Der runde Tisch kommunizierte gestern drei Sanierungsvarianten für die Muttenzer Deponie Feldreben, die er bereits am Freitag beschlossen hatte. Die Kritiker bezeichnen die neuen Sanierungsvorschläge als «Symptombekämpfung»
Zentrales Element der Sanierung ist demnach die Behandlung des kontaminierten Grundwassers im Felsen unterhalb der Deponie. Sie ist in jeder der drei Varianten vorgesehen. Mit «zusätzliche Elementen», wie etwa einem «Teilaushub», will man je nach Variante noch bis zu fünf Jahren zuwarten. Beginn der Sanierungsarbeiten ist laut Mitteilung frühestens im Sommer 2014, weil man diese offensichtlich bereits mit den Bauarbeiten zur Nachnutzung des Areals kombinieren will. Die Grundwasserbehandlung könne eventuell schon früher beginnen.
Für die Kritiker der Allianz Deponien Muttenz (ADM), die weiterhin einen Totalaushub fordern, ist das eine Verschleppung der notwendigen Massnahmen. «Die Sanierungspläne werden immer weniger klar», moniert ADM-Copräsident Hanspeter Meier: «Anfangs sprach man wenigstens noch von Teilsanierung, heute von ‹zusätzlichen Elementen›.» Der Kanton werfe der ADM vor, mit Einwänden und angedrohten Klagen die Sanierung zu verzögern; jetzt komme die Verzögerung jedoch eindeutig von der Seite der Planer.
Sanierungspläne erst Ende 2013
Bei der ersten Pressekonferenz zur Sanierung im September 2011 war der Beginn der Sanierung in der Tat noch für 2013 vorgesehen. Alberto Isenburg, Chef des Amt für Umweltschutz und Energie (AUE), das als Genehmigungsbehörde der Sanierungspläne fungiert, bestätigt, dass es Verzögerungen gegeben habe. Der neue Zeitplan sieht nun vor, dass das AUE bis Ende 2013 die Genehmigung erteilen wird. Dazu wird der Runde Tisch, an dem Vertreter beider Basler Kantone, des Chemie-Triumvirats Syngenta, BASF und Novartis sowie der Gemeinde Muttenz sitzen, im Mai einen endgültigen Vorschlag aus den drei Varianten erarbeiten und dem AUE zur Prüfung vorlegen. Wenn das AUE alle gesetzlichen Umweltauflagen erfüllt sieht, wird es den Plan genehmigen und die definitiven Ziele sowie eventuelle Auflagen und die Sicherheitsmassnahmen festlegen. Zuletzt wird auch das Bundesamt für Umwelt (Bafu) den Sanierungsvorschlag prüfen und entscheiden, ob es bis zu 40 Prozent der Kosten subventionieren wird.
Streit um die Dichte des Felsens
Für die ADM ist die Grundwasserbehandlung im Felsen lediglich eine «Symptombekämpfung»; sie will die «Quelle», sprich: das Material im Boden, beseitigen. «Für mich zählt nur eins: Der Dreck muss weg», sagt ADM-Chef Meier. Im Gegensatz zu «allen Experten», die der Runde Tisch in seiner Mitteilung zitiert, gehen die ADM-Geologen Martin Forter und Walter Wildi nämlich nicht von einem geschlossenen Felsen aus, der die Schadstoffe aufnimmt. Sie schliessen aus ihren Bodenproben, dass das Gestein porös ist und das Wasser samt Schadstoffen nach und nach in den darunterliegenden Muschelkalk sickert, aus dem viele Tiefbrunnen wiederum Trinkwasser ziehen. Das Grundwasser in diesen Tiefen werde nicht mehr mit Rheinwasser verdünnt, gibt Meier zu bedenken.
AUE-Chef Isenburg widerspricht dem Vorwurf der «Symptombekämpfung». Die Grundwasserbehandlung sei absolut notwendig: Im Felsen befänden sich rund 80 Prozent der Schadstoffe. Dieser Prozess der Waschung werde mehrere Jahre dauern; wann ein Teilaushub erfolgen werde, hänge wie erwähnt von den weiteren Plänen der Nachnutzung ab.