Mit «Lupineli» zeigt der Basler Figurenspieler Michael Huber in seinem temporären Theater bei der Markthalle ein Stück zum Träumen.
Zur Begrüssung verneigt sich Michael Huber leicht, die Hände vor der Brust sanft zusammengedrückt: «Willkommen!» Mit seinem Figurentheater hat sich der Puppenkünstler in einem ehrwürdigen Basler Gebäude niedergelassen. Einst schenkte hier an der Markthallenkreuzung der «Krug», HD Läpplis Stammkneipe, Bier aus. Später wurde daraus das mexikanische Restaurant Tapadera.
Seit November 2020 geht hier ein deutlich jüngeres Publikum ein und aus. Im «Pup Up»-Theater spielt Gastgeber Huber für Kinder und Familien. Aktuell zeigt er mit «Lupineli», einer schweizerdeutschen Adaption des Kinderbuchs «Lupinchen» (Binette Schroeder, 1969), einen Klassiker der Kinderbuchliteratur.
Huber (69) hat das Stück vor dreizehn Jahren zum ersten Mal inszeniert. Jahre zuvor hatte er das Buch seiner eigenen Tochter vorgelesen. Seit Jahrzehnten tourt der ehemalige Primarlehrer als Figurenspieler durch die Schweiz, durch Europa, Asien und Lateinamerika.
«Als meine Tochter erwachsen wurde, habe ich gemerkt, wie sehr mir die Kinder im Alltag fehlen», erzählt er.
Heute sieht er nicht nur bei seiner Arbeit regelmässig Kinder, er hat auch Enkelkinder im Alter von sieben bis 20 Jahren.
«Keine Vorstellung ist wie die andere», sagt er über seine Arbeit und die Reaktionen seines jungen Publikums. «Kinder haben einen ganz anderen Blick als kulturinteressierte Erwachsene. Die sehen Dinge, die uns nicht auffallen.» Mit seinen Enkeln gehe er regelmässig ins Theater. «Die fragen dann, hä, wieso hat es dort noch Dreck auf der Bühne?»
Wenn er sein Stück aufführt, ist er für Licht, Musik und Spiel gleichzeitig zuständig. Das erfordert ein hohes Mass an Konzentration. Huber sagt, er geniesse es, dass für sein Publikum alles gleich bedeutend sei. «Das hilft mir auch, etwas toleranter mit mir umzugehen.»
Und wie gut läuft sein Theater? «Es hat nicht so viele Leute, aber ich habe mich gut daran gewöhnt und es schätzen gelernt», sagt Huber, der sich von Auftritten im Vorstadttheater oder im Palazzo Liestal ein grösseres Publikum gewohnt ist. Dafür kämen in Basel erstaunlich viele Leute ins Theater, die nicht gut Deutsch sprechen. «Zugewanderte sind besonders offen», so Huber. Muttersprachliche Kinder verliessen sich häufig nur auf die Sprache.
«Je mehr Kinder da sind, die nicht gut Deutsch können, desto aufmerksamer ist das Publikum. Die Kinder reagieren dann auf den Klang, auf Blicke.»
Zu sehen und zu hören gibt es in Hubers kleinem Theater viel. Seine Figuren hat er in liebevoller Handarbeit selber gebastelt. Wenn die kleine Puppe Lupineli von der Ferne träumt, tut sie das bei ihm auf Schweizerdeutsch: «S Meer isch sicher riisig gross. Ich has no nie gseh.» Huber schmückt seine Stücke mit bekannten Liedern. Er summt die Melodie von «Yellow Submarine», und wenn sie wandern, singen seine Figuren: «E Huet, e Stock, e Rä-ge-schirm!»
Selbst bei einer Probe ist zu spüren, wie sehr dieser Mann seine Arbeit liebt. «Ich geniesse es, so lange arbeiten zu können, wie ich mag», sagt Huber. Im Sommer 2023 ist es für ihn in seiner Zwischennutzung aber vorbei. «Dieses Theater ist ein Teil des Aufhörens. Viele meiner Stücke, auch dieses hier, verabschiede ich hier.» Dennoch: Ganz hinter sich lassen will er das Figurenspiel nicht. Er wird weiterziehen und auf Tour gehen. Frei wie ein Vogel, unbeschwert wie ein Kind.
«Lupineli»
Figurentheater Pup Up, Innere Margarethenstrasse 26, 4051 Basel.
Bis 8.5.
Auf Anfrage sind auch Privatvorstellungen für Familien möglich.
www.pup-up.ch