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Basel
Kurz bevor der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger heute Nachmittag Schnitzelbängg am TV doch wieder erlaubte, zeigte sein Baselbieter Amtskollege Thomas Weber im Gespräch mit der bz, wie unterschiedlich sie sind.
Es war ein sehr spontanes Statement, das Thomas Weber gestern Mittwochabend gegenüber Telebasel abgab. Mit einem Lachen im Gesicht sagte er auf die Frage, ob Schnitzelbänggler nun im Baselbiet willkommen seien, da sie ihre Auftritte wegen des Vetos des Basler Gesundheitsdepartements nicht bei Telebasel aufzeichnen lassen können: «Ich sehe nichts, das dagegen spricht.»
Dass sogar der Amtskollege aus dem Nachbarkanton ihm in den Rücken fällt, dürfte dem Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger gar nicht gefallen haben. Und vielleicht war dies auch eines der Puzzlestücke, die ihn heute Donnerstagnachmittag zum Rückwärtssalto veranlassten. Kurz bevor Engelberger dem TV-Sender doch Aufzeichnungen erlaubte, konnte die bz mit Weber sprechen. Normalerweise wäre zu erwarten, dass der SVP-Regierungsrat nun beschwichtigt und versucht, die Wogen zu glätten.
«Ich will natürlich nun nicht das Baselbiet als ‹Schnitzelbank-Tourismus-Region› propagieren»,
hielt Weber denn auch zuerst in einem schriftlichen Statement fest. Allerdings fügte er sogleich an: «Doch freue ich mich in der für uns alle mühsamen Coronazeit ganz besonders auf fasnächtlich-kritischen Humor.»
Seine Haltung: Wenn die Bundesvorgaben der Covid-19-Verordnung besondere Lage, insbesondere auch die Personenobergrenze von fünf für private Veranstaltungen, eingehalten würden, seien Schnitzelbänke möglich und bräuchten keine Bewilligung. Zudem sei ja nur im nichtprofessionellen Bereich «das gemeinsame Singen ausserhalb des Familienkreises» verboten. Mündlich präzisiert Weber: Zum einen gebe es einige Einzelbängg und ausserdem professionelle Sänger. «Und, wenn die Aufnahmen professionell gemacht sind, ist es auch ein professioneller Rahmen.» Freilich nicht erlaubt seien Ansammlungen von 20 wartenden Bangg-Formationen im Telebasel-Treppenhaus.
Weber betont denn auch, dass seine Worte nicht als Einladung an den TV-Sender gedacht gewesen seien, im Baselbiet ein Studio zu mieten. Vielmehr appelliert er an die Kreativität und Eigeninitiative der Schnitzelbänke, selbst Aufnahmen herzustellen. Und dann wird Weber nachdenklich: «Humor und konstruktive Kritik als Ventil in harten Zeiten waren wohl seit dem Zweiten Weltkrieg nie mehr so wichtig.»
Als Affront gegenüber Kollege Engelberger sieht Weber seine Aussagen nicht. Aber:
«Ich stosse nicht immer bei allen Amtskollegen auf Verständnis. Doch hier kommt zum Tragen, dass unsere persönliche Wertegewichtung unterschiedlich ist. Ich denke aber, dass Basel-Stadt das verkraften wird.»
Ob verkraftbar oder nicht, Fakt ist, dass Engelberger heute Nachmittag zurückkrebste. Auf Nachfrage hält er – ganz humorlos – fest: «Wir standen nicht in Kontakt mit dem Kanton Basel-Landschaft.»