Ständeratswahl
Ständeratskandidat Christoph Buser wählt seine Waffen

Frontalangriff oder nicht? Die Bürgerlichen überlegen sich, wie sie Claude Janiak schlagen können. Ständeratskandidat Christoph Buser hält sich für den Underdog.

Michael Nittnaus
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Claude Janiak (SP, links) kennt jetzt seinen Gegner im Kampf ums Stöckli: Christoph Buser (FDP) will Janiak nicht persönlich angreifen.

Claude Janiak (SP, links) kennt jetzt seinen Gegner im Kampf ums Stöckli: Christoph Buser (FDP) will Janiak nicht persönlich angreifen.

Keystone/Martin Töngi

Am Ende entschied ein Zufalls-Mehr. «Knapp daneben ist auch daneben», sagt Balz Stückelberger am Tag, nachdem sich die FDP-Delegierten mit 60 zu 62 Stimmen gegen ihn und für Christoph Buser als ihren Ständeratskandidaten ausgesprochen haben. Er akzeptiere das Resultat und verlange sicher keine Nachzählung. «Das machen nur schlechte Verlierer.» Auf Nachfrage versichert Parteipräsidentin Christine Frey zudem, dass das Wahlbüro nicht weniger als dreimal nachgezählt habe. Stückelberger, der 42-jährige Arlesheimer Landrat, nimmt nun das Positive mit: «Ich weiss die Hälfte der Partei hinter mir, das freut mich sehr.» Und in seiner typisch spitzbübischen Art fügt er an: «Vielleicht gibt es ja wieder einmal Wahlen.»

Vor dem 8.2. zweifelte Buser

Zuerst ist nun aber Buser an der Reihe. Am 18. Oktober tritt der 43-jährige Landrat und Direktor der Wirtschaftskammer Baselland aus Füllinsdorf sowohl für die Stände- wie die Nationalratswahlen an. Trotz des hauchdünnen Resultats glaubt er, dann auf die Unterstützung der ganzen Partei zählen zu können: «Die Delegierten haben sich rein taktisch für oder gegen meine Doppelkandidatur entschieden und nicht gegen mich als Person.» Buser ist es auch ein Anliegen, seine Aussage vom Donnerstagabend zu präzisieren, wonach die Ständeratskandidatur bei ihm «keine Liebe auf den ersten Blick» gewesen sei (bz von gestern): «Vor den kantonalen Wahlen vom 8. Februar hätte ich einem Angriff auf SP-Ständerat Claude Janiak nur wenig Chancen eingeräumt. Doch mit dem deutlichen Erfolg des bürgerlichen Baselbiets hat sich alles verändert.»

Nun glaubt Buser an seine Chance – und will angreifen. «Ich werde meinen Wahlkampf genau gegen Janiak ausrichten», sagte er schon am Parteitag. Ob ein direkter Angriff die beste Taktik gegen den bis in die politische Mitte abgestützten und erprobten Wahlkämpfer Janiak ist, bezweifelt Stückelberger gegenüber der bz: «Ich selber hätte weniger versucht, Janiak sachpolitisch oder persönlich anzugreifen, sondern ihn einfach zu überholen.» Dies mit dem Hauptargument, dass es in Bern frisches Blut brauche.

FDP-Präsidentin Frey weiss um die Herausforderung: «Man kann Janiak ja keine persönlichen Verfehlungen vorwerfen wie bei SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer und ihrer Zweitwohnung.» Unter vollem Angriff verstehe sie denn auch nichts auf der persönlichen Ebene. Stattdessen müsse man den Wählern klar machen, warum es gerade im «KMU-Kanton Baselland» einen bürgerlichen Ständerat brauche. Das unterstützt auch SVP-Präsident Oskar Kämpfer: «Janiak schlecht zu machen, ist keine Option.» Er betont aber freilich, dass Buser seiner Meinung nach «in einer anderen Liga» spiele als Janiak, was seine Vernetzung mit der Wirtschaftswelt angehe. «Janiak ist und bleibt ein Sozialdemokrat. Die Wirtschaftsvertreter, die ihn bisher gewählt haben, hatten einfach noch nie eine bürgerliche Alternative wie Buser.»

Wirtschaftsnähe als Politikum

Gestern gab sich Buser schon etwas vorsichtiger: «Ich bin der Underdog in diesem Rennen.» Auch er werde Janiak nicht persönlich angreifen, sondern dessen «sozialistische Haltung» bei einigen Sachgeschäften thematisieren. Seine Stärke sei zu wissen, wo bei der Wirtschaft der Schuh drücke. «Buser steht für eine protektionistische Baselbieter KMU-Politik. Diese ist nicht im Interesse der regionalen Wirtschaft und der gesellschaftlichen Entwicklung. Er schaut nur auf seine Klientel», entgegnet Ruedi Brassel. Der SP-Parteisekretär nimmt kein Blatt vor den Mund: «Wir brauchen in Bern nicht noch mehr Filz.» Dass es mit ihm als Ständerat zu einer problematischen Machtballung eines Wirtschaftsvertreters kommen könnte, lässt Buser nicht gelten: «Das ist doch ein Klischee. Ich habe als Ständerat schliesslich auch nur eine Stimme.» Florence Brenzikofer, Präsidentin der Baselbieter Grünen, sieht gerade bei den Sachgeschäften keine Chance für die Bürgerlichen, Janiak zuzusetzen: «Gerade der Leistungsausweis von Janiak ist seine grosse Stärke. Er hat viel für die Region getan. Aktuell etwa für den Doppelspurausbau im Laufental.» Janiak selbst weilt zurzeit in Asien und war deshalb für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

SVP: Mühe mit Stückelberger

Sowohl Brenzikofer wie auch Brassel geben sich aber keineswegs blauäugig. Sie wissen, dass Rot-Grün schwächer dasteht als vor vier Jahren, als sich die Bürgerlichen zudem noch mit einer Zweier-Kandidatur gegenseitig Stimmen abnahmen. Sie sagen aber auch beide: «Der gesellschaftsliberalere Stückelberger hätte in der politischen Mitte sicher mehr Stimmen geholt und wäre deshalb der stärkere Konkurrent gewesen.» Auch aus den eigenen Reihen verstummt die Kritik nicht ganz: «Rein strategisch ist die Doppelkandidatur Busers das grössere Risiko», reiht sich alt FDP-Ständerat René Rhinow auf Anfrage in den Reigen vieler Freisinniger ein, die genau deswegen Stückelberger unterstützt haben. Er habe nichts gegen Buser als Person, befürchte aber, dass die Partei so ihre bisherige Nationalrätin Daniela Schneeberger gefährde.

Dieses Argument kennt Frey. Doch für sie war eine andere Überlegung wichtiger: «Ohne die SVP wird kein Bürgerlicher Ständerat.» Damit legt die Präsidentin offen, dass sie zumindest strategisch Buser für den besseren Kandidaten hält. Und bezogen auf die SVP stimmt dies garantiert, wie Kämpfer bestätigt: «Mit Buser haben wir die bestmögliche von allen Voraussetzungen, in den Ständerat einzuziehen.» Auch wenn Kämpfer im Vorfeld der Nomination betonte, dass die SVP hinter jedem FDP-Kandidaten stehen würde, gibt er nun zu: «Mit Stückelberger hätten wir Mühe gehabt.» Zu schwer wiege weiterhin dessen damaliges Bekenntnis für eine Kantonsfusion. Ein Problem, das Buser freilich fremd ist.