Die Eisenbahner-Baugenossenschaft beider Basel erneuert im Lehenmattquartier mehrere Wohnblöcke. Das gibt es bei Genossenschaften selten.
Der Grundstein in Form einer Röhre mit Kinderzeichnungen aus dem Quartier wurde am Dienstagmorgen gelegt. Die Bauarbeiten für die zweite Etappe im aktuell grössten genossenschaftlichen Ersatzneubauprojekt im Kanton Basel-Stadt können beginnen.
Im Lehenmattquartier zwischen Lehenmatt- und Birsstrasse entstehen in drei Etappen über 100 neue Genossenschaftswohnungen. Dank des revidierten Zonenplans wird im Vergleich zum vorherigen Zustand eine leichte Verdichtung mit zusätzlichen Geschossen möglich. Für die Eisenbahner-Baugenossenschaft beider Basel (EBG) ist es der erste Ersatzneubau seit über 50 Jahren. Genossenschaften erneuern ihre Bausubstanz weniger schnell als gewöhnliche Investoren.
Überall, wo die Grundsubstanz noch gut ist, würde man möglichst renovieren und sanieren, unterstrich Bruno Buser, bei der EBG verantwortlich für die Baustrategie, die Bedeutung dieser Ersatzneubauten. Buser stellte auch klar, dass es noch immer zu wenig Genossenschaftswohnungen in der Region gebe.
Der abgerissene Wohnblock entlang der Birsstrasse ist südlich und westlich von anderen Wohnblöcken der EBG umgeben. Jener im Westen wird nach der Fertigstellung der zweiten Etappe ebenfalls abgerissen und neu erstellt. Diese hohen Investitionen sind für die Genossenschaft nur möglich, weil ihr das Land gehört.
Die Stadt Basel sei für Genossenschaften wegen der hohen Bodenpreise ein schwieriges Pflaster für Neubauten, betonte René Brigger, Vizepräsident des Regionalverbandes der Wohnbaugenossenschaften Nordwestschweiz, in seiner Ansprache.
«Wenn man nicht eigenes Land hat, wird es in Basel sehr schwierig bis unmöglich.»
Die Ersatzneubauten im Lehenmattquartier haben für die Eisenbahner Baugenossenschaft auch historische Züge. Die Genossenschaft wurde 1911 gegründet, um den Eisenbahnern bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die ersten Wohnbauten entstanden an der Reding- und Lehenmattstrasse.
Heute hat die EBG 560 Wohnungen im Portfolio und ist damit im Nordwestschweizer Wohnungsmarkt ein gewichtiger Faktor. Bei Ersatzneubauten bestehe die grosse Herausforderung darin, erklärt Präsidentin Susanne Eberhart, dass die Mieten nicht zu sehr steigen.
«Diesem Grundsatz haben wir uns von Beginn weg der Planungen für dieses Bauprojekt verpflichtet und bei den Planungen strengstens darauf geachtet, dass wir dies auch einhalten können.»
Auch soll Bewohnerinnen und Bewohnern, die wegen eines Abrisses ausziehen müssen, eine ebenbürtige Alternative im EBG-Portfolio angeboten werden.
Ziel sei es, verrät EBG-Geschäftsführerin Dolores Aguilar, dass die sogenannten Kostenmieten, die bis zu 30 Prozent unter den Marktmieten liegen würden, während 20 oder 30 Jahren konstant blieben. «Damit werden die Mieten im Vergleich zum Markt, wo sie laufend steigen, immer günstiger.» Eberhart und Aguilar gehen davon aus, dass die neuen Wohnungen schnell vergeben sein werden.
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum sei gross. In der Auswahl der Mieterschaft gehe es darum, dafür zu sorgen, dass diese als Gemeinschaft und eben als Genossenschaft funktioniere. Präsidentin Susanne Eberhart mahnt: «Wer nur möglichst günstigen Wohnraum möchte, ist bei uns falsch. Man muss sich auch mit den Ideen der Genossenschaft identifizieren und diese mitsamt den Strukturen leben.»