare Strukturen. Die ganze Antwort auf meine Interpellation ist extrem defensiv. Monica Gschwind verkennt das Potenzial, das im Konzept der Tagesschulen liegt.
Schon mehrere Studien haben gezeigt, dass sich die Investition in Ganztagesbetreuungen auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht lohnt. So wächst das Steueraufkommen, weil die jeweilige Gemeinde dank der Angebote attraktiver für Zuzüger wird, vor allem für junge Familien und für Expats. Zudem können die Sozialhilfekosten gesenkt und die Integration gefördert werden. Kindern aus schwierigen Verhältnissen hilft die Betreuung, die Schule zu meistern.
In der Stadt Zürich läuft das Projekt «Tagesschule 2025». Bis dann sollen alle Stadtzürcher Volksschulen als Tagesschulen geführt werden. Die Stadt rechnet mit Einsparungen von 30 bis 40 Millionen Franken pro Jahr. Aber in Baselland hinken wir da deutlich dieser Entwicklung hinterher.
Es stimmt, dass es besonders im Oberbaselbiet noch sehr wenige Betreuungsangebote gibt. Aber es ist mir klar, dass es nicht ein bis ins Detail gleiches Konzept für alle geben kann. Wie es ja vom FEB-Gesetz vorgesehen ist, sollen aber alle zwingend Bedarfsabklärungen machen. Dann wird man sehen, dass die 858 aktuellen Plätze noch nicht das Ende der Fahnenstange sind. Was der Kanton zumindest langfristig aber für alle erarbeiten sollte, ist ein Rahmenkonzept, denn heute gibt es bei allem, was sich Tagesschule nennt, noch grosse Unterschiede.
Ich werde im Landrat zu meiner Interpellation sicher die Diskussion verlangen und dann wohl mit einem verbindlicheren Postulat nachdoppeln.