Zeiträume Basel bespielt unter dem diesjährigen Motto «Die Verwandlung» 27 bewegte Standorte mit flüchtiger Musik.
Die Kultur werde nun endlich wieder aus dem Tiefkühler hervorgeholt, freut sich Bernhard Günther, Co-Leiter von Zeiträume Basel am Pressegespräch im Rumpf des Feuerschiffes «Gannet». Vieles ist passiert seit der letzten Ausgabe des zweijährlich stattfindenden Festivals für neue Musik und Architektur – doch vor allem der Kulturbereich war lange lahmgelegt.
Als Biennale hat Zeiträume die gröbsten Einschränkungen zwar gekonnt umschifft, doch findet die Pandemie im diesjährigen Motto dennoch seinen Niederschlag, wie Co-Leiterin Anja Wernicke ausführt. Die Kulturszene habe eine unfreiwillige Verwandlung durchgemacht, vergleichbar vielleicht mit jener von Franz Kafkas Käfer-Helden Gregor Samsa in der titelgebenden Erzählung.
Verwandlung passe aber auch zur Stadt und ihren Spielorten – namentlich zum Klybeck-Areal, wo die Eröffnungs- und Abschlussabende stattfinden; oder zum Hafen-Gebiet entlang der Uferstrasse, wo in besagtem Schiff ein multimediales Projekt ansteht.
Diesen Wandel abzubilden und mit ebenso wandelbarer Musik zu bespielen, sei das Ziel des knapp zweiwöchigen Festivals. An 27 Stationen laden 20 Produktionen und ebenso viele Erstaufführungen – rund die Hälfte davon kostenlos und im öffentlichen Raum – dazu ein, Ohren und Augen offen zu halten.
Als Fortsetzung eines Projekts von 2019 regt «Die Summe 21» zum Lauschen und Mitmachen an: Unter der Leitung der Komponistin Marianne Schuppe stimmen Einzelsängerinnen, ein gutes Dutzend Chöre und interessierte Passanten summend eine Note an. Diese soll sich mit den Umgebungsgeräuschen der jeweiligen Orte vermischen und diese hervorheben.
Interaktiv geht es auch im genannten «Gannet» zu, wenn bei «Phase 4» vier junge Studierende aus den Klängen und Bildern eines früheren Audiowalks ein multidisziplinäres Kunstwerk erschaffen, das mittels Sensoren auf das Publikum reagiert.
Eintauchen wiederum kann man bei den drei Stücken, die das Sinfonieorchester Basel (SOB) unter dem Titel «Pflaumenblüten» in den Räumlichkeiten des Oekolampad inszeniert. Der Raum, der gemäss SOB-Leiter Hans-Georg Hofmann zu einer gewissen «Überakustik» tendiere, wird von den Musikerinnen und Musikern derart bespielt, dass das Publikum regelrecht vom Klang umzingelt wird.
Auch wenn, wie Anja Wernicke und Bernhard Günther betonen, Klangräume ohne Zentrum auskommt, so ist doch «Poppaea» aus der Feder von Michael Hersch und Stephanie Fleischmann eindeutig die aufwendigste Produktion des Festivals. Im Don Bosco wird die Oper zur Weltpremiere gelangen – dank Corona, denn eigentlich wäre sie für vergangenes Jahr in Wien angesetzt gewesen.
Zeiträume Basel. Div. Spielorte.
9.-19. September. www.zeitraeumebasel.com