McLaren-Rowdy
Nach dem schweren Unfall am Gempen: Velofahrer organisieren Protestfahrt

Am Mittwoch werden Velofahrer aus der Region in Dornach eine «Stillhalteminute» für ihren lebensgefährlich verletzten Kollegen durchführen. Sie fordern von den Behören griffige Massnahmen gegen Raser auf der Bergstrecke zwischen Dornach und Gempen. Erwartet wird eine dreistellige Anzahl Teilnehmer.

Hans-Martin Jermann
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An dieser Stelle krachte es: Der Rennvelofahrer war bergab unterwegs – kurz nach der Kurve kam ihm der Sportwagen entgegen.

An dieser Stelle krachte es: Der Rennvelofahrer war bergab unterwegs – kurz nach der Kurve kam ihm der Sportwagen entgegen.

Kenneth Nars

Nach dem schweren Unfall auf der Bergstrecke zwischen Dornach und Gempen machen Veloclubs aus der Region mobil: Am Mittwochabend wollen sie vor Ort «als Ausdruck des Widerstands» eine Protestfahrt durchführen, wie Verkehrsverbände und Veloclubs in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben. Zur Kundgebung erwartet wird eine dreistellige Anzahl Teilnehmer, dabei sind neben dem VCS beider Basel die Verbände Pro Velo beider Basel und Swiss-Cycling beider Basel sowie die Veloclubs Basilisk, Allschwil und Peloton.

Die Velofahrer wollen vom Parkplatz des Schiessstands am Ortsausgang von Dornach Richtung Gempen radeln und bei der ersten Kurve eine «Stillhalteminute» durchführen, wie Andreas Wild, Präsident von Swiss-Cycling beider Basel, auf Anfrage der bz ausführt. Weiter die Gempenstrasse hochfahren wollen sie bewusst nicht: «Das Risiko eines weiteren Unfalls wollen wir vermeiden», sagt Wild.

«Viele Autofahrer schneiden die Kurven»

Am vergangenen Mittwoch ist ein 38-jähriger Rennvelofahrer auf der Gempenstrasse von einem 23-jährigen Autofahrer in einem McLaren auf Probefahrt erfasst und lebensgefährlich verletzt worden. «Wir verurteilen die rücksichtslose Raserei mit Sportwagen auf unseren Strassen und insbesondere auf der Gempenstrasse aufs Schärfste», heisst es in der Mitteilung. Die Meinung über die Gefahren auf der passähnlichen Strasse gehen auseinander: Für Andreas Wild ist sie sehr wohl gefährlich: «Die Strasse ist sehr unübersichtlich. Viele Autofahrer schneiden die Kurven. Als Velofahrer weiss man oft nicht, was auf einen zukommt.»

Wild fordert von der Polizei, dass sie auf der Strasse mehr Kontrollen durchführt und wo nötig weitere Signalschilder aufstellt, die auf die entsprechenden Gefahren hinweisen. Roland Chrétien, Geschäftsführer von Pro Velo beider Basel, bittet die Behörden, die Fahrbahnmarkierungen auf der Gempenstrasse zu überdenken. Der McLaren-Fahrer war beim Unfall auf der Gegenfahrbahn unterwegs. Am Unfallort ist die Linie gestrichelt, darf also grundsätzlich überfahren werden.

Demgegenüber betont die Solothurner Kantonspolizei, dass sie auf der Route zwischen Dornach und Gempen regelmässig Kontrollen durchführe. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass überhöhte Geschwindigkeiten nicht das Hauptproblem darstellen. «Es kann nicht von einer Raserstrecke gesprochen werden», sagte eine Sprecherin der Kantonspolizei zur bz. Dies hätten Bilanzen von Geschwindigkeitskontrollen der vergangenen drei Jahre gezeigt.

Junger Mann aus Delémont

Laut «Blick» handelt es sich beim Unfallverursacher um einen 23-jährigen Jungunternehmer, der bei seiner Mutter oberhalb von Delémont lebt. Der junge Mann wollte bei der Garage Qoneo in Münchenstein seinen Porsche gegen den teureren McLaren eintauschen. Die Firma liess den Mann die Probefahrt alleine unternehmen, was durchaus üblich sei.

Laut «Blick» diskutiert man nach dem schrecklichen Unfall in der Szene aber, ob zu den Probefahrten nicht doch grundsätzlich ein Beifahrer der Garage mitgeschickt werden soll. Gemäss Angaben von «Tele M1» liegt der Velofahrer seit dem Unfall mit einer Kopfverletzung im künstlichen Koma.