Wer sich in den vergangenen Monaten brav an die Maskenpflicht und die Kontakteinschränkungen hielt, muss sich unweigerlich verschaukelt vorkommen.
An einem Wochenende feiern mehrere tausend den FC Basel-Protest vor dem Stadion, am nächsten marschieren 6'000 Maskenlose durch Liestal, weil sie die Coronaregeln nicht begreifen können. In beiden Fällen hält sich die Polizei im Hintergrund. Kein Wunder schiessen Forderungen ins Kraut, man möge solche Zusammenrottungen sofort auflösen.
Die Empörung nimmt aber zuweilen absurde Züge an. Von Sondereinheiten ist die Rede, an den Super-Puma wird erinnert, der vor einigen Jahren einen wohl harmloseren Harassenlauf verhindern sollte. Das beweist vor allem: Ein Jahr der Pandemie hat bei vielen die Nerven freigesetzt.
Denn zum einen existiert in der Schweiz ein Anspruch auf öffentliche Kundgebungen. Zum anderen ist es schlicht nicht möglich, eine Veranstaltung mit so vielen Menschen gewaltfrei aufzulösen. Natürlich ist es nicht besonders klug, dass die Basler Polizei bei kleineren Veranstaltungen wie dem Frauentag oder einer Kurdendemo Härte demonstriert. Aber bei den zwei genannten Massendemos haben die Verantwortlichen richtig gehandelt.
Dass nicht jedes Recht auf alle Arten durchgesetzt werden kann, muss ein Rechtsstaat aushalten können. Selbst bei Anliegen, die überhaupt nicht den eigenen Meinungen entsprechen.