Kreativer Fasnächtler
Coronakonforme Fasnacht: Chauffeur fährt Morgenstreich mit einem Tram

Mit einem dekorierten Tram möchte ein BLT-Chauffeur trotz der Nicht-Fasnacht, fasnächtliche Stimmung in der Stadt verbreiten.

Elodie Kolb
Drucken
Vater und Tochter arbeiten gemeinsam daran, die Stadt während der Nicht-Fasnacht etwas bunter zu gestalten.

Vater und Tochter arbeiten gemeinsam daran, die Stadt während der Nicht-Fasnacht etwas bunter zu gestalten.

Kenneth Nars / BLZ

Melanie klebt gemeinsam mit ihrem Vater Markus Böhler grosse Räppli-Kleber aussen auf das Tram und verrät: «Meine Eltern haben diese mit der Nagelschere selbst ausgeschnitten.» Das ganze Tram soll mit den roten, gelben, blauen und grünen Klebern beklebt werden. «Ich bin total gespannt darauf, wie die Leute reagieren werden», sagt sie aufgeregt. Auch die Fahrerkabine ist geschmückt mit Waggis und selbstgemachten Mini-Larven. Doch der eigentliche Hingucker ist im Tram selbst. Ganz hinten, versteckt hinter den vielen gelben BLT-Trams im Oberwiler BLT-Depot steht eines, das auffällt: Seit dem letzten Freitag arbeitet der langjährige Fasnächtler Markus Böhler dort an seinem «Fasnachtsträmmli». Zusätzlich arbeitet er noch als Tramchauffeur. «Das waren ein paar Nachtschichten, die ich für das Tram einlegen musste», sagt er.

Tram-Dekoration wurde von verschiedenen Basler Cliquen unterstützt

Schmunzelnd und etwas geheimnisvoll sagt Böhler dazu: «Eigentlich mache ich Fasnacht mit 56 Personen und das ganz coronakonform.» Von Larven über Steck- und Kopflaternen bis hin zu Laternenleinwänden ist im Tram alles zu sehen. Das Material dafür habe er von etwa sieben verschiedenen Basler Cliquen erhalten. Wie genau das aussieht, kann ab Montag in der ganzen Stadt beobachtet werden.

Der Morgenstreich sollte eigentlich am Montagmorgen um Punkt vier Uhr beginnen. Allerdings fallen die «drey scheenschte Dääg» bereits zum zweiten Mal dem Coronavirus zum Opfer. Doch nicht ganz: Markus Böhler ist schon 42 Jahre bei der Olympia-Clique an der Fasnacht dabei und er wird auch dieses Jahr vor Ort sein: Vorne in seinem Fasnachtstram wird er den Morgenstreich und die Cortège fahren. Weil es schon wieder keine Fasnacht gibt, sei er auf die Idee gekommen, ein Tram zu gestalten, um damit trotzdem etwas Fasnachtsstimmung in Basel zu verbreiten. Auch musikalische Begleitung sei geplant: Er möchte während dem Morgenstreich die entsprechenden Märsche laufen lassen und auch während des Cortège sei Musik vorgesehen.

Privates Projekt des Fasnächtlers

Markus Böhler arbeitet schon seit 22 Jahren bei der BLT und ging deshalb mit seiner Idee zur Direktion, welche ihm ein Tram des Vorgänger-Modells des aktuellen Tangos zur Verfügung stellte. Ursprünglich sei der Plan gewesen, ein Tram wie das Obi- oder FCB-Tram zu bedrucken. «Aber das hat das Budget bei weitem überschritten», weswegen das Projekt wieder begraben wurde. Im Dezember sei ihm dann die Idee gekommen, dass er ein einfach ein eigenes Tram gestalten könnte. Bei der BLT-Direktion sei das Anliegen auf offene Ohren gestossen und man habe ihm ein 200er-Tram zur Verfügung gestellt. Er betont aber, dass das Projekt ein Privates ist und nicht von der BLT initiiert wurde, sie dieses aber unterstützen.

«Ich möchte den Leuten ein Schmunzeln entlocken und daran erinnern: Jetzt wäre eigentlich Fasnacht. So dass man die ‹Drey scheenschte Dääg› auch nicht vergisst»,

so Böhler. Er sehe die Leute, wie sie nach knapp einem Jahr Pandemie frustriert an den Tramstationen stehen und möchte den Menschen in dieser Zeit ein Lichtblick geben. Böhler ist aber auch fasziniert von der Kreativität die durch Corona gefordert wird: «Es ist so viel entstanden, was es ohne Corona gar nicht gäbe». Der gelernte Bäcker und Konditor sieht sich selbst auch als den «kreativen Bastler in seiner Clique».

Die durch die BVB bewilligte Sonderfahrt in der Stadt sei aber nicht für Fahrgäste gedacht. «Es ist eigentlich ein fahrendes Museum», erklärt Böhler. Mehr dazu möchte er aber noch nicht verraten.