Das Herz der ausgesiedelten Signers aus dem Appenzellerland schlägt für Basel. Doch auch bei erfolgreicher Integration gibt es kulturelle Grenzen: Für die Autorin liegt eine solche beim Buchstaben y.
Das y ist unsere Achillesferse. Denn auch nach zwei Jahren in Basel erschliesst sich mir nicht, warum hier, nur 200 Kilometer weiter westlich, plötzlich der «Rhy» ankommt, nachdem derselbe Fluss von Chur bis zum Bodensee die längste Zeit durchs «Rhital» floss.
Im Rheintal nämlich, wie auch im daran angrenzenden Appenzellerland, zieht man dem langschenkligen Y allemal ein wendiges i-Pünktchen vor. Das gilt nicht nur für Flüsse, sondern auch für appenzellische Nachnamen: So würde, beispielsweise Signer als «Sygner» nicht nur jegliche Behändigkeit verlieren, sondern auch pro Unterschrift mindestens eine Sekunde mehr Zeit kosten.
Zum Glück ist dieser dialektale Fauxpas hier noch nicht aufgefallen. Das vielleicht, weil es im Stadtkanton nur 16 von uns gibt. Das Baselbiet eingerechnet kommt man auf 34 Personen, die den Namen Signer tragen. Das entspricht immerhin 0,01 Prozent der Bevölkerung.
Die Signers in Basel sind unter anderem Psychologinnen, Hypnose-Therapeuten oder Qigong-Praktikerinnen – der Hang der einstigen Appenzeller zur Alternativmedizin zeigt sich also auch in neuen Wahlheimaten.
Und diese liegen für den Familienstamm seit 1900 fast ausschliesslich in der Nordwestschweiz. Einzelnen ging auf halbem Weg der Atem aus und sie wurden versehentlich in Zürich sesshaft; doch die allermeisten liessen sich nicht von umständlichen Langvokalen aufhalten und folgten, angefangen im Rhital, den Flussbögen bis zur Mittleren Brücke am Rhy.