Nach dem unfreiwilligen Abgang aus dem Landrat verzichtet Petra Schmidt nun auch auf eine neue Amtsperiode als Sissachs Gemeindepräsidentin. Neun Jahre als Präsidentin seien genung, sagt sie
Fast am Schluss der gestrigen Gemeindeversammlung hat Präsidentin Petra Schmidt mit einer kleinen Überraschung aufgewartet. Sie teilte den anwesenden Einwohnerinnen und Einwohnern mit, dass sie nicht mehr zu den kommunalen Erneuerungswahlen anzutreten gedenke, also nach neun Amtsjahren als Gemeindepräsidentin abtreten wird.
Damit wird Petra Schmidt exakt ein Jahr nach ihrem ungewollten Abgang aus dem Kantonsparlament (morgen erlebt sie dort ihre letzte Sitzung) auch ihr zweites bedeutungsvolles Amt in der Politik abtreten. Sie betont aber, dass der Abschied aus der Gemeindepolitik in keinem Zusammenhang mit der Niederlage bei den kantonalen Erneuerungswahlen im Frühjahr steht. Damals erzielte sie wohl deutlich mehr Stimmen als vier Jahre zuvor, wurde aber ein der Opfer des Abwärtstrends ihrer Partei, der FDP. «Meinen Entschluss, zu den nächsten Gemeinderatswahlen nicht mehr anzutreten, habe ich dem Rat bereits im vergangenen Herbst mitgeteilt», sagte Petra Schmidt.
Neun Jahre Präsidium reichen ihr
Gleichwohl kommt ihre Ankündigung überraschend, versprühte sie doch ganz offensichtlich mehr Begeisterung für das Exekutivamt in Sissach als für das Legislativamt in Liestal. Wohl reichte sie im Landrat in ihren vier Jahren acht Vorstösse ein und fiel als aufmerksame Zuhörerin, aber nicht als Vielsprecherin auf.
An Sissacher Gemeindeversammlungen befindet sie sich hingegen ganz in ihrem Element und macht sich zum Beispiel ein Hobby daraus, sämtliche Votanten im Saal beim Namen, ja beim Übernamen anzusprechen. «Es ist eine gute Zeit zum Aufhören», sagt sie, «16 Jahre im Gemeinderat und 9 davon als Präsidentin sind genug», sagt sie. «Ich spürte zuletzt auch, dass sich zu viel Routine in mein Amt einschlich und dass ich schneller zu Frust und Ärgern neigte», sagt die Gemeindepräsidentin mit dem rot gefärbten Haar und der markanten Brille als Markenzeichen.
In ihre Amtszeit als Präsidentin fallen als Höhepunkt Bau und Einweihungen der Umfahrungsstrasse durch den Chienbergtunnel sowie der Begegnungszone, die der Oberbaselbieter Metropole ein neues Gesicht gibt. Sissach erlebte aber auch einen Anstieg der Einwohnerzahl, obwohl Vorgänger Rudolf Schaffner ihr im März 2003 beschwichtigend sagte: «Sissach ist ja gebaut.»
Bis zu ihrem Abgang will sie noch ein weiteres Ziel erreichen: Sie will ihrem Nachfolger eine völlig entschuldete Gemeinde übergeben. Wie er oder sie heissen wird, sagt sie nicht: «Da mische ich mich nicht mehr ein, und zudem entscheidet darüber das Stimmvolk.»