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Die Ärztegesellschaft Baselland und der Verband der Assistenz- und Oberärzte Basel präsentierten der bz exklusiv ihr detailliertes Konzept eines Spital-Neubaus in Pratteln. Das Besondere: Der Salina-Raurica-Generalplaner hat die Machbarkeit bereits bestätigt.
Rund 3000 Ärzte haben dem Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomas Weber gerade eine herausfordernde Denkaufgabe gestellt. Gestern wurde dem Regierungsrat nämlich nicht wie erwartet nur der Strategiebericht des Verwaltungsrats des Kantonsspitals Baselland (KSBL) auf den Tisch gelegt. Auch von der Ärztegesellschaft Baselland (AeGBL) und dem Verband der Assistenz- und Oberärzte (VSAO) Basel wurde ihm ein Schreiben übermittelt. Und dieses hat es in sich, wie der exklusive Einblick, den die bz erhielt, zeigt. Die Ärzte zeigen auf, wie ein Spital-Neubau im kantonalen Wirtschaftsentwicklungsgebiet Salina Raurica in Pratteln die bisherigen KSBL-Standorte Liestal und Bruderholz ersetzen könnte. Laufen bleibt bei den Plänen aussen vor, eventuell müsste dort ein Ambulatorium aufrecht erhalten werden.
«An unserer Variante muss man alle anderen messen. Wir setzen die Latte hoch», sagt AeGBL-Vorstandsmitglied Conrad Müller selbstbewusst. Er wie auch AeGBL-Präsident Tobias Eichenberger und VSAO-Präsident Miodrag Savic sind überzeugt, dass Weber ihren Vorschlag nicht einfach als zu spät lanciert zu den Akten legen kann. Es sei nicht schneller möglich gewesen, das Konzept so detailliert auszuarbeiten. Erst vor drei Monaten hätte man vom Generalplaner von Salina Raurica, Losinger-Marazzi, gehört, dass ein Areal zur Verfügung stünde.
Damit war eine der grössten Hürden für ein Neubau-Projekt, nämlich den Standort zu finden, übersprungen. «Ohne das wäre es ein Luftschloss geblieben, so wird es reell», sagt Müller. Konkret soll zwischen der S-Bahn-Haltestelle Salina Raurica und dem Autogrill-«Fressbalken» auf der A2 ein Gesundheitscluster entstehen. Dieser würde drei Teile umfassen: ein Zentrumsspital mit erweiterter Grundversorgung und Notfallstation, ein ambulantes Zentrum für teil- und kurzstationäre Aufenthalte sowie optional ein Bereich für Alter und Pflege mit Alterswohnungen und Pflegeplätzen (siehe Grafik). Alles bestens erschlossen durch öV und Individualverkehr in der Schnittstelle zwischen Unter- und Oberbaselbiet. «Einen besseren Standort für ein Spital gibt es nicht», sagt Eichenberger.
AeGBL und VSAO liessen bereits die planerische Umsetzbarkeit durch Losinger-Marazzi und die Gemeinde Pratteln prüfen und erhielten deren Segen. Auch die Landbesitzer wie Roche seien informiert.
Doch scheitert das Ganze nicht am Geld? Schliesslich steht das KSBL finanziell äusserst schlecht da. Auch hier treten Eichenberger, Müller und Savic sehr überzeugt auf. Losinger-Marazzi, die bereits Spitäler geplant haben, hätten die Kosten berechnet. Rund 400 Millionen Franken würde das Akutspital kosten, knapp 200 Millionen Franken das Ambulatorium. «Wenn das KSBL über 500 Millionen Franken für die geplanten Umbau- und Ausbaumassnahmen in Liestal und auf dem Bruderholz aufwenden kann, hat man das Geld für das neue Akutspital bereits beisammen», sagt Eichenberger.
Und noch etwas: «Für das Filetstück Salina Raurica werden mit Bruderholz und Liestal gleich zwei Filetstücke frei für neue Nutzungen», sagt Savic. Rund 300 Millionen Franken seien diese Flächen nach der Umzonung in Wohnareale (Bruderholz) und Wohnen/Gewerbe (Liestal) wert. Der letzte Kniff: Das Ambulatorium soll durch einen Investor finanziert werden, der es dann an das KSBL vermietet. Auch denkbar sei, dass sich das Basler Universitätsspital (USB) später als Mieter anschliesse. Eichenberger hält fest: «Losinger-Marazzi hat bereits mit möglichen Investoren gesprochen, die grosses Interesse zeigen.»
Der Neubau bedingt allerdings, dass die bisherigen Spital-Standorte bis zur Fertigstellung weiterbetrieben werden können. Deshalb sieht die Ärztegesellschaft einen straffen Zeitplan vor: zwei Jahre politischer Prozess, drei Jahre Planung, drei Jahre Bau. Eröffnung 2027. Zur Erinnerung: Wäre die Spitalfusion von KSBL und USB nicht an der Urne gescheitert, hätte sie 2026 voll umgesetzt sein sollen.