Ohne Werner Madörin wäre «Wanderwege beider Basel» nicht so gut aufgestellt. 2003 hat er den Verein in desolatem Zustand übernommen und ihn in den zwölf Jahren als Präsident wieder auf die Beine gestellt.
Die Einen mögen es Hobby, Andere Berufung, Dritte Leidenschaft nennen. Fakt ist jedenfalls, dass Werner Madörin (73) im Jahr 2003 als Präsident den Verein Wanderwege beider Basel in angeschlagenem Zustand übernommen hat und ihn an der Generalversammlung von kommender Woche bestens strukturiert und fit für die Zukunft in neue Hände legt. Dazwischen liegt sehr viel konzeptionelle, organisatorische, administrative, aber auch visionäre Arbeit. Der Verein dankt Madörin diese Leistung mit dem Ehrenpräsidium, das erst zum dritten Mal in der 77-jährigen Vereinsgeschichte vergeben wird.
Trotzdem herrscht nicht nur Sonnenschein. Denn vor ziemlich genau einem Jahr erlitt Madörin eine Hirnblutung, nach der sein Leben an einem dünnen Faden hing. Seither arbeitet er sich Schritt für Schritt zurück und es geht ihm heute soweit gut, dass er zwar noch therapeutisch begleitet wird, aber wieder zu Hause mit seiner Frau leben kann. Im Gespräch mit der bz hilft ihm diese über Erinnerungslücken hinweg.
«Zum absoluten Höhepunkt» seiner Präsidialzeit zählt Madörin das 75-Jahr-Jubiläum von 2013 mit vielen Sonderaktivitäten für die Mitglieder und einem Jubiläumsakt im Basler Rathaus. Bleibendes Erinnerungsstück ist das Jubiläumsbuch, das die Vereinsgeschichte «von einer kleinen Idealistengruppe zu einer stattlichen Organisation mit über 2300 Mitgliedern» und vor allem die Entwicklung der Wanderkultur von ersten Pilgerreisen bis zum Geocaching der heutigen Tage, einer Art moderner Schnitzeljagd mit GPS-Geräten, nachzeichnet. Fast selbstredend, dass Madörin massgebend an der Erarbeitung dieses Werks beteiligt war. Wobei ihm aber stets das richtige Wandern und weniger Spielereien wie eben Geocaching am Herzen lagen.
Madörin setzte sich denn auch in erster Linie für den eigentlichen Pflichtteil seines Vereins ein, der in einer Leistungsvereinbarung mit dem Kanton geregelt ist: die korrekte Markierung der Wege. Dazu schreiten die 17 Bezirksleiter des Vereins in ihrem Gebiet alle Wanderwege einmal pro Jahr ab, bessern kleinere Schäden an Wegweisern aus und malen verblasste Rhomben an Bäumen nach. Für grössere Schäden und Neusignalisationen ist die vereinsinterne Baugruppe zuständig.
Aber auch die Kür kam unter Madörin nicht zu kurz. Dazu zählt für ihn vor allem, dass die Wanderwege möglichst optimal verlaufen. Das heisst etwa, abseits von Weiden mit Mutterkuhhaltung, was ein wachsendes Problem für Wanderer darstellt, oder abseits von asphaltierten Wegen. Letzteres ist aber nur bedingt gelungen, führen heute im Baselbiet doch 679 Kilometer Wanderwege über Naturbeläge, 420 über Hartbeläge.
Zur Kür gehörte auch das unter Madörin stark erweiterte Angebot an geführten Wanderungen oder die Entwicklung einer Wanderkarte mit Aussichtspunkten, Grillplätzen und Sehenswürdigkeiten im Massstab 1 zu 25 000, die fast das ganze Baselbiet abdeckt. Zudem engagierte sich Madörin auch auf Schweizer Ebene für Wanderwege. Bei den Aktivitäten kamen ihm sein breites Beziehungsnetz und seine fachlichen Kompetenzen zugute, die er sich während seiner über 30-jährigen Berufszeit im Baselbieter Amt für Raumplanung angeeignet hatte.
Doch bei seinem Tiefpunkt im Jahr 2011 nützte ihm, zumindest anfänglich, auch das Beziehungsnetz nichts: Die Regierung wollte im Rahmen ihres Sparprogramms dem Verein Wanderwege beider Basel die Beiträge massiv zusammenstauchen – und das wenige Monate nachdem der Landrat einstimmig einen Verpflichtungskredit zugunsten des Vereins gesprochen hatte. Doch Madörin gab nicht klein bei, sondern zeigte seine kämpferische Seite: Er startete eine Petition, sammelte zusammen mit Gleichgesinnten über 9000 Unterschriften, mobilisierte Politiker und drohte mit der Kündigung der Leistungsvereinbarung. Schliesslich krebste die Regierung weitgehend zurück. Trotzdem sagt Madörin über diese Episode: «Das war sehr enttäuschend.»
Hans Wüthrich, seit fünf Jahren Vizepräsident der Wanderwege beider Basel, sagt zur Zusammenarbeit mit Madörin: «Werner war in all den Jahren ein zielbewusster Krampfer, der gefordert hat. Er brachte den andern aber auch stets Wertschätzung und Dankbarkeit entgegen.»
Und was war Madörins Antrieb, sich so fürs Wandern einzusetzen? Für ihn war Wandern stets Lebensqualität pur. So sagte er einmal beim Aufstieg von der Wasserfallen zum Chellenchöpfli: «Diese wunderbare Landschaft, diese Ruhe, die Natur, die zu jeder Jahreszeit anders riecht – bei keiner anderen Aktivität kann man die Umgebung so mit allen Sinnen wahrnehmen wie beim Wandern.»