A98
«Nein» aus dem Aargau und Sarkasmus beim Bund

Der Kanton Aargau will keine offizielle Umfahrung Basels; der Bund muss nun jedoch widerwillig Verkehrszahlen liefern. Doch aus Basler Sicht ist es mit der bestehenden Infrastruktur nicht mehr möglich, den stetig wachsenden Verkehr zu bewältigen.

Boris Burkhardt
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Die A861, hier in Blickrichtung Schweiz, ist als Verbindung von der schweizerischen A3 zur deutschen A98 und nicht für den Transitverkehr gebaut worden. (Archivbild)

Die A861, hier in Blickrichtung Schweiz, ist als Verbindung von der schweizerischen A3 zur deutschen A98 und nicht für den Transitverkehr gebaut worden. (Archivbild)

Kenneth Nars

«Wir können prüfen, was immer Baselland will. Das haben wir ja noch nie gemacht» – die Ironie ist deutlich zu hören in der Stimme von Thomas Rohrbach, dem Sprecher des Bundesamts für Strassen in Bern (Astra).

Schon Ende 2011, als die A98 vierspurig eröffnet wurde, lehnte das Astra das Ansinnen einer offiziellen Umfahrung von Basel, damals geäussert vom TCS, ab. Rohrbachs Meinung nach hat sich bis heute nichts geändert am geringen Nutzen, auch wenn die Regierung Baselland nun offiziell mit den deutschen Behörden Gespräche dahingehend aufgenommen hat.

Wie die bz berichtete, brachte Baselland als Teil der Schweizer Delegation im Mai in Berlin in der zuständigen binationalen Arbeitsgruppe für Strassenverkehr den Antrag ein, die Umfahrung zu prüfen. Die Deutschen akzeptierten die Prüfung, sodass das Astra nun bis zur nächsten Sitzung im Frühjahr 2015 Fakten beschaffen wird, zum Beispiel über den Anteil des Transitverkehrs an der Gesamtbelastung der A2. Den hält Rohrbach nämlich aus Erfahrung mit anderen Schweizer Ballungszentren für sehr gering: «Das Problem ist nicht der Transitverkehr. Das muss mal in die Köpfe in der Region.»

«Werden uns grausam wehren»

Keine grossen Hoffnungen auf Unterstützung darf sich Baselland auch im Aargau machen. Zwar bestätigt der dortige Kantonsingenieur Rolf Meier, dass man durchaus über den Baselbieter Wunsch reden könne. Von einer Absprache innerhalb der Delegation, wie die Baselbieter Baudirektorin Sabine Pegoraro gegenüber der bz berichtete, könne man aber nicht reden: Baselland habe das Thema traktandiert und eine Analyse zur A98 verlangt», erinnert sich Meier. «Aus unserer Sicht gab es aber zum ersten Mal eine Diskussion zu diesem Thema.»

Reden könne man immer, sagt Meier, betont aber gleichzeitig: «Aus unserer Sicht gibt es zurzeit keinen Bedarf, an der jetzigen Situation etwas zu ändern.» Die Ausgangslage vom Staatsvertrag 1999, in dem auch das Baselbiet mitunterschrieb, dass der Grenzübergang Rheinfelden nur für den Lokalverkehr dimensioniert werden solle, habe sich nicht verändert. Nach der Analyse des Astra werde man wissen, ob es 2015 überhaupt Bedarf zu weiteren Gesprächen gebe.

Während die offizielle Reaktion des Kantons als «zurückhaltend» bezeichnet werden kann, bezieht der Rheinfelder GLP-Grossrat Roland Agustino klar Stellung gegen die Wünsche aus dem Baselbiet: «Diese Forderung hat im Kanton Aargau keine Chance. Sollte es so weit kommen, werden wir uns grausam dagegen wehren.» Der Grenzübergang sei klar für den lokalen Verkehr eingerichtet worden, um die Innenstädte beider Rheinfelden zu entlasten: «Sonst hätten weder Rheinfelden noch der Kanton Ja gesagt», hält Agustoni fest.

Wie eng es auf der Rheinbrücke und in der Zollanlage ist, kann Patrick Gantenbein als Pressesprecher der Grenzwacht und des Zolls bestätigen: Die Anlage sei bei ihrer Fertigstellung 2006 für 750 Laster und 10'000 Personenfahrzeuge pro Tag ausgerichtet worden. Heute seien es jedoch bereits täglich 1900 Laster und bis zu 16'000 Autos. «Die bestehende Infrastruktur ist in Spitzenzeiten nicht mehr in der Lage, den stetig wachsenden Verkehr zu bewältigen», resümiert Gantenbein. Und freitags und samstags sei der Einkaufstourismus «immer stärker spürbar», sodass der Parkplatz völlig überfüllt sei.

Doch ein Ausbau des Grenzübergangs, wie er nun im Baselbiet im Gespräch ist, kommt für Grossrat Agustoni alleine aufgrund der engen topografischen Verhältnisse nicht infrage. Und Rheinfeldens Stadtammann Franco Mazzi weist darauf hin, dass eine neue Zollanlage samt Brücke auch «nicht in fünf bis zehn Jahren» gebaut wäre. Von einer kurzfristigen Lösung könne also keine Rede sein: «Die Idee ist völlig falsch.»

Navis kennen A98 nicht

Lörrachs zukünftiger Oberbürgermeister Jörg Lutz weist auf die Lärmproblematik im Wiesental hin, wo die A98 auf einer Brücke über das Wiesental geführt wird. Wenn die Kapazität der A98 erhöht werden sollte, dann nicht, ohne den Lärmschutz sowie die Sicherheit im Lastwagen- Stau neu zu diskutieren. Lutz’ Einschätzung, dass heutige Navis sowieso bereits die A98 als Route empfehlen, bestätigt eine Recherche auf verschiedenen Routenplanern im Internet jedoch nicht: Bis auf einen zeigen alle den Weg über Basel an.