Öffentlicher Verkehr
Mit dem Tram zu Ikea, Obi & Co: «Schon vor hundert Jahren hiess es: Ohne Bahn – keine Entwicklung der Täler»

Der Kanton Baselland hat das Projekt zur 14er-Verlängerung präsentiert. Es soll rund 170 Millionen Franken kosten.

Benjamin Wieland
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Blickfang und Knacknuss der 14er-Verlängerung Salina Raurica: Die Trambrücke über die A2, samt geplantem Obi-Neubau.

Blickfang und Knacknuss der 14er-Verlängerung Salina Raurica: Die Trambrücke über die A2, samt geplantem Obi-Neubau.

zvg

Über die Verlängerung des 14er-Trams in den Prattler Nordosten wird seit Jahrzehnten debattiert. 2011 legte der Baselbieter Regierungsrat grob fest, wo die Schienen einst durchführen sollten. Jetzt hat das Projekt eine weitere Stufte erklommen, die Vision rückt entscheidend näher: Mit dem 14er-Tram ins Prattler Grüssengebiet mit seinen Einkaufszentren fahren – und weiter bis nach Augst.

Das Projekt, das der Kanton Baselland gestern gemeinsam mit den Vertretern der Gemeinden Pratteln und Augst sowie der Baselland-Transport (BLT) vorstellte, zeigt nun das definitive Trassee. So wird der 14er ab 2031, dem angestrebten Datum der Fertigstellung, nicht mehr im Prattler Zentrum enden, sondern neu in Richtung Bahnhof abbiegen.

Nach einer Unterführung mit Halt unter den Perrons der SBB geht es weiter, vorbei am Ceres-Tower in Richtung Grüssen samt Ikea, Media Markt und Konzertfabrik Z7. Dort folgt eine scharfe Rechtskurve in Form einer Bogenbrücke über die A2. Nach weiteren rund 1,7 Kilometern kann der 14er im Zentrum von Augst wenden.

Bahnhof Pratteln erhält einen Tramanschluss

Der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber zeigte sich bei der Präsentation der Pläne an der gestrigen Medienkonferenz in der Alten Dorfturnhalle in Pratteln zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werden kann: «Pratteln und Augst stehen hinter dem Projekt, ebenso die BLT und die BVB. Wir sind einen substanziellen Schritt weitergekommen.»

Vorgesehen ist, dass noch in diesem Jahr der Bundesrat die Konzession erteilt und der Landrat den Projektierungskredit in der Höhe von rund 17 Millionen Franken spricht. Die Gesamtkosten der Verlängerung werden auf rund 170 Millionen Franken veranschlagt. Das Projekt wird für eine Mitfinanzierung über das Agglomerationsprogramm angemeldet. Bei einer Zusage könnte der Bund bis zu 35 Prozent der Kosten übernehmen.

Geht alles nach Plan, spricht der Landrat 2025 den Realisierungskredit, sodass ab 2027 gebaut werden könnte. Insgesamt misst die Neubaustrecke 3,2 Kilometer. Vorgesehen sind sechs neue Haltestellen. Anspruchsvoll ist, neben der Autobahnbrücke, die unterirdische Querung des Prattler Bahnhofs.

Tram als Booster für Salina Raurica

Betrieben wird die Linie 14 von der BVB. Doch Eigentümerin des Trassees ist die BLT. Deren Direktor Andreas Büttiker sagte gestern, die Erschliessung von Gebieten mit dem Tram zwecks Entwicklung habe bereits bei den BLT-Vorgängerunternehmen eine grosse Rolle gespielt: «Schon vor hundert Jahren hiess es: Ohne Bahn – keine Entwicklung der Täler.» Mit Widerstand gegen das Projekt sei trotzdem zu rechnen: «ÖV-Projekte sind keine Selbstläufer mehr. Wir müssen die Bevölkerung abholen. Kommunikation und Psychologie sind mindestens so wichtig wie das eigentliche Bauen.»

Den Spezialrichtplan Salina Raurica verabschiedete der Landrat 2009. Im neuen Quartier will Pratteln neuen Wohnraum für bis zu 3000 Menschen schaffen, aber auch Arbeitsplätze ansiedeln. Nachdem es zu Beginn der Planungen harzte, geht es seit einigen Jahren auch mit den anderen Infrastrukturprojekten vorwärts. So feierte der Kanton im vergangenen November den Spatenstich zur Verlegung der Kantonsstrasse vom Rhein zur A2. Das Flussufer kann aufgewertet werden.