Die Probleme mit hiesigen Wäldern werden stets grösser, die Sorgenfalten in den Gesichtern der Waldbesitzer und des Forstpersonals immer tiefer.
«Die Wälder haben im vergangenen Sommer massiv gelitten», sagt Balz Recher, der Revierförster des Forstreviers Riedbach, zu dem die Gemeinden Bubendorf, Lupsingen, Seltisberg und Ziefen gehören. «In unserem Forstrevier sieht es im Vergleich mit dem Rest des Kantons schlechter aus», beklagt Recher. Seltisberg sei von den vielen Wegen her am meisten betroffen.
Nun haben die vier Einwohner- und die vier Bürgergemeinden die Flucht nach vorne angetreten und in all ihre Haushalte ein Flugblatt verteilen lassen. Damit weisen sie auf die Folgen der Trockenheit 2018 und die Risiken im Wald hin. In einem Naturraum, den Sie als Waldbesucher freiwillig und auf eigene Gefahr hin beträten, sollten Sie stets aufmerksam sein, um potenzielle Gefahren zu erkennen, steht auf diesem Flyer. Und weiter in Rot: «Aufgrund der akuten Gefahrenlage im Wald lehnen die Waldbesitzer bei Unfällen jede Verantwortung und Haftung ab. Sie betreten die Wälder auf eigene Gefahr.»
Mit den Waldbesitzern sind die Bürgergemeinden gemeint, die auf dem Flugblatt aufgeführt sind. Wenn jemand quer durch den Wald geht, ist diese Person selbst verantwortlich, der Waldeigentümer haftet nicht. Kantonsforstingenieur Ueli Meier betont, dass Waldeigentümer keine Bewirtschaftungspflicht haben. «Sie müssen nichts tun.» Wenn sie allerdings als Werkeigentümer aufträten, weil sie irgendeinen Grillplatz oder Vita-Parcours betrieben, dann stehe der Werkeigentümer in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass eine bestimmungsgemässe Nutzung dieser Infrastruktur gefahrlos möglich sei, führt der Vorsteher des Amts für Wald beider Basel aus.
Für Revierförster Balz Recher ist die Flyeraktion im Forstrevier Riedbach «vermutlich erst der Anfang». Von Sperrungen werde man vorläufig absehen. «Wenn wir absperren, heisst das für die Leute, dass es sicher ist, wenn sie woanders durchgehen», gibt er zu bedenken.
Die Gefahreninformation des Frostreviers Riedbach haben die vier beteiligten Gemeinden selbstständig initiiert und nicht mit dem Amt für Wald beider Basel abgesprochen. Für Ueli Meier geht dies in Ordnung. «Das ist Sache der Gemeinden und korrekt so.» Für ihn ist das eine «gute» Massnahme – lokal bezogen auf eine lokale Situation. Der Kantonsforstingenieur findet auch «sehr gut», dass sich nicht nur die Waldbesitzer, sondern auch die Einwohnergemeinden zu diesem Schritt entschlossen haben. Denn die Einwohnergemeinden sind verpflichtet, die Bevölkerung vor naturbedingten Schadenereignissen zu schützen.
Das Forstrevier Riedbach umfasst eine Waldfläche von 1100 Hektaren, davon befindet sich gut ein Viertel in Privatbesitz. Für Leute, die sich im Wald dieses Frostreviers aufhalten, aber nicht Einwohner der vier Dörfer sind und somit auch keinen Flyer erhalten haben, werden an den Waldeingängen Plakate angebracht, um die Risiken klarzumachen.
Mitte Juli hat schon die Gemeinde Reinach darauf aufmerksam gemacht, dass im Forstrevier Angenstein dürr gewordene Äste unerwartet von Bäumen fallen könnten. Zu einem drakonischen Mittel sah sich die Bürgergemeinde Basel als Eigentümerin des Hardwalds zwischen Birsfelden und Muttenz gezwungen: Sie erklärte vor gut einer Woche das ganze Gebiet zur Sperrzone.