Gewitter im Baselbiet
Lützelbach in Allschwil: In den 90ern beschlossener Hochwasserschutz ist noch nicht umgesetzt

In Teilen des Baselbiets hat es am Montagabend kräftig gewittert. Zahlreiche Keller wurden in Allschwil überschwemmt. Beschlossene Massnahmen zum Hochwasserschutz sind dort noch nicht vollständig umgesetzt.

Zoé Boll
Drucken
Aufräumen in Allschwil.
26 Bilder
bz-Leserreporter Schicken Sie uns per WhatsApp Videos, Bilder oder Hinweise an 079 528 79 70. Für jedes Video, das online geht, gibt es 50 Franken.
Verwüsteter Garten in Allschwil.
Vorbereitete Sandsäcke.
Verwüsteter Garten in Allschwil
Überall Schlamm in Allschwil.
Säcke voll Schlamm werden aus dem Haus getragen.
Unwetter im Kanton Baselland – Allschwil besonders betroffen
Aufräumen in Allschwil.
Hagel in Allschwil.
Hagel in Allschwil.
Nussgrosse Hagelkörner.
Am Morgen nach dem heftigen Gewitter in Allschwil: An vielen Orten sieht man noch Spuren in Form von Sandsäcken oder matschiger Erde, hier am Lützelbachweg
Am Morgen nach dem heftigen Gewitter in Allschwil: An vielen Orten sieht man noch Spuren in Form von Sandsäcken oder matschiger Erde, hier an der Neuweilerstrasse.
Hagel in Allschwil.
Am Morgen nach dem heftigen Gewitter in Allschwil: An vielen Orten sieht man noch Spuren in Form von Sandsäcken oder matschiger Erde, hier an der Neuweilerstrasse.
Am Morgen nach dem heftigen Gewitter in Allschwil: An vielen Orten sieht man noch Spuren in Form von Sandsäcken oder matschiger Erde, hier am Lützelbachweg.
Nussgrosse Hagelkörner.
Am Morgen nach dem heftigen Gewitter in Allschwil: An vielen Orten sieht man noch Spuren in Form von Sandsäcken oder matschiger Erde, hier an der Neuweilerstrasse.
Am Morgen nach dem heftigen Gewitter in Allschwil: An vielen Orten sieht man noch Spuren in Form von Sandsäcken oder matschiger Erde, hier an der Neuweilerstrasse der Eingang des Hotel Restaurants Rössli.
Am Morgen nach dem heftigen Gewitter in Allschwil: An vielen Orten sieht man noch Spuren in Form von Sandsäcken oder matschiger Erde, hier an der Neuweilerstrasse.
Verhagelte Topfpflanzen.
Das Wasser fliesst als Bach durch den Ort.
Das Wasser in der Kanalisation drückt diesen Dolendeckel immer wieder nach oben und lässt ihn tanzen.
Verhagelte Topfpflanzen.
Erneut heftige Gewitter über der Schweiz.

Aufräumen in Allschwil.

zvg

Am Tag nach dem Unwetter sind die Spuren der Wassermassen im Allschwiler Dorfkern entlang der Neuwilerstrasse und dem Lüzelbachweg noch deutlich sichtbar. Überall liegt Matsch, die letzten Sandsäcke verraten, dass hier das Gewitter besonders heftig gewütet haben muss. Die Türe eines Hauses steht offen, der Blick wandert in den Korridor, auch dorthin hat sich der Schlamm ausgebreitet.

Dominique Arnet, Geschäftsführer vom Hotel-Restaurant Rössli in Allschwil, war zur Zeit des Unwetters vor Ort. Ungefähr um 18.30 Uhr am Montagabend habe es zu regnen und hageln begonnen. «Dann ging plötzlich alles schnell», so Arnet. «Zu Beginn war es gar nicht so schlimm. Dann kam aber auf einmal alles hinunter.»

Durch den starken Regen wurde laut Arnet der Lützelbach überschwemmt, es kam zum massiven Hochwasser. Das Wasser lief den Lützelbachweg hinunter in die Neuwilerstrasse, alles in Richtung Dorf und so auch zu seinem Restaurant. Die Dolen wurden durch den ganzen Dreck und Hagel verstopft, die Wassermassen konnten nicht mehr abfliessen. Vor dem «Rössli» stand das Wasser bis zum Trottoirrand. Arnet hatte Glück: «Bei uns lief kein Wasser ins Restaurant, die Allschwiler Feuerwehr legte dennoch Sandsäcke vor den Eingang.»

Vor dem Hotel-Restaurant Rössli in Allschwil liegen am Dienstag noch Sandsäcke.

Vor dem Hotel-Restaurant Rössli in Allschwil liegen am Dienstag noch Sandsäcke.

Kenneth Nars
Wirt Dominique Arnet hatte Glück: «Bei uns lief kein Wasser ins Restaurant.»

Wirt Dominique Arnet hatte Glück: «Bei uns lief kein Wasser ins Restaurant.»

Zoé Boll

Insgesamt 80 Mal mussten die Feuerwehren im Baselbiet ausrücken, wie die Polizei Baselland mitteilte. Besonders betroffen von den Regenfällen waren die Gemeinden Allschwil und Schönenbuch. Auch in Oberwil und Biel-Benken mussten die Feuerwehren zahlreiche Einsätze leisten. In den meisten Fällen wurden überschwemmte Räumlichkeiten wie Keller und Einstellhallen gemeldet.

Auch bei der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung (BGV) liefen die Telefone heiss. Bisher gingen bei der BGV 60 Meldungen – vor allem aus Allschwil und Schönenbuch – mit einer Gesamtschadenssumme von rund 350 000 Franken ein. «In den nächsten Tagen werden sicherlich noch Nachmeldungen folgen, aber nicht in dieser Dimension», berichtet Stefan Grütter, Bereichsleiter Schadenmanagement. Vor allem bei Hagel bemerken die Leute den Schaden oft erst im Nachhinein. «Schätzungsweise werden es dann insgesamt 90 Meldungen sein», meint Grütter.

Hochwasserschutzprojekt

Das Haus der Allschwiler Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli war eines von jenen, welches von den Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen wurde. So lief bei ihr das Wasser im Erdgeschoss rein und im Keller wieder raus. «Die Allschwiler Feuerwehr war in Nullkommanichts vor Ort und leistete einen hervorragenden Job», berichtet Nüssli.

Laut Nüssli wurde aufgrund von grösseren Überschwemmungen des Dorfzentrums bereits Mitte der 90er-Jahre vom Kanton das Hochwasserschutzprojekt «Dorf» in Angriff genommen. Das Projekt zielt drauf ab, sowohl beim Lützelbach als auch beim Mülibach die Wassermassen in einem Hochwasserrückhaltebecken zu speichern und dosiert durch einen Grundablass weiterzuleiten.

Während das Becken im Mülibachtal bereits ausgeführt werden konnte, wird ein entsprechendes Hochwasserbecken im Lüzelbachtal erst noch realisiert. «Mit dem Bau soll Allschwil zukünftig weitgehend vor Hochwasserereignissen, wie sie in den Jahren 1994, 1995 und bei dem gestrigen Gewitter auftraten, geschützt sein», erklärt Nüssli.