Einradclub Arlesheim
Hockey mal anders: Wo Balance und Raumdenken das A und O sind

Mit einem Einrad zu fahren und das Gleichgewicht zu halten, kann man sich noch halbwegs vorstellen. Auf diesem Gerät auch noch Hockey zu spielen, schon weniger. Doch genau dies tun sie meisterhaft, die Spielerinnen und Spieler des Einradclubs (EC) Arlesheim.

Simon Tschopp
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Einradhockeyspielerinnen und -spieler des EC Arlesheim kämpfen während des Trainings um den Filzball.Fotos: Kenneth Nars

Einradhockeyspielerinnen und -spieler des EC Arlesheim kämpfen während des Trainings um den Filzball.Fotos: Kenneth Nars

Kenneth Nars

Es ist tropisch an diesem Montagabend in der Gerenmatthalle. Die fünf jungen Frauen und drei jungen Männer bilden zwei Teams, jagen auf ihren Einrädern mit Eishockeystöcken einem Tennisball nach und versuchen, diesen in den Unihockeytoren zu versenken. Wie beim Eishockey hört es sich an, wenn die Spielenden sich duellieren und ihre Stöcke aufeinanderprallen. Akrobatisch und flink bewegen sich die Einradhockeyaner. Stürze, alle harmlos, gibt es zwar, aber erstaunlich wenige. Mitglieder des Oldhook-Teams und der Midhook-Equipe absolvieren eine Trainingseinheit. Die dritte Mannschaft nennt sich Younghook. Die Teams setzen sich aufgrund des Spielniveaus ihrer Angehörigen zusammen, nicht nach deren Alter, und sind gemischt mit Frauen und Männern. Linus Meier ist Akteur der A-Mannschaft (Oldhook) und trainiert das B-Team (Midhook). Seit etwa fünf Jahren betreibt er diese Sportart.

Vor elf Jahren gegründet

«Einradfahren ist am Anfang hart, weil man viele Stürze in Kauf nehmen muss», spricht der 18-Jährige aus eigener Erfahrung. Es seien viele Balanceakte nötig – nicht nur nach links und rechts, auch nach vorne und hinten. Man müsse koordinativ fit sein. Beim Einradhockey ist zusätzlich Teamgeist erforderlich, wie in einer Mannschaftssportart unabdingbar. «Nicht nur der Sinn fürs Zusammenspiel, auch das Raumdenken ist sehr wichtig, damit die Pässe den Mitspieler erreichen. Und es braucht Absprache und Kommunikation», erklärt Meier, der in Gempen wohnt und sein zweites Lehrjahr als Polymechaniker absolviert.

Der 2006 gegründete EC Arlesheim zählt derzeit rund 30 Mitglieder zwischen 11 und 20 Jahren. Zu Beginn der Vereinstätigkeit wurden auch Einradrennen, Geschicklichkeitsparcours, Hoch- und Weitsprung angeboten, doch das Hockey stach heraus – bis heute. «Derzeit sind wir auf Einradhockey spezialisiert», betont Linus Meier. Dessen Vater Urs Meier, der seit den Anfängen dabei ist, coacht Mannschaften, springt immer wieder mal als Trainer ein und übernimmt organisatorische Arbeiten. Onkel Guido Meier präsidiert den Verein. Ohne Meiers geht beim EC Arlesheim nichts.

Im A-Team figurieren auch zwei Spieler aus Südbaden. Einradhockey sei in Deutschland verbreitet, weiss Linus Meier. Auch die Schweiz hat ein eigenes Nationalteam – ein sehr erfolgreiches sogar. Was kaum jemand weiss: Das Team hat letztes Jahr den Weltmeistertitel geholt. Meier war zwar fürs Nachwuchs-Nationalteam angefragt worden, «ich lehnte jedoch aus persönlichen Gründen dankend ab».

In der Region ist der EC Arlesheim führend im Einradhockey. 2016 feierte er mit seinem vergleichsweise jungen Oldhook-Team den bisher grössten Erfolg: die Promotion in die A-Liga, die höchste nationale Klasse. Das war laut Meier «ein grosser Sprung», wofür die Einradhockeyaner von der Gemeinde Arlesheim geehrt wurden. In den zwei Jahren zuvor belegten die Unterbaselbieter in der B-Liga die Ränge drei und zwei. «Diese Saison in der A-Liga war hart», konstatiert Linus Meier, sie seien regelrecht «abgetrocknet» worden. Immerhin konnten sich die Arlesheimer den Klassenerhalt knapp sichern. Ob sie auch im kommenden Jahr wieder ein A-Team stellen, ist noch ungewiss. Aus Studiengründen können nicht alle Spieler mittun. Vielleicht muss der EC Arlesheim aussetzen.

Spieler sind auch Trainer

Neben den Schweizer Meisterschaften und Grümpelturnieren nimmt die Mannschaft sporadisch an weiteren Wettbewerben teil. «Je nach Lust unserer Mitglieder starten wir auch an Rennen oder Wettkämpfen mit anderen Disziplinen», erzählt der 18-Jährige. Sie selber organisierten nur wenige Anlässe, träten jedoch regelmässig an Veranstaltungen auf. Meier stellt jedoch in Aussicht, in der Dreifachhalle einmal ein Spassturnier durchzuführen, das nicht auf Leistung beruht.

Seit Kurzen kann der EC Arlesheim einmal pro Monat die Dreifachhalle für Trainings benutzen. Denn Turniere, an denen pro Mannschaft fünf Spieler auf dem Feld im Einsatz sind, werden in solchen Hallen ausgetragen. Die Gerenmatthalle ist zu klein. Dazu merkt Linus Meier an: «Wir betreiben eine Randsportart und sind nicht so angesehen wie der Fussballclub.» An Montagen unterrichten die A-Spieler des EC Arlesheim das B- und C-Team, mittwochs trainieren sie als Oldhook-Equipe. Diese hat seit vergangenem Jahr einen neuen Trainer, einen Spezialisten für Einradfahren und -hockey. Mehr Mitglieder gewinnen, einen guten Nachwuchs aufbauen für eine breitere Basis sowie sich in der A-Liga etablieren – diese Ziele strebt der Verein in den nächsten Jahren an.

www.ecarlesheim.ch