«Im Fluss»
Tino Krattiger zieht eine Zwischenbilanz und hofft, dass der Spuk bald vorbei ist

Corona hat der Kleinbasler Konzert-Reihe "Im Fluss" spezielle Auflagen abverlangt. Nach der Hälfte von 16 Konzerten zeichnet sich ab, dass die Limite von 1000 Besuchern nur selten erreicht wird.

Stefan Strittmatter
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Das "Im Fluss" findet in diesem Jahr vom 1.―18. September statt

Das "Im Fluss" findet in diesem Jahr vom 1.―18. September statt

bz

Die Hälfte der für dieses Jahr ­angesetzten 16 Floss-Konzerte ist vorbei. Schon jetzt ist klar, dass die 21. Ausgabe von «Im Fluss» ein spezieller Jahrgang ist. Neben der Maskenpflicht und dem eingezäunten Gelände für maximal 1000 Besucher zeigt sich das am fast ausschliesslich schweizerischen Programm und dem teilweise verhaltenen Publikumsinteresse.

Es ist Halbzeit, wie blicken Sie auf die bisherigen Floss-Konzerte zurück?

Tino Krattiger: Fast ungläubig. War es doch tatsächlich möglich, aus der Corona-Erstarrung auszubrechen und fast wieder so etwas wie ein normales Leben zu führen.

Beim Auftakt kamen keine 300 Besucher. Kann man von einem Fehlstart sprechen?

Ich würde den Begriff nicht verwenden, aber es waren schon deutlich weniger Menschen da als etwa beim Auftakt 2019. Ich kann über die Gründe nur spekulieren. Vielleicht hatte Rainer Werner Fassbinder recht und Angst essen wirklich Seele auf.

Sie glauben, dass die Menschen trotz Maskenpflicht und Besucherlimite aus Angst vor dem Virus zu Hause bleiben?

Das kann ich mir schon vorstellen. Wir haben eng mit den ­Verantwortlichen des Gesundheitsdepartements des Kantons zusammen gearbeitet. Sie waren auch bereits am ersten Abend hier und haben unsere Massnahmen abgesegnet. Aber es kann sein, dass das nicht genügt, um allen die Angst zu nehmen.

An was könnte es sonst noch gelegen haben?

Viele Menschen hatten womöglich schlicht nicht realisiert, dass unsere Konzertreihe tatsächlich angefangen hat. An den folgenden Abenden hatten wir bereits mehr Zuschauer. Ich denke, es war eine Mischung aus Erstarrung und der einsetzenden Herbstkälte. Oder vielleicht wollten die Leute auch anderen Menschen den Vortritt lassen.

Bisher haben nur zwei Acts – DJ Antoine und La Nefera – das erlaubte Limit erreicht. Hatten Sie mehr erwartet?

Natürlich. Ich habe schon erwartet, dass wir die Grenze von 1000 Besuchern voll ausnutzen.

Zu Beginn des Lockdown sagten Sie, das Floss mache mit weniger als 1000 Besuchern keinen Sinn.

Das stimmt auch: Aus ökonomischer Sicht macht das auf jeden Fall keinen Sinn. Wir haben rund 60 Prozent tiefere Einnahmen durch Kollekte und Konsumation. Mut zu beweisen, das ­ganze Unterfangen dennoch ­anzugehen, lohnt sich aber auch bei weniger Besuchern.

Gab es Besucher, die das Tragen einer Maske verweigerten und nicht auf das Gelände gelassen wurden?

Ja. Aber die Regeln sind klar: ohne Maske kein Zutritt. Unser Personal schaut auch, dass die Masken oben bleiben, wenn man nicht gerade etwas trinkt oder isst. Aber da sind die Besucher sehr kooperativ.

Sie haben neu einen Ticker, der in Echtzeit die Anzahl der Besucher angibt. Was war der Gedanke dahinter?

Dass die Leute, die sich auf den Weg zu uns machen, vorher auf der Webpage schauen können, ob es noch freie Plätze hat.

Wie haben Sie denn in den vergangenen Jahren die Besucherzahlen erhoben?

Teilweise geschätzt und teilweise gezählt. Da griffen wir auf ­Erfahrungswerte zurück: Alleine auf den Betonstufen etwa haben dicht gedrängt 600 Leute Platz.

Empfinden Sie Groll gegen die Leute, die im Lockdown nach Konzerten riefen und nun zu Hause bleiben?

Ich habe mich zurückversetzt ­gefühlt in die ersten drei Jahre Floss. Damals war es oft so. Wir Veranstalter können nicht mehr machen, als das Angebot bieten. Ans Konzert kommen müssen die Leute dann aber schon selber.

Was erhoffen Sie sich von den weiteren Floss-Konzerten?

Dass die Menschen nach langer Zeit des Unterbruchs sich wieder über ein Kulturangebot freuen und sich begegnen können.

Ein Blick in die Zukunft: Wie findet das Floss 2021 statt?
Ich hoffe doch sehr, dass der Corona-­Spuk dann allmählich zu Ende geht.

Im Fluss.
Bis 15. September.
www.imfluss.ch