Boulevard-Cafés
Basler Beizer müssen Stühle von den Trottoirs räumen

Die Kontrollen der Allmendverwaltung kommen nicht bei allen gleich gut an. Die Beizer fühlen sich ungerecht behandelt und verstehen die Praxis nicht. Das Tiefbauamt gibt zu, dass keine flächendeckenden Kontrollen stattfinden.

Nicolas Drechsler
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Pro Quadratmeter bewirteter Allmend bezahlt ein Restaurant 88 Franken Nutzungsgebühr pro Jahr.Martin Töngi

Pro Quadratmeter bewirteter Allmend bezahlt ein Restaurant 88 Franken Nutzungsgebühr pro Jahr.Martin Töngi

Im Restaurant «Antalya» auf der Lyss versteht man die Welt nicht mehr. Die Allmendverwaltung hat den Betreiber angewiesen, sein Boulevardrestaurant zu verkleinern. Gäste wie Personal sind der Meinung, das sei reine Schikane. «Da ist man immer problemlos durchgekommen», meint ein Gast. Vor dem Restaurant standen bis vor einer Woche noch Vierertische entlang der Fassade an der Kornhausgasse. Nun sind es bloss noch Zweiertischchen, die sich eng ans Glas schmiegen.

Nicht alle gleich behandelt

Einer Angestellten liegt besonders auf dem Magen, dass andere Restaurants in unmittelbarer Umgebung den Fussgängern noch weniger Platz liessen. «Ich hab das dem Kontrolleur gesagt, worauf er erwiderte, er könne nicht überall kontrollieren. Das ist doch ein Witz». Der Besitzer des «Antalya» weilt in den Ferien, er ist für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Tiefbauamt-Sprecher André Frauchiger erklärt, wie die Kontrollen zustande kommen: «Wir können und wollen nicht flächendeckend kontrollieren. Es gibt stichprobenartige Kontrollen und wir kommen, wenn sich jemand beschwert.»

Kontrollen ja, aber...

Für Maurus Ebneter vom Basler Wirteverband ist es durchaus verständlich, dass der Staat kontrolliert, alleine schon wegen der fälligen Allmend-Gebühren. «Aber stellenweise wird das Ganze doch schon etwas gar pingelig gehandhabt».

Diesem Vorwurf widerspricht Frauchiger. Man sei grosszügig. «Zuerst erhält ein fehlbarer Wirt einen Mahnbrief, dass er sich an den Plan halten soll, welcher der Bewilligung beiliegt. Wenn der Brief nichts nützt, erhält er einen zweiten mit einer Frist und einer Mahnung. Erst im dritten Schritt passiert wirklich etwas und es kommt zu einer Verzeigung». Diese erfolgt auf der Basis des Übertretungsstrafgesetzes. Die Regeln seien klar, vor allem, um sicherzustellen, dass alle das Trottoir benutzen könnten. In der Innenstadt müsse mindestens ein Meter fünfzig des Trottoirs benutzbar sein, in den Quartieren sind es zwei Meter.

Nicht immer sind die Wirte schuld

Maurus Ebneter vom Wirteverband mahnt an, dass nicht jedes Mal, wenn ein Tisch falsch stehe, der Wirt Schuld trage, man müsse unterscheiden, «ob Gäste zwei Tische zusammenschieben und Stühle verrücken, oder ob ein Wirt bewusst permanent mehr Fläche in Anspruch nimmt, als er bewilligt bekommen hat». Das sei kein Problem, so Frauchiger, die Kontrollen richteten sich ja nicht danach, wie es zehn Minuten lang aussehe, sondern wie der Wirt grundsätzlich stuhle. Etwa in der Steinenvorstadt habe die Allmendverwaltung extra weisse Winkel auf den Boden gemalt, um den Wirten die Orientierung zu erleichtern, bis wo «ihr» Anteil an der Allmend reiche.

Was sich trotz der Diskussion nicht ändern wird, ist, dass der Wirt des «Antalya», wenn er aus seinen Ferien zurückkommt, erst mal weniger Stühle auf dem Trottoir haben wird als vor seiner Abreise. Und dass sich seine Gäste den Rest des Sommers an die Fassade quetschen müssen.