Metalli-Areal Dornach
Ein Jahrhundertprojekt wie aus dem Lehrbuch

Vielleicht wird das Metalli-Areal eines Tages in den Lehrbüchern stehen, als mustergültiges Beispiel für Stadtentwicklung. Jedenfalls will die Hiag, Besitzerin des Areals seit 2015, alles richtig und vorbildlich machen.

Michel Ecklin
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Das Metalli-Areal in Dornach könnte in Zukunft einmal so aussehen. In Stein gemeisselt sind die Pläne jedoch noch nicht.

Das Metalli-Areal in Dornach könnte in Zukunft einmal so aussehen. In Stein gemeisselt sind die Pläne jedoch noch nicht.

Bild: zvg/ Nightnurse Images Gmbh

Das Entwicklungsunternehmen hat Grosses vor: In den kommenden 15 bis 20 Jahren soll auf dem Metalli-Areal ein verdichtetes Quartier für 1800 Bewohnerinnen und Bewohner entstehen, dazu rund 500 Arbeitsplätze in Büros, Werkstätten und Läden. Für Dornach bedeutet das ein Bevölkerungssprung um einem Viertel. Das Wydeneck, so der Name, ist also das, was man landläufig als Jahrhundertprojekt bezeichnet.

Diese Chance gilt es nicht zu vermasseln, entsprechend bedächtig geht Hiag vor. Nach einer Testplanung und einem Masterplan durfte die Bevölkerung 2018 im «Metalli-Labor» ihre Wünsche zum Vorhaben abgeben. Derzeit läuft eine arealspezifische Teilzonenplanrevision, danach sollen die einzelnen Teilbereiche Gestalt annehmen.

Ein Raum, offen für alle

Für Laien ist noch kaum erkennbar, wie das Areal konkret aussehen wird. Die erklärten Ziele sind aber State of the Art für moderne Stadtplanung. Hiag verspricht «ein belebtes und gemischtes Quartier, das Wohnen und Arbeiten sinnvoll vereint». Dazwischen soll es viel öffentlichen Raum geben, wobei «öffentlich» auch wirklich «für alle zugänglich» bedeutet.

Das industrielle Erbe soll nicht komplett verschwinden, einige historische Bauten sollen stehen bleiben. Gleichzeitig darf in den Planungsdokumenten das Stichwort «Nachhaltigkeit» nicht fehlen: Man baut verdichtet, damit ein «Quartier der kurzen Wege» entstehen kann. Die verwendete Energie soll erneuerbar sein, der Verkehr umweltschonend abgewickelt werden.

Über allem stehen handfeste Interessen

Ein entscheidender Schritt geschieht Ende des Jahrzehnts, wenn die SBB die neue S-Bahn-Haltestelle Apfelsee eröffnen. Am vergangenen Sonntag haben die Dornacher Stimmberechtigten zudem grünes Licht für die Planung einer Velounterführung gegeben, die eine Verbindung zum anliegenden Quartier Apfelsee schaffen wird.

Schliesslich soll das Wydeneck kein abgeschnittenes Quartier werden, sondern sich harmonisch ins Umfeld einbetten. Rund um den neuen Bahnhof soll es Läden und öffentliche Nutzungen geben. Die Grünräume entlang der Birs werden renaturiert.

Die Birs in Dornach beim Metalli-Areal soll renaturiert werden.

Die Birs in Dornach beim Metalli-Areal soll renaturiert werden.

Bild: zvg / Nightnurse Images Gmbh

Noch geht es auf dem Areal industriell zu und her. Sogar Metall wird noch bearbeitet. Die Swissmetall Industries nutzen noch ungefähr die Hälfte der Gewerbefläche, den Rest besetzen verschiedene KMU. Bis das neue Quartier konkreter wird, gibt es Zwischennutzungen – und auch hinter diesen steckt eine Absicht: Sie «dienen der Adressbildung und unterstützen den Aufbau eines neuen und positiv konnotierten Images», wie Hiag schreibt.

Denn so visionär, so grosszügig, so nachhaltig das Wydeneck auch angepriesen wird: Letztlich geht es um handfeste Interessen. Hiag ist gewinnorientiert. Und die Gemeinde erwartet Zufluss durch die Mehrwertabgabe und wohl auch den Zuzug guter Steuerzahler – wenn die Dornacher Stimmberechtigten dem Quartier zustimmen. Sie werden an Gemeindeversammlung und Urne wohl mehrfach die Gelegenheit haben, ihre Meinung abzugeben.