Der scheidende Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller wird neuer Präsident der Genossenschaft GGA Arlesheim. Die Verträge mit der Inter-GGA kommen dadurch auf den Prüfstand.
In der GGA-Genossenschaft Arlesheim, die als Eigentümerin das Arlesheimer Kabelnetz unterhält, kam es am Mittwoch zu einer kleinen Palastrevolution. Die Interessensgruppe «Unser Netz», in der sich die Kritiker des Inter-GGA-Providerwechsels seit anderthalb Jahren organisiert hatten, wählte zwei ihrer Vertreter in den Vorstand der Genossenschaft.
Zum einen ist das der Wirtschaftsinformatiker Benedikt Bischofberger und – das kommt überraschend – der abtretende Arlesheimer Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller. Er wird als neuer Präsident der GGA Arlesheim amten, und Bischofberger soll per 2017 die Geschäftsführung der Genossenschaft übernehmen. Damit hat Zeller, kaum aus der Politik ausgeschieden, bereits wieder ein wichtiges Amt angenommen. Die Besetzung zweier Schlüsselpositionen in der GGA Arlesheim durch Vertrauenspersonen der Gruppe «Unser Netz» ist eine gute Nachricht für die Arlesheimer Kabelnetz-Kunden.
«Es ist zu hoffen, dass sie jetzt die Emanzipation der GGA von der Inter-GGA in die Wege leiten werden oder sonst einen Weg finden, das Angebot für den Kunden wieder attraktiver zu machen und die Einnahmen für die GGA zu steigern», sagt Beat Hörmann. Der GGA-Genossenschafter hatte die oppositionelle Gruppe «Unser Netz» vor anderthalb Jahren mitinitiiert. Der Personalwechsel im Vorstand werde die Genossenschaft insgesamt wieder transparenter machen, ist er überzeugt.
Tatsächlich wurden in der Vergangenheit brisante Geschäfte getätigt. So wurde der Inter-GGA im letzten Jahr ein Darlehen von 120'000 Franken zu einem Zins von zwei Prozent gewährt, das bis Ende 2018 zurückbezahlt werden muss. Das Reinacher Unternehmen soll damals nicht in der Lage gewesen sein, dieses Geld am Finanzmarkt zu beschaffen. Ob und in welcher Höhe andere Aktionärsgemeinden der Inter-GGA unter die Arme gegriffen haben, ist nicht bekannt. Als «fragwürdig» taxierte auch Bischofberger dieses Geschäft. Er wird auch bemüht sein, die Geschäftszahlen der Inter-GGA dem interessierten Publikum zugänglicher zu machen.
Kommt es nun zum Bruch zwischen der GGA Arlesheim und der Inter-GGA? Kurzfristig sicher nicht, obwohl der Aktionärsbindungsvertrag kritisch überprüft werden wird. Die neuen Vorstandsmitglieder Benedikt Bischofberger und Karl-Heinz Zeller werden sich dafür einsetzen, produktseitig attraktivere Deals für die Arlesheimer Kabelnetz-Benutzer auszuhandeln. Im unteren Preissegment bietet die Quickline-Konkurrentin Improware ein breiteres Angebot und bezahlt den KabelnetzEigentümern bedeutend höhere Rückerstattungen, wenn sie ihr Netz als Provider benutzen dürfen. Für Zeller wie Bischofberger ist es aber unwahrscheinlich, dass sie die GGA Arlesheim wie die Nachbargemeinde Dornach komplett von der Inter-GGA abkoppeln und zur Improware zurückkehren wird.
Zeller gilt aber als Verfechter des Dual-Provider-Modells. Sie werden aber bemüht sein, die Erträge der GGA Arlesheim zu steigern, um die nötigen Mittel für Investitionen in den Ausbau des eigenen Netzes zu generieren. Ein Upgrade auf Glasfaser wird irgendwann nötig und vor allem sehr teuer.
Als Gemeindepräsident wurde Karl-Heinz Zeller am Donnerstag von der Stimmbevölkerung an der Gemeindeversammlung mit Standing Ovations verabschiedet. Sein Nachfolger Markus Eigenmann (FDP) würdigte das 24 Jahre andauernde Schaffen Zellers im Gemeinderat in einer ausführlichen Laudatio, in welcher er die Highlights seiner politischen Karriere Revue passieren liess.
Der 55-Jährige wurde 1992 überraschend für die damals neue Gruppierung Frischluft in den Gemeinderat gewählt, wo er zunächst das Departement Tiefbau übernahm. Die Skepsis der FDP gegenüber dem krawattenlosen, langhaarigen Gemeinderat war spätestens dann verflogen, als er als Finanzchef grosse Überschüsse ausweisen konnte. Als er 2001 zum ersten Mal in stiller Wahl zum Gemeindepräsidenten gewählt wurde, entwickelte er mit der Vision A das erste Leitbild der Gemeinde zusammen mit der Bevölkerung. Lange belächelt gibt dies heute noch die Marschrichtung des Gemeinderats in Bezug auf die Entwicklung des Dorfs bis 2020 an. Noch dieses Jahr konnte die Zonenplanrevision verabschiedet werden, die Zeller als eines seiner wichtigsten Geschäfte sah. Der Abtretende war in seiner kurzen Dankesrede zu Tränen gerührt.