A2-Ausbau
Noch liegt die Baubewilligung gar nicht vor – doch schon rücken die Experten aus

2034 soll der Autobahnabschnitt A2 zwischen Augst und der Verzweigung Hagnau von sechs auf acht Spuren erweitert werden. Zuvor graben hier aber die Archäologen.

Anne Burgmer
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Auf der römischen Kulturschicht: Fredy von Wyl (links) steht ausserhalb, Cédric Grezet innerhalb des Tempelbezirks.

Auf der römischen Kulturschicht: Fredy von Wyl (links) steht ausserhalb, Cédric Grezet innerhalb des Tempelbezirks.

Anne Burgmer

In rund 15 Jahren, im Jahr 2034, soll der Autobahnabschnitt zwischen Augst und der Verzweigung Hagnau von sechs auf acht Spuren erweitert werden. Doch bevor die A2 in weiter Zukunft ausgebaut werden kann, steht eine Reise in die Vergangenheit bevor.

Die Archäologen sondieren an elf Stellen entlang der Autobahn, ob es wichtige Funde und Befunde aus der Römerzeit zu sichern gibt, denn die Nationalstrasse führt über das Gebiet der ehemaligen Römerstadt Augusta Raurica.

Teilweise ohne Befund

«Beim Bau der Autobahn in den 1960er-Jahren hatte man mit wenig Zeit geplant. Es war niemandem bewusst, dass Augusta Raurica so weit in den Süden reicht. So waren nur Notgrabungen möglich und viel Interessantes ging verloren. Die Gefahr besteht nun nicht», sagt Cédric Grezet, Leiter Ausgrabungen, Monumente und Sammlung Augusta Raurica.

Aus dem Bundesamt für Strassen (Astra) heisst es, im Moment gehe es um die generelle Projektierung und darum, Verzögerungen in der späteren Bauphase zu minimieren. Es dauere noch Jahre bis zur definitiven Baubewilligung.

Von den elf durchgeführten Vorsondierungen auf beiden Seiten der A2 waren sieben mit, vier ohne Befund: «An einer Stelle fanden wir zwar Relikte, allerdings aus der Bronzezeit. Eine Vorsondierung blieb wie erwartet ohne Ergebnis, bei zweien haben wir unerwartet nichts gefunden», sagt Grezet. Das Unerwartete macht ihn ein bisschen nervös, er will versuchen auf Nummer sicher zu gehen; wer weiss, ob nicht ein halber Meter neben der Probegrabung etwas verborgen liegt.

Verschiedene Grabungsstellen zeigt der Archäologe. Meist muss er laut sprechen, denn direkt hinter ihm lärmt die Autobahn. In einem Loch, zirka dreimal sechs Meter gross, sieht man eine beigefarbene, teils mannshohe Lehmschicht. Entstanden ist sie ab dem 4. Jahrhundert nach Christus durch das Rauschenbächlein. Dieses ist bei Augst eingedolt; ausser bei schweren Unwettern wie am 8. Juni 2016, als bei Kaiseraugst die A2 überflutet wurde, bemerkt man von dem Gewässer nichts. Es sei denn, man gräbt in die Tiefe.

«Wenn wir diesen Lehm beim Graben erreichen, wissen wir, dass als Nächste die römische Kulturschicht folgt», sagt Grezet. Nach dem Voraushub folgen nun die gründlichen Sondiergrabungen. Bis Ende Juli, eventuell bis in den August, werden sie dauern. «Man weiss das nie so genau, es kommt darauf an, was man findet», erläutert Fredy von Wyl. Er ist Grabungstechniker und kümmert sich unter anderem um die Infrastruktur rund um die Ausgrabung.

An einigen Stellen erschweren Grundwasser oder wichtige Gasleitungen die Ausgrabung. Es gibt viel zu bedenken, bevor auch nur die erste feinere Arbeit in Angriff genommen werden kann. «Die Lage der Sondierungen ist auf der nördlichen Seite der Autobahn anspruchsvoll, nicht nur wegen des Lärms. Wir mussten Böschung abtragen, um bis auf die obere Ebene der römischen Kulturschicht zu kommen.» Der Aushub musste gelagert werden. Man habe Fachleute vom Tiefbau zugezogen, denn wenn ein Zelt, welches die Ausgrabung schützt, auf die Strasse gerät, wäre das nicht so gut. «Jetzt werden wir mit Gerüsten arbeiten», sagt von Wyl. Die Sicherheit der Autofahrer und des siebenköpfigen Ausgrabungsteams hat oberste Priorität. Mobile Schallschutzwände stehen zur Diskussion.

Römerstadt besser verstehen

Die Arbeit des Teams beinhaltet dann Fleissarbeit. In fester Reihenfolge werden die Befunde fotografiert, gezeichnet, beschrieben und kommentiert, anschliessend werden die Funde inventarisiert und in ein Depot gebracht. Dann wird die nächste Schicht nach dem gleichen Muster bearbeitet. «Wir nummerieren die Schichten durch, so können wir nachher alles zuordnen. Das machen wir solange, bis wir auf den geologischen Boden stossen», beschreibt Grezet.

Je nachdem, was das Team bei diesen Sondiergrabungen findet, kommt es zu Flächengrabungen. Diese können Jahre dauern, beispielsweise wenn ein Mosaik entdeckt wird. Die spektakulären Funde sind es jedoch nicht, was Grezet und von Wyl an ihrer Arbeit reizt, es ist das immer bessere Verständnis der Stadt Augusta Raurica.