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Um den Lehrermangel zu bekämpfen, wurde eine Pädagogik-Ausbildung für Quereinsteiger geschaffen. Im Sommer erlangen die ersten Studierenden diesen Abschluss. Der Einstieg in den neuen Beruf wird für sie schwierig. Noch muss sich weisen, ob die Quereinsteiger auf dem Markt wirklich gefragt sind.
Die Bedenken des Baselbieter Grünen-Landrats Michael Vollgraff sind nicht ganz zerstreut. Die regierungsrätliche Antwort auf seine Interpellation zu den Qualifikationen der Quereinsteiger in den Lehrerberuf lässt ihn etwas ratlos zurück. Vollgraff will sichergehen, dass die Quereinsteiger im Baselbiet kompetent sind. Beziehungsweise, dass sie an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in den Genuss einer guten Ausbildung kommen. «Die Antworten der Regierung stellen mich nicht zufrieden. Vielleicht ist es für eine abschliessende Beurteilung dieser Ausbildung ja auch noch zu früh. Im Sommer werde ich dann wahrscheinlich den nächsten Vorstoss einreichen.»
Im Kanton Baselland bleibt die Zahl der Schulrepetenten stabil. Dies teilt der Regierungsrat mit, nachdem der Grünen-Landrat Klaus Kirchmayr eine Interpellation eingereicht hat, in welcher er wissen will, ob hohe Durchfallquoten einen Einfluss auf die Bildungskosten hätten. Im Jahr 2011 mussten 2,2 Prozent aller Baselbieter Volksschüler das Schuljahr repetieren. Über die 11 Schulstufen liegt die Repetentenquote somit bei 24,6 Prozent. Zum Vergleich: 2001 lag dieser Wert bei 27,7 Prozent. Für das Jahr 2009 rechnete der Regierungsrat aus, dass sich die Mehrkosten bei 15 000 Franken pro Schuljahr und Schüler auf 12 Millionen summieren. Diese Zahl könne allerdings nicht absolut gesehen werden: «Eine realistische Kostenrechnung müsste auch in Rechnung stellen, dass Schülerinnen und Schüler, welche die Grundkompetenzen nicht erwerben, für sich und die Volkswirtschaft ein erhöhtes Risiko darstellen.» (lsi)
Quereinsteiger waren unzufrieden
Dann werden die Ersten das sogenannte Studienprogramm für erfahrene Berufspersonen abschliessen. Das Programm wurde im Jahr 2011 ins Leben gerufen und sollte mithelfen, den Lehrermangel in der Volksschule zu beheben: Über 30-Jährige sollten auch ohne Matura in der Primar- und Sekundarschule unterrichten dürfen.
319 Personen aus dem Bildungsraum Nordwestschweiz lassen sich derzeit in diesem Programm ausbilden - 43 wohnen im Baselbiet. Nicht in allen Fällen erfüllten sich die Erwartungen an die Ausbildung. Die «Basler Zeitung» schrieb unlängst von den Problemen der Studierenden bei der Stellensuche. Wenn sie sich auf einen studienbegleitenden Lehrerjob bewerben, hagle es meist Absagen. Die Praxiserfahrung ist Bedingung für das Zertifikat. Insbesondere in der Sekundarschule gäbe es im Landkanton kaum Bedarf für Lehrer. Und mit der eidgenössischen Schulharmonisierung Harmos wird sich dieses Problem für jene verschärfen, die nach der Quereinsteiger-Ausbildung auf der Suche nach einem Sekundarlehrerjob sind: Ab dem Schuljahr 2014/2015 wird die Sekundarschule nur noch drei Jahre, die Primarschule dafür sechs Jahre dauern - damit reduziert sich auch der Bedarf an Sekundarlehrern.
Viele Schulen entscheiden im Juni
Der Vize-Direktor der Pädagogischen Hochschule macht sich aber weder wegen der Qualifikationen noch wegen der Berufsaussichten der Quereinsteiger Sorgen. «Sie müssen die gleichen Leistungsnachweise vorweisen wie diejenigen, die das reguläre Studium absolvieren», sagt Walter Rohrer. Nach wie vor ist er der Überzeugung, dass die Quereinsteiger auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. «Viele Schulen entscheiden beim Personal erst im Juni.» Wer im Sommer die Ausbildung abschliesst und noch keine Festanstellung hat, der müsse nicht in Panik verfallen. Auch die längerfristige Perspektive sei gut: «Ein Ende des Lehrermangels ist nicht in Sicht. Dies unter anderem, weil eine Pensionierungswelle auf uns zukommt.»
Rohrer mahnt aber bei der Stellensuche zur Flexibilität an: «Es war von Anfang an klar, dass nicht alle in ihrem Wohnkanton eine Anstellung finden würden.» Der Vize-Direktor der Pädagogischen Hochschule räumt ein, dass «die Stellensituation im Baselbiet nicht mit derjenigen im Kanton Aargau vergleichbar ist».