Startseite
Basel
Die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) testen ein aktives Desinfektionssystem. Es soll gegen Viren, Bakterien sowie Pilze wirken und für ein besseres Raumklima sorgen. Noch aber ist kein grosser Rollout geplant.
Was klein und unscheinbar wirkt, soll auf den Strassen der Stadt bald Grosses bewirken: Die Rede ist vom aktiven Desinfektionssystem der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB). Diese testen das System als schweizweit erstes Verkehrsunternehmen.
Seit heute steht ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug im Einsatz. Es handelt sich dabei um einen Bus mit der Fahrzeugnummer 7026; ausgestattet wurde er im Deckenbereich mit drei silbernen Kästen. Diese sollen Viren, Bakterien sowie Pilzen dank Wasserstoffperoxid und mit leisem Röhren den Kampf ansagen.
Er sei sehr glücklich über den Start der Testphase, sagt Bruno Stehrenberger, Direktor BVB. «Sicherheit und Sauberkeit sind uns extrem wichtig. Die Menschen, die unsere Fahrzeuge benutzen, sollen sich komfortabel und geschützt fühlen», sagt er. Gerade jetzt sei dieses Thema aktueller denn je.
«Wir haben schon relativ rasch nach Ausbruch der Pandemie nach Lösungen gesucht, mit denen man die Viren- und Bakterienbelastung senken kann», sagt er. Nachdem die BVB ihre Fühler in ganz Europa ausgestreckt haben, sei man in Frankreich fündig geworden. Dort wird das System namens «Transpure» zur Desinfektion von Luft und Oberflächen in Trams in Rouen eingesetzt. Die Resultate seien ermutigend, sagt Stehrenberger.
Denn was schwierig klingt, wird dort bereits erfolgreich umgesetzt: So wird die Luft dank des Transpure durch einen Lüfter angezogen. Die durch eine mit Titandioxid versetzte Wabenstruktur strömende Luft wird im Gerät durch eine UV-Lampe bestrahlt, wodurch Wasserstoffperoxid entsteht. Dieses verteilt sich im Raum und greift die Viren und Bakterien an. Gleichzeitig sollen auch Geruchsbelästigungen verschwinden.
Der Stoff sei dabei für Mensch und Tier unschädlich, heisst es von Seiten der BVB. So werden negative Einwirkungen durch die geringe Konzentration verhindert. Damit sichergestellt werden kann, dass das eingesetzte Wasserstoffperoxid nicht in zu hohen Mengen vorhanden ist, wird die Luftqualität regelmässig überprüft.
Von Anfang an sei es ihm wichtig gewesen, dass das Projekt durch das Kantonale Laboratorium begleitet wird, sagt denn auch Stehrenberger. Geplant sind diverse Tests, um die keimreduzierende Wirkung unter die Lupe zu nehmen. So werden vor und nach Installation Luft- und Oberflächenproben entnommen. Untersucht wird dabei die Gesamtzahl an Bakterien und Viren. «Es geht uns bewusst nicht darum, einzelne und konkrete Keimarten zu identifizieren», sagt Claudia Bagutti, Leiterin Biosicherheitslabor. Bei einer grösseren Anzahl könne man die Wirkung besser feststellen.
Im Nachbarkanton hat die Baselland Transport AG ihre Busse wiederum mit einer Filtertechnik ausgestattet. Diese machte bisher bloss Staub und Pollen unschädlich. Neu soll nun ein Hochleistungsfilter zusätzlich vor Viren schützen. So werden virale Aerosole ausgeschieden und in der funktionalen Schicht mittels Oxidation unschädlich gemacht. Auch die Tangotrams sollen bis Ende Mai entsprechend ausgerüstet werden. «Die BLT setzt bewusst auf eine bewährte und auf dem Markt verfügbare Lösung, die einfach und rasch umgesetzt werden kann», heisst es in einer Medienmitteilung. Die jährlichen Mehrkosten für die Fahrzeugflotte betragen dabei rund 25'000 Franken.
Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Testphase drei Monate in Anspruch nimmt. Danach folgt ein zweites Projekt in einem Flexity Tram. Anders als im Bus werden dort fünf Kästen benötigt – davon einer im separaten Führerstand. «Da der Einbau sehr viel einfacher ist, haben wir uns zuerst für einen Bus entschieden», sagt Björn Itin, Projektleiter BVB. Im Tram müsste die Anlage direkt im Klimakanal installiert werden. Auch nach der Pandemie sollen die Geräte bleiben. «Wir reden immer nur vom Coronavirus, aber es gibt noch ganz viele andere Sachen. Klimaanlagen etwa sind vielmals mit Pilzen befallen», sagt Itin.
Der Kostenpunkt pro Kasten liegt je nach Grösse bei 800 bis 1500 Franken. Die Geräte sind grundsätzlich wartungsfrei. Einzig die UV-Lampe muss von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden. «Selbstverständlich werden die im Testbetrieb stehenden Fahrzeuge aber wie alle anderen gereinigt und nächtlich desinfiziert», sagt Stehrenberger. Ob es dank des neuen Systems zu Ersparnissen kommt, wird sich erst nach einem allfälligen Roll-out zeigen. Dieser wird aber erst in Angriff genommen, sobald die Tests positiv verlaufen sind.
Die Erkenntnisse werden dabei mit den Verkehrsbetrieben Zürich, Bernmobil und dem Verband öffentlicher Verkehr geteilt. Zürich etwa liegt mit seinem Projekt nur wenige Wochen hinter Basel. Rein theoretisch könnten die Geräte laut Bagutti auch an anderen Orten wie etwa Schulen oder Läden eingesetzt werden. Eins sei aber jetzt schon klar: Eine Maske ersetzt das Gerät nicht.