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Die Stadt konkurrenziere mit der neu lancierten Genusswoche das Land, sagt der Liestaler Vize-Präsident Franz Kaufmann.
In Basel finden sie diesen Herbst zum ersten Mal statt, im Baselbiet bereits zum siebten Mal: Die Genusswochen. Bei den Trägerorganisationen dieses kollektiven Schmausens von regionalen und saisonalen Produkten fällt auf, dass in Liestal dieses Jahr eine nicht mitmacht, die dort von Anfang an dabei war, nämlich die Organisation Slow Food. Sie ist jetzt dafür im Nachbarkanton involviert.
Dieser Frontenwechsel hat dem Liestaler Stadtrat Franz Kaufmann den Genuss zumindest temporär verdorben. Denn er sieht ihn als Konsequenz eines andern Frontenwechsels: jenem von Lukas Ott, der vor etwas mehr als einem Jahr vom Liestaler Stadtpräsidenten zum Basler Stadtentwickler wurde. Und in dieser Funktion ist Ott eine der treibenden Kräfte hinter der neuen Basler Genusswoche. Kaufmann, der jahrelang Otts Stellvertreter als Liestaler Stadtpräsident war, sagt: «Die grosse Stadt konkurrenziert wieder einmal das Land. Ott exportiert eine Erfolgsgeschichte nach Basel. Wo wachsen denn all die regionalen Produkte? Bei Ott auf dem Marktplatz?»
Und der sonst eher zurückhaltende Kaufmann schiebt nach: «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.» Die Stadt Liestal gehörte zusammen mit Slow Food und Baselland Tourismus zu den Baselbieter Pionieren in Sachen Genusswoche.
Esther Lohri, seit einem Jahr Präsidentin von «Slow Food Basel – Stadt und Land», relativiert den Wechsel von Baselland zu Basel-Stadt. Der Begriff Wechsel sei eigentlich falsch, weil ihr Verein die Genusswoche in Basel finanziell nicht unterstütze. Die einzige Beteiligung bestehe darin, dass sie als Vereinspräsidentin im Qualitätskomitee sitze. Dies, weil sie angefragt worden sei, sagt Lohri.
Als Grund für den Ausstieg im Baselbiet nennt sie die dortige Ausdehnung der Genusswoche von zehn Tagen auf sechs Wochen im letzten Jahr. «Dadurch hat die Genusswoche an Ausstrahlung verloren.» Der regionale Slow Food-Verein habe nicht viel Geld. 2017 habe man im Baselbiet 1500 Franken an die Genusswoche bezahlt, ohne aktiv mitzumachen. Letztes Jahr habe der Vorstand dann beschlossen, dieses Geld lieber in eigene Veranstaltungen zu investieren, sagt Lohri. Derzeit ist aber noch offen, welche das sein werden.
Tobias Eggimann, Geschäftsführer von Baselland Tourismus und Präsident des neu gegründeten Trägervereins IG Baselbieter Genusswochen, bedauert, dass Slow Food im Baselbiet nicht mehr als Träger mitmacht. «Uns wurden finanzielle Gründe dafür genannt», so Eggimann. Slow Food sei ein wichtiger Partner gewesen, der jeweils die Anträge an den Swisslos-Fonds eingereicht habe.
Der Fonds wird aber – jetzt auch ohne Slow Food – auch in diesem Jahr um Unterstützung angegangen. Beantragt sei, rund ein Drittel des 60'000 Franken schweren Budgets der diesjährigen Genusswochen auf dem Land zu finanzieren, sagt Eggimann. Er freut sich, dass Basel dieses Jahr ebenfalls auf den Genusswoche-Zug aufspringt. Allerdings gebe es mit Ausnahme von Kommunikationssynergien noch keine gemeinsamen Aktionen, weil in Baselland die Planung praktisch abgeschlossen sei, während Basel erst am Starten sei.
Und was sagt der kritisierte Lukas Ott? Er sieht in der Lancierung der Genusswoche in Basel keine Konkurrenzierung des Lands: «Ich sehe das vielmehr als gegenseitige Ergänzung und Bereicherung.» Den Anstoss, eine Genusswoche in Liestal und Baselland durchzuführen, habe 2012 der damalige Präsident von «Slow Food Basel – Stadt und Land», Jürg Ewald, gegeben.
Es sei deshalb naheliegend gewesen, Slow Food auch bei der Gründung in Basel miteinzubeziehen, sagt Ott. Bei den Genusswochen würden Stadt und Land eng zusammen spannen, wie das auch bei der vom Bund unterstützten Förderung von Regionalprodukten der Fall sei.
Impressionen der Genusswoche 2016