Schutz mal drei

Allschwil soll das Gartenstrasse-Schulhaus und zwei Pförtnerhäuschen unter Schutz stellen, fordert eine Politikerin.

Benjamin Wieland
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Gebäude, die Allschwil präg(t)en: Ein Ziegelei-Pförtnerhäuschen (links) und das Schulhaus Gartenstrasse.

Gebäude, die Allschwil präg(t)en: Ein Ziegelei-Pförtnerhäuschen (links) und das Schulhaus Gartenstrasse.

Bilder: bwi 25. September 2020) bz-Archiv

Es gilt als eines der schönsten Schulhäuser in der Region: das Primarschulhaus Gartenstrasse in Allschwil mit seiner eigenwilligen Gestaltung, einer Mischung aus Heimatstil und Neubarock. Und auch wenn das manch Allschwiler kaum für möglich gehalten hätte: Geschützt war der 1909 erstellte Bau mit dem massiven Mansardwalmdach bislang nicht.

Das will FDP-Politikerin Kathrin Gürtler ändern. Sie hat im Ortsparlament einen Vorstoss eingereicht, in dem der Gemeinderat dazu aufgefordert wird, eine Unterschutzstellung zu prüfen. Mit einem weiteren Postulat fordert Gürtler dasselbe von den beiden Portierhäuschen bei der Ziegelei. Alle drei Objekte sind bereits im Bauinventar des Kantons Baselland (BIB) als «kommunal schützenswert» klassifiziert, ebenso sind sie Teil des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS). Dass solche Nennungen jedoch nicht vor dem Baggerzahn schützen, zeigen zahlreiche Beispiele.

Pförtnerhäuschen könnten neues Eingangstor bilden

Kathrin Gürtler begründet beim Schulhaus ihre Forderung damit, es handle sich um ein Gebäude, das seine Umgebung geprägt habe. Sie schreibt: «Die Gemeinde hat auch für die Privaten in dieser Beziehung eine Vorbildfunktion, die sie mit der Unterschutzstellung wahrnehmen kann.» Besonders wertvoll seien die Hauptfassade und die beiden Seitenfassaden. In Frage käme laut Gürtler auch, lediglich die Gebäudehülle zu schützen. Erstellt wurde das Schulhaus 1909 nach dem Entwurf der Basler Architekten Richard Calini und Alfred Romang.

Weniger bekannt sind die zwei Portierhäuschen an der Binningerstrasse 108 beim Ziegelei-Areal im Osten Allschwils. Im kantonalen Bauinventar steht, die schlicht gestalteten Häuser würden eine Art Tor bilden zur ehemaligen Ziegelei: «Die schmalen Sichtbacksteinbauten mit den angefügten Lagerschuppen schirmen das Industriegelände gegen die stark befahrene Binningerstrasse ab.»

Nach dem Willen der Gemeinde wird auf dem Ziegelei-Areal in den kommenden Jahren neuer Wohnraum für rund 1000 Personen geschaffen. Gürtler schreibt, im Zuge der Transformation des Gebiets könnten die beiden Eingangsgebäude eine neue Funktion erfüllen: «In wenigen Jahrzehnten wird ein Grossteil der Allschwiler Bewohner nicht mehr wissen, warum das Gebiet Letten oder Ziegelei heisst. Der Erhalt der Pförtnerhäuschen wird daran erinnern. Dafür ist zumindest der Erhalt der Aussenfassade wichtig.»

Turn- und Konzerthalle wurde 2018 platt gemacht

Die Pförtnerhäuschen wurden 1903 gebaut. Wenige Monate zuvor hatte ein Grossbrand die 1877 von Hans Franz Passavant gegründete PIC Passavant-Iselin & Cie. verwüstet, Sein Betrieb war bis zu Liquidation 1976 der bedeutendste Backstein- und Ziegeleihersteller der Schweiz. An die Firma erinnert auch der Schriftzug an einem der beiden Pförtnerhäuschen: «Ziegelwerk Passavant-Iselin & Cie. Aktiengesellschaft».

Ein Wermutstropfen bei den Schutzbemühungen in Allschwil ist, dass erst 2018 ein anderes Objekt dem Erdboden gleich gemacht wurde: die alte Turn- und Konzerthalle an der Gartenstrasse, in Allschwil «TuK» genannt. Sie stammte aus dem Jahr 1926 und bildete mit dem Schulhaus ein Ensemble. Laut Baselbieter Bauinventar war das Gebäude aus der Feder von Josef Stoeck­lin vor allem wegen der Innengestaltung bemerkenswert: «Die reich verzierten Decken, Wände und Eingangstüren im Art-déco-Stil verliehen dem Hallenraum einen ausgesprochenen festlichen und repräsentativen Charakter.» Der kantonale Heimatschutz empfahl im Jahr 2004, die «schönste Turnhalle des Baselbiets» zu schützen – vergeblich: Allschwil sah keine Verwendung mehr für den Bau.

Kathrin Gürtler kann sich im Einwohnerrat nicht mehr persönlich für ihre beiden Schutz-Vorstösse starkmachen: Sie trat Mitte 2020 aus dem Ortsparlament zurück.