Reto Schärer gründete eine Vereinigung, die sich für Carchauffeure einsetzt und Weiterbildung organisiert. Schärer weiss, dass die Fahrer nicht nur eine grosse Verantwortung tragen, sondern oft auch auf sich allein gestellt sind.
«Die Basis ist schlicht und ergreifend nicht organisiert», sagt Reto Schärer, Reisecarchauffeur aus Gelterkinden. Das motivierte ihn zur Gründung eines Berufsverbandes. Die Swiss Coach Driver Association (SCDA) kümmert sich seit vergangenem Dezember um die Chauffeure. Denn die Fahrer tragen nicht nur eine grosse Verantwortung, sie sind oft auf sich allein gestellt.
Die bestehenden Verbände, der Nutzfahrzeugverband Astag und die Routiers Suisses, sind politisch gut verankert. Die SCDA will auch nicht gegen die Grossen antreten. Vielmehr will sie deren Angebot für den Fahrer ergänzen. «Bedürfnisse erkennen und sofort handeln», lautet das Motto der SCDA. Baustellen rund um den Berufsstand des Chauffeurs bestehen einige.
Maximale Arbeitszeit erhöht
Auf den 1. Januar 2011 wurde die maximale Arbeitszeit um vier Stunden auf 60 Wochenarbeitsstunden erhöht. «Kein Hahn krähte danach», stellt Reto Schärer fest. Dass sich die Carchauffeure nicht wehrten, hat einen triftigen Grund. Die Arbeits- und Ruhezeitverordnung stimmt seither mit jener der EU bis auf ein kleines Detail überein. Das habe grosse Vorteile für den Fahrer, so der SCDA-Präsident. Die Reisecars sind heute mit digitalen Tachografen ausgerüstet, die sämtliche Aktivitäten des Fahrers aufzeichnen. Wird ein Fahrzeug kontrolliert, gehen die Behörden in ganz Europa gleich vor.
Auch die Weiterbildungspflicht ist europaweit geregelt und umfasst 35 Stunden in fünf Jahren. Laut Schärer eine sinnvolle Sache. Dass allerdings viele Chauffeure die Weiterbildung selbst bezahlen müssen, stösst im sauer auf. Mindestens die Hälfte der Kosten sollte der Arbeitgeber übernehmen, denn er profitiert unmittelbar davon. «Das wäre eine akzeptable Lösung», findet Schärer.
Die SCDA sucht sich erfahrene Partner, mit denen sie Weiterbildungskurse plant. So werden zum Beispiel für die Erste-Hilfe- und Reanimationskurse ein Notfallarzt und ausgebildete Sanitäter ihr Wissen an die Chauffeure weitergeben.
Schärer plant für 2013 einen Kurs über die Sicherheit im Gotthardtunnel «Ich renne offene Türen ein», sagt er. Chauffeure aus ganz Europa werden daran teilnehmen. Der Verein sieht sich auch als Kommunikations- und Informationsplattform für den Chauffeur. Grösstes Projekt der SCDA ist eine europäische Datensammlung für Berufschauffeure. Diese beinhaltet alle wichtigen Informationen über Länder, Städte, Verkehrsvorschriften, Parkplätze und so weiter. Damit kann sich ein Chauffeur vorbereiten.
«Für die Sicherheit ist dies das A und O», weiss Schärer aus Erfahrung. Die Infodatenbank soll dem Chauffeur auch unterwegs helfen. «Oft wünschen Reisegruppen eine Programmänderung», sagt Schärer. Über sein Smartphone findet der Fahrer auf der SCDA-Webseite Verpflegungsmöglichkeiten in der Umgebung, in der er sich gerade befindet. «Von diesem Service profitiert der Fahrgast, der Chauffeur und nicht zuletzt der Unternehmer», sagt Schärer.