Die Industrielle Werke Basel (IWB) haben 2012 die Energiewende vorgelebt und dennoch einen Rekordgewinn erzielt. Sie produzierten mehr grünen Strom als sie einspeisten. Die Kundschaft verbrauchte erneut weniger Strom.
Die Industrielle Werke Basel (IWB) haben 2012 die Energiewende vorgelebt und dennoch einen Rekordgewinn erzielt. Sie produzierten mit 1588 Gigawattstunden (GWh) mehr grünen Strom als sie mit 1554 GWh einspeisten. Die Kundschaft verbrauchte erneut weniger Strom.
Gute Investitionen und Disziplin
Das Jahresergebnis von 93,4 Mio. Franken bei einem Umsatz von 789 Mio. Franken war das grösste der IWB-Geschichte; es waren 12 Prozent mehr Gewinn als 2011. Dazu trugen neben guten Investitionen und Disziplin auch nicht benötigte Tarifanpassungsreserven von 18 Mio. Franken bei, wie CEO David Tiel am Donnerstag vor den Medien sagte.
In Netz eingespeist haben die IWB im vergangenen Jahr insgesamt (mit Netzverlusten) 1554 GWh Strom (-2,7 Prozent), 1073 GWh Fernwärme (+4,7 Prozent, witterungsbedingt) und 3137 GWh Erdgas (+3 Prozent). So sank der Stromverbrauch zum vierten Mal in Folge - teils wegen der Krise, teils wegen besserer Energieeffizienz dank Gebäudesanierungen.
Der Trinkwasserverbrauch im IWB-Versorgungsgebiet sank derweil auf 25,4 Mio. Kubikmeter (-3 Prozent). Der Rückgang wird mit der Witterung erklärt. Der Kanton Basel-Stadt profitierte von den IWB mit 50 Mio. Franken, darunter gemeinwirtschaftliche Leistungen wie öffentliche Brunnen und Uhren im Wert von 7,4 Mio. Franken.
Dem Ausbauzeitplan voraus
Dem Ziel, bis 2015 die eigene grüne Stromproduktion um 500 GWh auszubauen, sind die IWB mit 420 GWh neuer Vertragsleistung 2012 markant näher gekommen. Davon sind 320 GWh schon am Netz. Mit 120 Mio. Franken war dieser Ausbau halb so teuer wie erwartet - dank starkem Franken und weil mit Einspeisevergütungen auch Anlagepreise sanken.
Der Strommarkt sei europaweit in Bewegung geraten, sagte Thiel weiter. Derzeit lägen Marktpreise unter den IWB-Produktionskosten. Im vergangenen Jahr hätten die IWB aber mehr Kunden gewonnen als verloren. Mit ihrer erneuerbaren Energie aus Eigenproduktion seien die IWB im Strommarkt allen anderen Schweizer Versorgern voraus.
Die IWB stehen denn auch voll hinter der Schweizer Energiewende. Erneuerbare Energie sei billiger, wenn alle Kosten realistisch eingepreist würden, warnte Thiel mit Verweis auf den teuren Rückbau ausrangierter AKW. Den IWB gehe es finanziell heute auch darum so gut, weil sie «glücklicherweise» keine AKW-Beteiligung halten.
Zweite Waldverheizungsanlage
In der Pipeline sind unter anderem ein zweites Holzkraftwerk beim Voltaplatz in Basel, neue Biogasanlagen auch im Ausland und weitere Windkraftanlagen. Die nötige Kohle ist da: 75 Mio. Franken flüssige Mittel in der Kasse. Und mit 64,9 Prozent ist die Eigenkapitalquote auch noch weit über dem gesetzlichen Minimum von 40 Prozent.
Auch die umstrittenen Pumpspeicher-Kraftwerke (PSKW) sind für die IWB unverzichtbar, um schwankende Stromproduktion erneuerbaren Quellen auszugleichen. Die 15-Prozent-Beteiligung am im Bau befindlichen PSKW Nant de Drance trage zur Glaubwürdigkeit der IWB als Versorger bei, sagte Beschaffungs-Leiter Bernhard Brodbeck.
Die IWB ist an den Kraftwerken Oberhasli beteiligt, die Ende März das PSKW Grimsel 3 mangels Rentabilität stoppten. Im Verwaltungsrat gebe es unterschiedliche Meinungen, sagte Thiel dazu nur. Auch dort hätten die IWB langfristige Versorgungssicherung angestrebt und kein kurzfristiges Finanzinvestment, wie er durchblicken liess.
Zukunftsmusik Geldverdienen mit Energiesparen
Als «Herausforderung für die Zukunft» nannte Thiel die Absicht, bei sinkendem Stromverkauf das Energiesparen der Kundschaft für die IWB einträglich zu machen. Dabei geht es etwa um intelligente Angebots- und Nachfragesteuerung. «Sparen gleich Verdienen» nannte er das Geschäftsmodell, doch Datenschutz sei die «zentrale Knackpunkt».
Das Glasfasernetz, das die IWB in Basel zusammen mit der Swisscom verlegen, wird im Übrigen rund 20 Mio. Franken teurer als angekündigt. Weil der Ausbau viel schneller vorankommt als geplant, fallen Tiefbau-Synergien weg, hiess es dazu.