Das Mittelalterfest auf dem Schloss Gilgenberg war ein voller Erfolg – mit vielseitigen Aktivitäten, bunten Marktständen und viel Liebe zum Detail.
Wegen Grabenkämpfen auf politischer Ebene hat die Gemeinde Zullwil seit Frühjahr keinen Gemeinderat mehr. Der Solothurner Regierungsrat musste einen Sachwalter einsetzen. Die Einwohner liessen sich durch diese Turbulenzen aber nicht den Spass verderben und stemmten am Wochenende einen Riesenanlass: Ein Mittelalterfest auf dem Schloss Gilgenberg.
Authentischer hätte die Zeitreise nicht sein können: Das Kreuzen der Klingen bei den Ritterkämpfen, das Spiel mit dem Feuer, das Rasseln der Ketten und die Werkzeuge der Scharfrichter kurbelten die Vorstellungen, wie es im Mittelalter wohl zu- und hergegangen war, kräftig an. Aus Schaudern wurde Lachen und der Anfang eines unvergesslichen Festes mit Zaubertrank und reich gedeckten Tischen neben dem Ochsen, der über der Glut am Spiess seine Runden drehte. Man lauschte den Klängen der damaligen Musik, konnte sich den Bauch vollschlagen und fand im Zeltlager ein Plätzchen zum Ausruhen.
Mit viel Liebe zum Detail und leidenschaftlichem Engagement haben die Dorfvereine, Schausteller und Marktfahrer das Schlossgelände in eine andere Welt verwandelt, in der man sich bunt verkleidete und in der Festlaune auch mal aussprach, was man in einem früheren Leben mit dem politischen Gegner gemacht hätte. An diesem historischen Ort von nationaler Bedeutung wurde auch philosophiert – unter anderem über das Verhältnis zu Solothurn und Basel.
Geschichtliches wurde einem auch in den persönlichen Begegnungen mit den Marktfahrern und Handwerkern bewusst. Da ging es um gesellschaftspolitische Fragen, wie beispielsweise Plastikbecher aus China gegen Kelch aus dem Horn der Schweizer Kuh oder dem Rohstoff Holz, den die Schweiz heute zum Grossteil nach China verschifft. Marktfahrer luden die Besucher ein, zu erfühlen wie gut es sich auf einem Tierfell betten lässt und wie köstlich das Essen aus regionalen Zutaten schmeckt. Im Topf über dem Feuer zubereitet, ganz ohne Künstliches aus der Lebensmittelindustrie. Er mime nicht nur den Selbstversorger, sondern sei es im wirklichen Leben auch, sagte der Koch, ein gelernter Zimmermann aus dem Baselbiet.
Und auch der junge Verkäufer des Honigweins «Braunbären Met» sagte stolz, dass er daran sei, seinen Job in der Industrie an den Nagel zu hängen, um Sieder zu werden, wie er es wohl im Mittelalter gewesen wäre. Er weihte die Besucher in das Geheimnis ein, wie man aus Honig, Apfel und Beeren ein Alkoholgetränk herstellt.
Mit der diesjährigen Auflage des Mittelalterfestes hätten die Dorfvereine unter der Leitung des Verkehrsvereins die bereits hohen Erwartungen nochmals übertroffen, meinte der Präsident des Verkehrsvereins Walter Stebler: «Grösser und vielseitiger ist es geworden und dafür haben wir keinen Aufwand gescheut.»
Man habe geschuftet wie die Ochsen «und dem politischen Geplänkel keine Beachtung geschenkt». Finanziell stütze man sich dabei auch nicht auf die Gemeinde ab, sondern setze auf das Sponsoring, erklärte Stebler. Belohnt wurde man dafür mit viel Lob und einem Zuschaueransturm, der die 5000-Marke überstieg.