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In Aargau und Solothurn werden Lehrpersonen priorisiert. Im Baselbiet hat der Krisenstab allerdings einen entsprechenden Antrag der Bildungsdirektion abgelehnt. Der Krisenstab will generell nicht einzelne Berufsgruppen bevorzugen. In Basel-Stadt ist zum heiklen Thema noch kein Entscheid gefallen.
Es ist ein heisses Eisen: Sollen Lehrpersonen und andere systemrelevante Berufsgruppen bei der Corona-Impfung bevorzugt werden? Ja, finden die Kantone Aargau und Solothurn. Wird ab Mitte Mai das Impfen für die breite Bevölkerung geöffnet, so geniessen Lehrpersonen zumindest innerhalb dieser grossen Gruppe Vorrang. So wird dann im Aargau das Lehrpersonal über 50 priorisiert geimpft. Und im Kanton Solothurn wird gar ein spezieller Impfsonntag für Lehrer eingeführt, der neben dem ordentlichen Impfprogramm an Werktagen läuft.
Lehrpersonen seien in ihrem Berufsalltag häufig in Situationen, in denen Masken- und Abstandspflicht sowie sonstige Schutzmassnahmen nur beschränkt eingehalten werden könnten, heisst es beim Fachstab Pandemie des Kantons auf Anfrage. Neben Lehrpersonen werden im Kanton Solothurn ab Mitte Mai auch Polizistinnen und Polizisten, die im Beruf ebenfalls sehr exponiert seien, beim Impfen priorisiert.
Nicht so im Baselbiet: «Immer wenn jemand bevorzugt behandelt wird, muss jemand anderes hintenanstehen», gibt Krisenstab-Sprecher Rolf Wirz zu bedenken. Letzterer legt im Baselbiet die kantonale Umsetzung der Impfstrategie fest. Würden die Lehrpersonen priorisiert, machten diesen Anspruch bald auch Polizisten geltend, dann Tram- oder Buschauffeure oder Mitarbeitende an der Migros- und Coop-Kasse. Auch zweifelt der Krisenstab an der Idee, abgesehen vom Gesundheitspersonal, das derzeit landesweit geimpft wird, weitere Berufsgruppen mit starker Exposition systematisch zu bevorzugen: «Wenn dann ein 23-jähriger Lehrer vor dem 55-jährigen Kranführer geimpft wird, dann ist das nicht im Sinne des Schutzes von Menschen mit erhöhtem Risiko eines schweren Verlaufs», sagt Wirz. Das Alter ist für den Krisenstab das wichtigere Kriterium als der Beruf.
Die Haltung des Krisenstabs ist in der Kantonsverwaltung umstritten: So hat der Fachdienst der Schulen einen Antrag auf prioritäres Impfen von Lehrpersonen an Kindergärten und Schulen sowie für Mitarbeitende von Betreuungsangeboten wie Kindertagesstätten und Mittagstischen eingereicht. Dieser wurde vom Krisenstab allerdings abgelehnt, wie Fabienne Romanens, Sprecherin der Baselbieter Bildungs-, Sport- und Kulturdirektion (BKSD), auf Anfrage bestätigt.
«Die BKSD würde es begrüssen, wenn dieser Entscheid revidiert würde. Wir bleiben mit dem Krisenstab im Gespräch», betont sie. Eine frühe Impfung der Lehrpersonen könne angesichts wieder steigender Fallzahlen dazu beitragen, den Präsenzunterricht sicherzustellen.
«Wenn wir etwas ganz sicher nicht wollen, dann ist es eine Rückkehr in den Fernunterricht»,
sagt Romanens. Zudem soll ein koordiniertes Impfprogramm – so das Argument im Kanton Solothurn – gewährleisten, dass an den Schulen jeweils ein in etwa gleich hoher Anteil an Lehrpersonen geimpft ist. Damit können Schutzkonzepte und andere Massnahmen besser aufeinander abgestimmt werden.
Gleichwohl ist nicht davon auszugehen, dass der Krisenstab nun wegen des Drucks aus der Lehrerschaft und der BKSD auf den Entscheid zurückkommt: Er sehe aktuell keinen Grund, sagt Krisenstab-Sprecher Wirz. «Zumal es auch der Bund keine gute Idee findet, dass einige Kantone beim Impfen von Berufsgruppen ausser dem Gesundheitspersonal vorpreschen.»
Dennoch macht man sich dazu auch in Basel-Stadt Gedanken, wie Anne Tschudin, Sprecherin des Gesundheitsdepartements, bestätigt. Entscheide seien allerdings noch keine gefallen. Zum weiteren Impfvorgehen sind die Meinungen also ziemlich geteilt. Und jeder Kanton macht es – wie schon bei anderen Fragen in der Pandemie – etwas anders.