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Die Rennbahnkreuzung sei sicherheitstechnisch top, sagt der Kanton. Die Gemeinde Muttenz sieht hingegen Handlungsbedarf.
15 Mal gab es seit 2014 Unfälle an der Rennbahnkreuzung – und am Mittwoch krachte es zusätzlich grad zwei Mal kurz hintereinander. Der naheliegende Schluss, den man daraus ziehen kann: Die Kreuzung ist ein Unfallschwerpunkt. Doch dem widerspricht einer, der er wissen muss, nämlich Urs Hess, im kantonalen Tiefbauamt verantwortlich für die Kantonsstrassen. «Es kracht an der Rennbahnkreuzung nicht überdurchschnittlich oft», sagt er.
Das hat für ihn auch einen Grund: «Sicherheitstechnisch weist die Kreuzung einen hohen Standard auf. Moderner als diese, ist fast nicht möglich.» Natürlich sei das Tram ein Verkehrsträger, der die Lage für Autofahrer unübersichtlich mache. «Aber der ganze Verkehr wird konsequent durch Lichtsignalanlagen gesteuert. Man muss nie dem Tram den Vortritt lassen, ohne selber Rot zu haben.»
Ganz so idiotensicher ist die Kreuzung allerdings nicht. Denn vor drei Jahren wurde sie saniert, im Zuge der Erneuerung der St. Jakobs-Strasse. Dabei ging es nur am Rand um Sicherheit. «Die Kreuzung war schon vorher ungefährlich», sagt Hess. Hauptanliegen war damals die Erhöhung der Verkehrskapazität. Dies erreichte man durch eine Neugruppierung der Spuren in den von Norden und Süden einfahrenden Strassen und eine daran angepassten Ampelregelung. Seither müssen Verkehrsteilnehmer, die aus der Margelackerstrasse nach links in die St. Jakobs-Strasse einbiegen wollen, dem Gegenverkehr den Vortritt überlassen – trotz grüner Ampel.
Damit dies nicht zu Kollisionen führt, wurden zwei Massnahmen ergriffen. Einerseits warnt neben dem obligatorischen gelben Blinklicht ein Schild, man solle den «Gegenverkehr beachten». Andererseits beginnen die Grünphasen des geradeaus fahrenden und des links abbiegenden Verkehrs leicht zeitversetzt. «So sieht man als Abbieger den Gegenverkehr kommen, bevor man losfährt», sagt Hess. Sowieso biege wenig Verkehr nach links ab, sodass er seit der Sanierung «absolut kein Thema» sei.
Für die Kantonspolizei entspricht die Linksabbiege-Regelung «vollumfänglich dem Strassenverkehrsgesetz», wie sie auf Anfrage erklärt. In anderen Kantonen sei eine solche Regelung schon seit je her in Anwendung. Doch sie sei fürs Baselbiet «ungewohnt». Aus diesem Grund hat man die oben erwähnten, zusätzlichen Schilder aufgestellt, die laut Gesetz nicht zwingend wären.
Der Kanton sieht also keinen Änderungsbedarf an der Rennbahnkreuzung. Das sieht der Muttenzer Gemeinderat Roger Boerlin (SP) ganz anders. Er erinnert an die 15 Unfälle seit der Sanierung. «Das ist eine rechte Häufung», sagt er. «Da kann man wirklich nicht sagen, die Kreuzung sei optimal ausgebaut. Ich lege nicht meine Hand ins Feuer, dass nicht bald wieder so etwas passiert wie jetzt» Welche Massnahmen es konkret braucht, kann er aber nicht sagen. «Das sollen jetzt die Verkehrsingenieure anschauen. Der Kanton ist jetzt in der Pflicht, etwas zu tun.»
Vor rund 15 Jahren, erinnert er sich, gab es Pläne, eine Unterführung zu bauen, aber das war dann zu teuer. 2014 wurde die Idee geprüft, einen Kreisel zu errichten – und sofort wieder verworfen. Gründe gibt es laut Hess zwei: Einerseits ist die zu bewältigende Verkehrsmenge zu gross, andererseits führt das Trassee des Trams neben der Strasse. «Wenn Sie aus einem Kreisel kommen und ein Tram überqueren müssen, ist das zu gefährlich», sagt er. Er bleibt bei der Feststellung: «Im Prinzip ist die Kreuzung jetzt sicher.» Doch auch er weiss: Manche Fahrer donnern noch bei Orange durch, und im dichten Verkehr verliert manch einer die Geduld und überschreitet die Vorschriften. «Das ist dann eine Frage der Disziplin der Verkehrsteilnehmer und der Verkehrserziehung», so Hess.
Das Tiefbauamt könne nichts anders machen als die Anlage zur Verfügung zu stellen. Üblicherweise überprüfe der Kanton eine Verkehrsanlage und überlege sich bauliche Veränderungen, wenn sie von den Leuten nicht akzeptiert würden. «Aber bei der Rennbahnkreuzung sehen wir dazu nicht den geringsten Bedarf.»
Nicht ganz so sicher, dass es keine bauliche Verbesserung braucht, sind die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB). Dank der Lichtsignalanlage erachte man die Kreuzung für Trams grundsätzlich als sicher, sagt Sprecher Benjamin Schmid. Bei der Auswertung der Ursache des Unfalls vom Mittwoch tausche man sich mit den zuständigen Stellen aus, «dies insbesondere dann, wenn aus Gründen der Unfallursache notwendige Anpassungen der Situation vor Ort angezeigt wären».