Ihr Markenzeichen ist Jugendlichkeit, ihr urchiges Outfit ist unverwechselbar, ihr Chorgesang ist von höchster Qualität. Damit haben die Männerstimmen Basel die halbe Welt begeistert. Ihr neuestes Programm Diluvium ist soeben als CD erschienen.
Adieu Knabenkantorei! Endlich Mann! Das sagten sich 2008 eine Handvoll Sänger aus der Basler Knabenkantorei, die den Stimmbruch erfolgreich hinter sich gebracht hatten und noch immer weiter singen wollten. Als richtige Männer aber, und so gründeten sie die Männerstimmen Basel.
Ein Männerchor mit Jugendappeal schwebte ihnen vor. Knickerbocker, Hosenträger und Barchenthemden wählten sie als Outfit. Beim Film «Les Choristes» hatten sie sich dabei inspirieren lassen. Ein bisschen urchig muss auch sein für richtige Männer: «Aussen hart und innen ganz weich» – das wusste schon Herbert Grönemeyer.
Ein Dirigent war auch schnell gefunden, es kam quasi einer aus den eigenen Reihen: Oliver Rudin, ehemaliges Mitglied der Knabenkantorei, Musiklehrer und Leiter des Gospelchors am Basler Münster.
An Repertoire fehlte es auch nicht, von der Renaissance über die Romantik bis ins 20. Jahrhundert sind unübersehbar viele Werke für Männerchöre geschrieben worden. Das wollten die jungen Männer gerne pflegen und ihre Jugendlichkeit nicht besonders betonen, indem sie hauptsächlich Pop sangen: eine frische Form für Altbewährtes also.
Volkslieder aus aller Welt bereichern das Repertoire, der eine oder andere 20er-Jahr-Hit im Stil des Werner-Heymann-Schlagers «Irgendwo auf der Welt» durfte es dann aber schon auch sein. Oder auch eine «Zauberflöten»-Ouvertüre im Swingle-Singer-Stil oder synkopen-gesättigte amerikanische Traditionals, ebenso wie immer wieder anspruchsvolle Werke der Avantgarde.
Im Zentrum stand aber die grosse Männerchorkultur, die diese Männer mit ihren jungen Stimmen und viel Herzblut zu schmissigem neuem Leben erwecken. Sie hatten sehr bald viel Erfolg damit.
Bei den World Choir Games in Cincinnati (USA) 2012 ersangen sie sich den Meistertitel unter den Männerchören. 2014 in Tallinn reichte es «nur» zum Vizemeister, aber 2015 siegten sie beim Cornwall Male Voice Choral Festival. Im Juli haben sie am internationalen Chorwettbewerb in Preveza in Griechenland nicht nur den Gesamtsieg geholt, sondern auch den Spartenpreis für die beste zeitgenössische Aufführung gewonnen.
Und ein Preis natürlich sticht besonders heraus im imposanten Palmarès: 2018, erster Platz beim Fussball-Kulturgrümpeli Basel. Eines von vielen Indizien, dass es bei diesem Chor zwar auch um höchste Gesangskultur geht, aber nicht nur.
Fest steht zum Beispiel: Man ist gerne zusammen unterwegs. Konzertreisen in nähere und fernere Gegenden, durchaus auch in andere Kontinente, sind fester und wichtiger Bestandteil des Vereinslebens.
Und man will ein junger Chor bleiben: Aktuell werden Sänger gesucht, aber bitte nicht über 35 Jahre. Wie bei jedem Chor sind es vor allem die hohen Tenöre und die tiefen Bässe, die besonders begehrt sind. Aber – Spass am Singen vorausgesetzt – man ist bei den Männerstimmen auch als 08/15-Bariton willkommen.
Vier CDs haben die Männerstimmen bisher veröffentlicht, darunter auch ihr Programm Pilagrimr mit Pilgergesängen vom 13. Jahrhundert bis heute. Ihre fünfte und neueste CD ist nach Konzerten in Basel und Laufen soeben erschienen: «Diluvium» – die Sintflut.
Es geht dabei weniger um die biblische Katastrophe rund um Noah und seine Arche, sondern um ein Ereignis, das zeitlich näher liegt. Hauptthema ist die grosse Flutkatastrophe im Jahr 1480, die als «Magdalenenflut» in die Geschichte einging und zahlreiche Städte am Oberrhein verwüstete.
Der Basler Schriftsteller Sebastian Brant fasste das Ereignis in bewegende Worte, und die Männerstimmen gaben beim Tessiner Komponisten Ivo Antognini eine Vertonung dieser Texte in Auftrag. Herausgekommen ist eine bewegende, dramatische Schilderung, vokales A-cappella-Theater sozusagen. Zwei weitere Auftragswerke gingen an den Freiburger Carl Rütti und den lettischen Komponisten Eriks Esenvalds.
Dazwischen stehen romantische Chorwerke in lupenreinem A-cappella-Gesang und schlanker Chorklangkultur. Das Projekt markiert den Abschied von Oliver Rudin, der inzwischen selbst zum Leiter der Basler Knabenkantorei berufen wurde.
Das ist aber nicht der Grund für den Rücktritt bei den Männerstimmen, sondern das Alter: Rudin ist 40 geworden und findet das den richtigen Moment, um aufzuhören. Man will nicht zusammen alt werden, sondern das jugendliche Flair dieses ganz besonderen Männerchors erhalten. David Rossel, bisher Vizedirigent, übernimmt neu die Leitung – 1988 sein Jahrgang.
Nächstes Konzert: Festbieranstich bei Ueli Bier am 22. November, 18 Uhr.
www.maennerstimmenbasel.ch