Sathom GmbH
Reparaturen als neuer Hoffnungsträger für Waldenburg

Die Sathom GmbH übernimmt die Anlagen der ehemaligen Revue Thommen in Waldenburg. Die neuen Besitzer wollen im Tal Jobs schaffen.

Daniel Haller
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Apparate herstellen, die es sonst nicht mehr gibt: Das plant Sathom-Geschäftsführer Bert van Bijnen mit Revue Thommen.

Apparate herstellen, die es sonst nicht mehr gibt: Das plant Sathom-Geschäftsführer Bert van Bijnen mit Revue Thommen.

Nicole Nars-Zimmer niz

Wenigstens die letzte in Waldenburg verbliebene Abteilung der vormals stolzen Revue Thommen zieht nicht weg aus dem Tal und auch nicht fort aus dem Städtchen. Doch wirft die Medienmittelung der heutigen Thommen Aircraft Equipment in Muttenz Fragen auf: Da heisst es, Inventar, Maschinen und Ausrüstung sowie die Arbeitsverträge der Angestellten seien per 1. Juni an die Sathom GmbH transferiert worden. Sie übernehme somit die Abteilung für mechanische Instrumente. Diese würden allerdings bezüglich Sicherheitszertifikate und Produktkennzeichnung wie bisher geliefert, also von Thommen Aircraft Equipment.

Hinzu kommt eine Vorgeschichte mit einer Achterbahn der Erwartungen und Gefühle: Zuerst wurde Revue Thommen 2012 an russische Investoren verkauft, die Ulrich Dembinski zum CEO ernannten. Dieser versprach einen vierfachen Umsatz und eine Verdoppelung der Belegschaft. Das weckte Hoffnungen. Doch die hochfliegenden Pläne erwiesen sich als Luftschlösser, die Firma wurde erneut verkauft.

Der nächsten Eigner, der russische Konzern Sistema, will sich nicht mit mechanischen Instrumenten für die Luftfahrt abgeben, sondern setzt auf die Digitalisierung und verlegte die Firma nach Muttenz: Wieder eine Firma, die dem sich sukzessiv deindustrialisierenden Tal den Rücken kehrt – nicht irgendeine, sondern ausgerechnet jene, die vor 160 Jahren die Industrialisierung einleitete.

Komplizierte Übergabe

Zurück in Waldenburg blieb die auf rund 30 Personen geschrumpfte Belegschaft der Abteilung für mechanische Messgeräte. Das Personal und die Maschinen gehen nun also über an die Sathom GmbH, wobei die für die Luftfahrt essenzielle Qualitätszertifizierung weiter bei Thommen Aircraft Equipment bleibt.

«Das ist nur für eine Übergangszeit von rund sechs Monaten», klärt Sathom-Geschäftsführer Bert Van Bijnen auf. Man sei mit dem Bundesamt für Luftfahrt (Bazl) und der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) daran, die Zertifizierung auf die Sathom GmbH zu übertragen. Bazl-Sprecher Urs Holderegger bestätigt, dass das Bazl den Verkauf der mechanischen Thommen-Aircraft-Abteilung begleitet.

Doch was will Sathom mit einer Produktion, die Sistema als unrentabel abstösst? Die im März gegründete Sathom GmbH ist die Schweizer Niederlassung der französischen Satori-Gruppe, die sich gemäss ihrer Website auf den Unterhalt und die Reparatur von Messgeräten für Militär- und Zivilluftfahrt spezialisiert hat. Deren Geschäftsführer Didier Cochu bringe eine Feinmechanikerausbildung mit. «Demnächst muss man beispielsweise bei Mirage Apparate auswechseln, die nicht mehr hergestellt werden», berichtet Van Bijnen.

Indem Satori die mechanische Thommen-Abteilung übernimmt, steige sie als bisherige Unterhalts-Firma zur Produktionsfirma auf. «Damit können wir in den sogenannten Retrofit-Markt eindringen, der sich durch den Geräte-Ersatz eröffnet.»

Umzug ins Straumann-Gebäude

«Ums Himmelswillen nein», reagiert Van Bijnen auf die Frage, ob Sathom in der traditionsreichen Thommen-Liegenschaft bleibe. Horrende Heizrechnungen und lange Wege im zu grossen Gebäude würden eine rationelle Produktion verunmöglichen. Eigentümer des Areals bleibe die Thommen Aircraft Equipment.

Sathom zieht nicht weit weg: «Wir mieten von Straumann hier in Waldenburg an der Hauptstrasse 24 das Untergeschoss und die 1. Etage mit einer Option, auch das Parterre zu übernehmen», erklärt Van Bijnen.

Neue Jobs fürs gebeutelte Tal?

Das klingt nach einem möglichen Ausbau. In der Tat: Satori beabsichtige, gewisse Reparaturaktivitäten aus Frankreich nach Waldenburg zu verlegen: «Die Löhne in der Schweiz sind zwar höher, aber die Mentalität der Arbeitnehmer ist auch zuverlässiger», verweist Van Bijnen auf die häufigen Streiks in Frankreich. Bezüglich Ausbau will er aber noch nicht viel versprechen: «Vielleicht zehn Arbeitsplätze.» Doch habe er bereits mit anderen KMU Kontakt aufgenommen. Seine Idee: «Gewisse teure Geräte, die wir zwar benötigen, aber alleine nicht auslasten können, könnten sich verschiedene Firmen teilen.»