Ein Männchen ist neu im Zoo Basel eingezogen. Um ihm, neben vielen anderen Tierarten, Heuschrecken zum Fressen liefern zu können, hat der Zolli ausserdem mit einem Start-up zusammengespannt.
Die Elefanten sind im Haus Tembea des Basler Zoos nicht mehr die einzigen Tiere mit Rüssel: Kürzlich ist ein männliches Rotschulter-Rüsselhündchen eingezogen. Mit seinen etwa 25 Zentimetern Rumpflänge kann das kuriose Tierchen grössentechnisch aber nicht mit den Elefanten mithalten. Die Scheiben seines Terrariums sind derzeit noch teilweise mit Papier abgeklebt, man erspäht das Rüsselhündchen durch eine freie Stelle. «Das soll dem Tier helfen, sich im neuen Heim einzugewöhnen und ihm zu zeigen, wo die Grenzen des Terrariums liegen», sagt Kurator Fabian Schmidt am ersten Presseanlass des Zollis, der wieder vor Ort stattfand. Wenn es sich eingelebt habe, komme die Abdeckung vollständig weg.
Heimisch seien die Rüsselhündchen in dichten Waldgebieten in Teilen Tansanias und Kenias. Sie durchwühlen ständig das Laub auf dem Boden nach Heuschrecken, Grillen und anderen Insekten. Deswegen passe das Tier in das Haus Tembea, was übersetzt Bewegung heisst. Die Tiere können sich laut Schmidt in Sekundenschnelle im Laub eingraben. Das letzten Winter geborene Männchen aus dem Rotterdamer Zoo ist in Basel derzeit das einzige seiner Art, die Tiere sind Einzelgänger. Wie Schmidt sagt, gebe es die Rüsselhündchen nur in 13 Zoos weltweit, in der Schweiz ist es das erste, das öffentlich zu sehen ist.
Bis 2016 seien die Tiere als gefährdet eingestuft worden. Die Population habe sich in der Zwischenzeit zwar nicht wieder erholt, allerdings sei der relevante Faktor für die Einstufung der prozentuale Anteil von Waldrodungen und der sei nicht erfüllt.
Heuschrecken stehen nicht nur beim Rüsselhündchen auf der Speisekarte. Viele Tierarten von Reptilien über Vögel bis zu Affen verspeisen die Insekten. Deswegen werden sie im Zoo auch gezielt gezüchtet. Allerdings ist die Pflege und Fütterung der abertausend Tierchen aufwendig: Aktuell werden die Heuschrecken durch Weizengras ernährt, das gezüchtet und in Form von «Teppichen» von Hand in die Zuchtkasten eingesetzt werden muss. Auch geputzt wird die Box von Hand.
Der Basler Zoo spannt nun mit dem Start-up Smartbreed zusammen. Die drei Brüder möchten die Heuschreckenzucht effizienter gestalten: Fütterung und Reinigung ist in diesen neuen Boxen vollautomatisiert. Dafür verwenden sie ein Trockensubstrat, das sie aus Nebenprodukten von Bauern und Mühlen erhalten und den Heuschrecken als Nahrung dient. Durch ein Laufband wird die Box selbstständig geputzt. Durch Sensoren, die Co2-Gehalt, Temperatur und Feuchtigkeit messen und anpassen, konnte die Zucht noch effizienter gestaltet werden. In Zusammenarbeit mit dem Zoo erreichten sie, die Zeitspanne bis die Tiere ausgewachsen sind, von neun auf drei Wochen zu reduzieren. Der Zoo Basel hofft, wie es am Presseanlass heisst, noch bis Ende Jahr komplett auf Smartbreed umstellen zu können.