Gesundheit
Ärztedichte in der Region: Basel-Stadt und Baselland treten auf die Bremse

In acht Fachgebieten wie etwa der Orthopädie oder Radiologie werden die Zulassungen beschränkt. Damit sollen zu Gunsten der Prämienzahler rund 7 Millionen Franken eingespart werden.

Andreas Möckli Jetzt kommentieren
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Gemeinsame Planung der Gesundheitsversorgung: Die beiden Gesundheitsdirektoren Lukas Engelberger (Basel-Stadt) und Thomas Weber (Baselland) informieren über die Bekämpfung der hohen Ärztedichte (Bild von 2019).

Gemeinsame Planung der Gesundheitsversorgung: Die beiden Gesundheitsdirektoren Lukas Engelberger (Basel-Stadt) und Thomas Weber (Baselland) informieren über die Bekämpfung der hohen Ärztedichte (Bild von 2019).

Kenneth Nars

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Um knapp 7 Prozent haben die Kosten im ambulanten Bereich in Basel-Stadt zwischen 2017 und 2019 zugenommen. Im Baselland sind es zwar mit gut 3 Prozent deutlich weniger, doch noch immer höher als der Schweizer Durchschnitt. Mit «ambulant» sind sowohl Behandlungen in Arztpraxen als auch in Spitälern gemeint, bei denen die Patientin oder der Patient nicht über Nacht bleibt.

Im stationären Bereich konnten die Kantone bereits in der Vergangenheit mit Spitallisten die Gesundheitsversorgung steuern. Dank einer Gesetzesänderung auf Bundesebene ist dies nun auch im ambulanten Bereich möglich. Basel-Stadt und Baselland, welche die ­Versorgung gemeinsam organisieren, nutzen nun diese Möglichkeit.

Bereits per 1. April erlassen die beiden Kantone in acht Fachgebieten einen faktischen Zulassungsstopp für Ärztinnen und Ärzte. Wer in einem solchen Bereich eine neue Praxis eröffnen und Leistungen über die Grundversicherung abrechnen will, kann dies künftig nicht mehr. Nur wenn ein bereits zugelassener Arzt seine Praxis übergibt, kann eine Nachfolgerin die Bewilligung übernehmen.

Betroffen sind etwa die ­Orthopädie, die Augenmedizin oder die Radiologie. Ursprünglich wollten die beiden Kantone 13 Fach­gebiete beschränken. Fünf wurden nun ausgenommen, weil dort nur wenige Ärztinnen und Ärzte tätig sind oder die Versorgungsdichte nicht überdurchschnittlich hoch ist. Dazu zählt etwa die Infektiologie oder die Hämatologie.

Überversorgung bei Orthopäden und Radiologen

Das von den beiden Basel geschätzte Sparpotenzial von 7 Millionen Franken erschient auf den ersten Blick bescheiden. Die Zahl sei mit den 200 Millionen Franken in Verhältnis zu setzen, die in den beiden Kantonen für ambulante Leistungen in der Grundversicherung ausgegeben würden, sagte der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomas Weber an einer Medienkonferenz in Basel. Das sei mit Blick auf die steigenden Krankenkassenprämien signifikant.

Auffällig ist, dass in gewissen Gebieten wie Orthopädie und Radiologie eine grosse Überversorgung herrscht. Alleine in der Orthopädie müssten gemäss einer nicht mehr ganz aktuellen Vorgabe des Bundes aus dem Jahr 2013 an sich 47 Ärztinnen und Ärzte in den beiden Basel ausreichen. Tatsächlich sind aber 104 Personen hier tätig. Darauf angesprochen sagte der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger, die beiden Kantone seien moderat vorgegangen. «Wir wollen nicht Generationen von Nachwuchsärzten in ihren Perspektiven beschneiden.»

Einen noch stärkeren Eingriff wollten die beiden Kantone nicht, sagte Engelberger. So wäre es theoretisch möglich, die bestehende Zulassung eines Arztes, der aufhört, nicht einem jungen Arzt zu übergeben. So würde die Zahl der Zulassung über die Zeit sinken – und nicht wie jetzt nur plafoniert. «Wir können mit einem gewissen Überangebot leben, aber ab einer gewissen Schwelle wollen wir keine Neuzulassungen mehr», sagte Engelberger.

Ihm und Weber war es wichtig zu betonen, dass sowohl die Hausarztmedizin als auch die Psychiatrie nicht angefasst werden. Im letzteren Bereich rechnet Weber mit einer weiteren Zunahme der Behandlungen, etwa mit Blick auf die Flüchtenden aus der Ukraine.

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