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Basel
Der Münchensteiner Gemeinderat präsentierte am ersten Polit-Apéro seine Pläne für die Raumentwicklung. Diese kommt positiv an, auch wenn es vereinzelt Kritik gab.
Im Wissen, dass es grössere Bauprojekte in der Region zuletzt schwer hatten, setzt der Münchensteiner Gemeinderat seit längerem auf eine offensive Kommunikationsstrategie. So will er bereits in frühen Stadien die Bevölkerung informieren und abholen. Mit dem Polit-Apéro wurde dabei am Freitagabend eine neue Etappe des Dialogs lanciert.
Das Diskussionsangebot des Gemeinderats traf auf grossen Anklang. Über 200 Personen fanden dafür den Weg ins Kuspo Bruckfeld. Ebenso gross sind die Pläne des Gemeinderats, wohin sich Münchenstein in den nächsten Jahren entwickeln soll. Die aktuelle Einwohnerzahl soll von heute 12 200 mittel- bis langfristig auf 14'000 ansteigen. Das dafür schon vor Jahren lancierte Raumentwicklungskonzept «Münchenstein 2030» wird nun immer konkreter, wie die Erläuterungen des bis auf Heidi Frei komplett anwesenden Gemeinderats zeigten.
Der Münchensteiner Gemeinderat fördert eine aktive Landpolitik. 18 Areale sind im kürzlich erneuerten Zonenplan als Entwicklungsgebiete ausgeschrieben. Für einzelne Areale gibt es schon konkrete Planungen, für andere laufen erst die Vorbereitungen.
Das van Baerle-Areal wird privat von der Industriebrache zur Wohnüberbauung entwickelt. Für das Areal Gartenstadt/Stöckacker steht erst eine mögliche Testplanung, das Walzwerkareal soll vorerst seinen gewerblich-kulturellen Charme behalten. Grössere gemeindeeigene Areale sollen nicht verkauft, sondern im Baurecht abgegeben werden, erklärte Gemeinderat Lukas Lauper (SP). Mit dieser Strategie möchte die Gemeinde einerseits die Oberhand über die eigenen Landreserven behalten, andererseits aber nachhaltig über Baurechtszinsen Geld verdienen.
Neuer Wohnraum für Münchenstein sei dringend nötig, betonte auch Finanzchef David Meier (FDP). «Die Leerwohnungsziffer beträgt heute in Münchenstein 0,6 Prozent. Gemäss Bund bedeutet dies Wohnungsnot.» Mit neuem Wohnraum will der Gemeinderat vor allem «gute Steuerzahler» anlocken. Dies werde auch das Preisniveau senken, beruhigte Meier diejenigen Kritiker im Publikum, die monierten, dass zu wenig «günstiger und bezahlbarer» Wohnraum entsteht.
Gemeinderat René Nusch stellte indes klar: «Sozialwohnungsbau wird Münchenstein selber nicht betreiben.» Er zeigte sich überzeugt, dass mit einem «gesunden Wohnungsmix» die Preise fallen und davon auch Leute in günstigen Wohnungen profitieren.
Die Entwicklungsstrategie wurde im Publikum mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich positiv aufgenommen. Gewissen Rednern im Publikum geht es sogar zu wenig schnell. «Ich werde wöchentlich gefragt, was jetzt bei der Gartenstadt passiert», sagte ein älterer Herr und fragte, ob die Post dort wirklich wegziehe, was Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP) verneinte. Ein anderer war gar enttäuscht, dass er gerade bei der Gartenstadt «nichts Konkretes» zu hören bekam.
Giorgio Lüthi wiederholte mehrfach, dass es Jahre brauche, um solche Areale zu entwickeln und dafür immer mehrere Parteien mit ins Boot geholten werden müssen. Dies scheint bei der Gartenstadt noch nicht vollends gelungen.
Misstöne gibt es auch zwischen der Gemeinde und dem Kanton. Die kantonale Vorgabe von 1,4 Parkplätzen pro Wohneinheit sei für Münchenstein «übertrieben», monierte Gemeinderat Daniel Altermatt (GLP). Auch die von Münchenstein gewünschte 2000-Watt Gesellschaft stiess beim Regierungsrat auf Widerstand. Doch dadurch liess sich der Gemeinderat die gute Laune am Freitagabend nicht vermiesen. Für sein offensives Vorgehen erhielt er von mehreren Seiten Lob. «Jetzt heisst es, Tempo aufnehmen und umsetzen», forderte GLP-Ortspräsident Andreas Knörzer. Es sei zu spüren: «Die Leute sind positiv ungeduldig.»