Nach aufwühlenden Tagen in Basel fällt die Halbzeitbilanz zunächst einmal moderater aus als angenommen: Die Klubführung und Chefcoach Patrick Rahmen setzen ihre Gespräche nach den Feiertagen fort.
Gemessen daran, welcher Erregungszustand in den vergangenen Tagen rund um den FC Basel und die Frage herrschte, ob Patrick Rahmen Trainer bleiben darf, war das, was am Montagabend vom Klub mitgeteilt wurde, erstens dünn und zweitens geradezu handzahm: Man habe sich bei einer Analyse der sportlichen Situation konstruktiv ausgetauscht. Und man will das über die Feiertage detailliert fortsetzen, ehe entschieden wird, wie es weitergeht.
Das klingt anders als noch am Wochenende, als sich David Degen nach längerer Zeit meldete und im Interview mit dem «Blick» Sätze formulierte zum sportlichen Abschneiden wie: «Das reicht mir nicht»; «Die richtige Einstellung oft vermisst»; «Einfach nicht gut genug». Gepaart mit den just aufgepoppten Gerüchten um Verhandlungen und Absagen mit Trainerkandidaten sorgte das nicht nur bei Patrick Rahmen für Irritation und Verletzung, die er sich so gut wie nicht anmerken lassen wollte. Aber Degen, der Grossaktionär, meinte zu den Aufgeregtheiten auch: «Theater gehört zum Leben.»
Jedenfalls scheint es so, als ob Rahmen mit ein paar Argumenten für sich, sein Trainerteam und die geleistete Arbeit durchgedrungen ist. Er hat schliesslich den FCB aus dem Schlamassel befreit, den die alte Klubführung unter Bernhard Burgener mit dem Trainer Ciriaco Sforza angerichtet hatte und der FCB an den Rand der Abstiegsgefahr geführt hatte. Das ist noch gar nicht so lange her.
Rahmens Bilanz der laufenden Saison: 33 Spiele, 19 Siege, elf Unentschieden und drei Niederlagen. Wobei die Niederlage bei Hammarby durch ein gewonnenes Penaltyschiessen tatsächlich ein Sieg war. Ein kapitaler zugleich, weil er mit der Qualifikation zur Gruppenphase der Conference League und dem Gruppensieg acht Millionen Franken brachte, die dringend benötigt werden.
Was sicher schmerzte, war das Cup-Aus gegen Etoile-Carouge, ein Fehltritt gegen einen drittklassigen Gegner, wie er den Baslern seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr passiert ist. Und in der Meisterschaft figuriert der FCB vor Serienmeister YB, zwar nur um eine Länge, aber immerhin. Womit nicht unbedingt zu rechnen war: mit dem Siegeszug des FC Zürich, dem man nun sieben Punkte hinterherhinkt.
Neben diesen nackten Zahlen ist Rahmen der Trainer und Moderator eines enormen personellen Umbruchs. 26 Abgänge und 28 Zugänge rechnet Degen selbst vor; das Kader der ersten Mannschaft betreffen 14 Abgänge und 13 Spieler, die neu hinzugekommen sind. Fast ausnahmslos sind das jüngere, grösstenteils hochbegabte Spieler, die dennoch eine Entwicklung mit allen Formschwankungen durchschreiten.
Rahmen macht deshalb zwei Zeitrechnungen auf. Die ersten elf Wochen des verheissungsvollen Saisonstarts und die auf eine zweite Transferoffensive folgenden 15 Wochen mit einem dichten Takt an englischen Wochen und damit kaum Zeit für vernünftiges Training. Damit einher gingen Einbussen an Kreativität, Effizienz und eine Ergebniskrise, die Rahmen gar nicht wegdiskutieren will. Er weisst aber auch darauf hin, welche Wertsteigerung einige Spieler erfahren hätten. Das alles muss nun in Einklang gebracht werden mit den Ansprüchen von Degen, der, wie er gerne betont, den «maximalen Erfolg» will.
Das Theater, so ist anzunehmen, wird weitergehen. Bis Jahresende bleibt es eine Hängepartie und bis dahin will der FCB eine Auslegeordnung haben, nach der «die Weichen gestellt werden». Das Wort «gemeinsam» hat es auch in das Communiqué geschafft, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass es mit Rahmen weitergeht. Vielleicht heisst es aber auch nichts.