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Auch die Liestaler Weinkellerei Siebe Dupf leidet unter Corona – jetzt steht der Personalerhalt im Vordergrund.
Qualität war und ist kein Problem für die Liestaler Weinkellerei Siebe Dupf. Das zeigen die zahlreichen Auszeichnungen für ihre Weine (siehe Box). Dafür plagen den Vorzeigebetrieb andere Sorgen: Auf dem Firmengelände an der Kasernenstrasse inmitten eines Wohngebiets ist es eng, die teils veralteten Gebäude mit ihren Treppen erschweren die Abläufe.
Deshalb lagerte Siebe Dupf bereits die Logistik an die Frenkendörferstrasse aus und suchte mit der Liestaler Bürgergemeinde nach einer gemeinsamen Bauparzelle. Die Bürgergemeinde wollte dort einen neuen Werkhof, Siebe Dupf eine neue Weinkellerei erstellen, zudem hätte eine vertiefte Zusammenarbeit geprüft werden sollen.
Diese Pläne sind bekanntlich gescheitert, nachdem der Bürgerrat wegen dem möglichen Einstieg ins Weingeschäft massiv in die Kritik gekommen war. Siebe-Dupf-Geschäftsführer Nicolas Neuhaus sagt: «Wir zogen im Frühling die Reissleine, weil wir zwischen die Fronten geraten sind.» Die negativen Stimmen hätten ihn sehr verwundert, weil es sich bei der Zusammenarbeit ja erst um ein Prüfverfahren gehandelt habe.
Wie geht es nun weiter bei der Suche nach einem neuen Standort? Neuhaus: «Wir haben verschiedene Optionen und sind am Evaluieren. Im Moment ist aber noch nichts spruchreif.» Klar sei, dass man bei den Arbeitsabläufen mit einem Neubau vieles vereinfachen könne. Nicht in Frage kommt für den Geschäftsführer eine Zwischenlösung. Das habe ihm die Rekordernte vor zwei Jahren aufgezeigt, als die Verarbeitung von über 300 Tonnen Trauben an der Kasernenstrasse funktionierte.
In diesem Jahr ist die Ernte wegen des trockenen Septembers geringer ausgefallen, qualitativ aber laut Neuhaus ebenfalls überdurchschnittlich. Auf die Frage, ob Siebe Dupf bei der Landsuche Präferenzen habe, sagt Neuhaus: «Unser Unternehmen ist seit 140 Jahren in Liestal. Von daher besteht eine Bindung an den Kantonshauptort. Sollten wir hier nicht fündig werden, wollen wir sicher im Baselbiet bleiben, weil die meisten verarbeiteten Trauben von hier stammen.»
Denkbar sei auch eine aufgesplittete Lösung und nur die Produktion auszulagern. Denn die Lage des Ladens an der Kasernenstrasse sei sehr gut; einen zweiten Laden betreibt Siebe Dupf an der Grenzacherstrasse in Basel. Derzeit steht für Neuhaus aber nicht die Standortsuche zuoberst auf der To-do-Liste: «Die Veränderungen wegen Corona rücken alles andere in den Hintergrund.»
Geschäftsführer Nicolas Neuhaus nennt keine Zahlen, sagt aber, dass das gut laufende Geschäft mit Privatkunden die coronabedingten Rückgänge bei der Gastronomie, den Messen und den Grossereignissen nicht wettmachen könne. Vorrangiges Ziel sei jetzt, das 30-köpfige Team zusammen zu halten.
Ganz ähnlich tönt es von Verwaltungsratspräsident Ernst Bronner. Der 78-Jährige ging vor zwei Jahren auf die Bürgergemeinde zu, weil er eine Nachfolgelösung für sich und seinen vier Jahre jüngeren Mitbesitzer suchte. «Neubau und Nachfolgelösung hängen zusammen. Aber wir stehen nicht unter Zeitdruck und machen weiter, bis wir eine gute Lösung haben. Das sind wir dem Team und der Firma schuldig», sagt Bronner jetzt.
In Basel wurde Ende August nach zweijährigem Unterbruch wieder die Weinprämierung La Sélection durchgeführt. Degustiert und beurteilt wurden von einer Jury mehrere hundert Rot- und Weissweine aus der halben Welt. Dabei wurden an die 137 eingereichten Weine aus Schweizer Produktion insgesamt 22 Goldmedaillen vergeben.
Zuoberst auf dem Treppchen der Rotweine stand aber nicht ein Produkt aus einem der grossen internationalen Rebbau-Gebiete, sondern aus dem Baselbiet: Der Pinot noir Barrique 2018 aus der Siebe-Dupf-Kellerei in Liestal wurde als bester Rotwein des Jahres ausgezeichnet – sehr zur Freude von Siebe-Dupf-Kellermeister Thomas Engel.
Andreas Hirsbrunner