Der Riehener Einwohnerrat diskutierte am Mittwoch intensiv über die Wiedereinführung von Einführungsklassen.
Seit 2009, als der Stichtag für den Kindergarten- und Primarschulbesuch um drei Monate nach hinten verschoben wurde, sind die Einführungsklassen bei Schulleitern und Lehrpersonen eines der umstrittensten Themen des Bildungswesens. In Einführungsklassen kann der Stoff des ersten Primarschuljahrs in zwei Jahren erlernt werden, um so Kinder mit Entwicklungsverzögerungen besser auf die zweite Klasse vorzubereiten.
Im Rahmen der integrativen Schule wurden Einführungsklassen im Kanton Basel-Stadt aber vor rund fünf Jahren verboten. Mit der Stichtagsverschiebung wuchs aber die Zahl jener Kinder, die von der Entwicklung her noch nicht schulreif sind, aufgrund ihres Alters aber in die Schule müssen.
Als vor gut einem Jahr das Basler Erziehungsdepartement der Wiedereinführung von Einführungsklassen grünes Licht gab, erhielt die Debatte besonders in Riehen neuen Schub. Gleich mehrere Petitionen wurden lanciert. Mit 525 Unterschriften wurde die letzte Petition erst gerade am vergangenen Montag eingereicht. Die Unterschriften dafür wurden aber bereits um den Jahreswechsel herum gesammelt. Für Petitionär und SVP-Einwohnerrat Peter A. Vogt sind Einführungsklassen ein Erfolgsrezept, um entwicklungsverzögerten Kindern einen guten Einstieg in die Primarschule zu ermöglichen. Einführungsklassen seien aber in Verruf geraten, weil sie immer mehr zum Sammelbecken von verhaltensauffälligen Kindern wurden, analysiert Vogt.
Die Petitionäre forderten ursprünglich die Wiedereinführung von Einführungsklassen
ab dem kommenden Schuljahr 2020/21. Doch dies war aufgrund von Verzögerungen nicht mehr möglich. Die für Bildung und Familie zuständige Gemeinderätin Silvia Schweizer (FDP) kann das Vorgehen der Petitionäre nicht verstehen, so kurz vor der gestrigen Einwohnerratsdebatte die Petition doch noch einzureichen. Gemeinderätin Schweizer präsentierte gestern dem Einwohnerrat einen dreiteiligen Kompromiss, um den Übergang zwischen Kindergarten und Primarstufe zu optimieren. Dazu gehörte auch die Wiedereinführung von Einführungsklassen. Dafür sollen pro Klasse mit maximal 14 Kindern knapp 260'000 Franken pro Schuljahr zur Verfügung gestellt werden. Angedacht sind eine bis zwei Einführungsklassen.
Als zweite Massnahme sollen die finanziellen Mittel in der ersten Primarstufe um 25'000 Franken pro Klasse und Schuljahr erhöht werden, um «verhaltensauffällige Kinder» besser unterstützen zu können. Mit diesem Betrag kann je nach Konzept der Schulstandorte beispielsweise zusätzliches Personal eingesetzt werden. Die Gesamtkosten für die Massnahme betragen bei aktuell elf ersten Klassen jährlich also 275'000 Franken. Die dritte Massnahme sieht vor, dass Kinder mit Entwicklungsverzögerungen zusätzlichen in einem dritten Kindergartenjahr gefördert werden können. Diese Massnahme ist im Gegensatz zu den anderen kostenneutral.
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