Das Déjà-vu blieb aus: Massnahmengegnerinnen und Massnahmengegner demonstrierten am Samstag in Basel. Die Polizei wendete eine Konfrontation mit einer linken Gegendemo ab.
Mit einem mulmigen Gefühl erwartete Basel den Samstagnachmittag: Massnahmengegnerinnen und Massnahmengegner hatten eine Demonstration angekündigt, die linke Gruppierung «Basel Nazifrei» wollte mit einer Gegendemo dagegenhalten. Es drohte ein Déjà-vu zum 24. November 2018: Damals eskalierte die Situation auf dem Messeplatz, als die rechten Pnos demonstrierten und Antifaschisten in einer unbewilligten Kundgebung dagegenhielten. Gummischrot und Steine flogen, noch immer laufen die Gerichtsprozesse gegen die linken Aktivistinnen und Aktivisten. Doch die Sorge war unbegründet: Die Polizei war an diesem Samstag vorbereitet.
Es riecht nach Cannabis, kleine und grosse Glocken begleiten das Stimmengewirr bereits vor dem offiziellen Treffpunkt im De-Wette Park in der Nähe des Bahnhofs. Viele der Anwesenden an der bewilligten Demonstration halten eine Bierdose in der Hand, Masken werden keine getragen. Dafür werden Fahnen geschwenkt: Die Schweizer Flagge, Fahnen mit Kantonswappen – und von Albanien.
Transparente warnen vor Einschränkung der Grundrechte, eine Frau fordert: «Stoppt den Impfzwang». Zwei kleine Kinder sitzen auf der Brüstung des Pavillon inmitten des Parks und halten ein Schild aus Karton. Darauf steht: «frei sein». Vor Ort ist auch der kleine Zug der «Massvoll»-Bewegung, mit ihren violetten Fahnen. Aus einem Lautsprecher-Wagen, der über und über mit Schweizer Flaggen bepflastert ist, dringen fortwährend Sätze in automatisierter Stimme: «Steckt euch den Test in den Arsch», «Steckt euch den Inzidenzwert in den Arsch».
Unter den Demonstrierenden ist auch SVP-Grossrat und Präsident der Jungen SVP Schweiz, David Trachsel. Er hatte sich bereits im Vorfeld für die Demonstration stark gemacht. Er halte es für sehr sinnvoll, in seiner Position an der Kundgebung teilzunehmen, wie er gegenüber der bz sagt. Er glaubt, die Massnahmen des Bundesrats würden mehr schaden als nützen. Am Schluss werden es, nach Einschätzung der Polizei, rund 2000 Personen sein, die in Basel gegen die Coronamassnahmen demonstrieren. Mario della Giacoma, der Organisator der Kundgebung, hat mit rund 1000 Personen gerechnet, wie er gegenüber der bz sagt. Er selbst bezeichnet die Bewegung als «einen Verein von Hippies, wie in den 70ern». «Infiltrationen» mit einzelnen Extremen gebe es aber immer.
Als schliesslich die «Freiheitstrychler» mit lautem Glockenläuten, in einheitlicher Tracht und von Security-Personal begleitet eintreffen, flippt die Menge aus: Sie werden mit Rufen und Applaus begrüsst. Sie sind es auch, die den Demonstrationszug schliesslich anführen. Fortwährend begleitet das dumpfe Läuten der grossen Glocken den Zug. Immer wieder erklingen «Liberté»-Rufe aus der Menge. Die Polizei sichert jede von der Route abzweigende Strasse, bleibt mit einem Grossaufgebot präsent aber mehrheitlich im Hintergrund.
Im Hinblick auf die angekündigte unbewilligte Gegendemonstration gab die Polizei die Route im Voraus nicht bekannt. Von der Gegendemo gab es zunächst keine Spur. Diese hatte sich, laut Ankündigung auf sozialen Medien, auf dem Matthäusplatz getroffen. Eine halbe Stunde vor Beginn war dieser noch gähnend leer.
Erst als die Massnahmengegnerinnen und Massnahmengegner die Wettsteinbrücke überqueren möchten, begegnen sich die beiden Gruppen: Ober- und unterhalb der Wettsteinbrücke stehen sie sich gegenüber. Die Polizei hat die Brücke vorsorglich abgesperrt. Während die bewilligte Demo auf das Weitergehen wartet, versuchen die Polizistinnen und Polizisten auf dem Wettsteinplatz in Vollmontur die unbewilligte Gegendemo zum Gehen zu bewegen. Erstaunlich einsichtig geben die rund 150 Personen ihre Stellung auf und bewegen sich in Richtung Claramatte.
Die Massnahmengegnerinnen und Massnahmengegner werden von der Polizei anschliessend von der Theodorskirche über den Claraplatz zum Messeplatz eskortiert, wo auf der Rosenthalanlage Reden geschwungen werden, bevor sich die Menge aufzulösen beginnt. «Aus polizeilicher Sicht war es ein ruhiger Nachmittag», sagt denn auch Adrian Plachesi, Mediensprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt. Es habe bei keiner der Demonstrationen Sachbeschädigungen gegeben.