Die Sammlung hat – endlich – mehr Platz. Im Hauptbau, im Neubau und im Kunstmuseum/Gegenwart. Dazu serviert der Direktor ein Stück neue Kunstgeschichte mit «Sculpture on the Move». Für Geniesser der subtilen Form gibt es Zeichnungen von Barnett Newman.
Wir sind gespannt. Auf die Räume im Neubau von Christ & Gantenbein. Auf die Anmutung des renovierten Altbaus. Und ob sich die beiden Häuser als friedliches oder rivalisierendes Paar gebärden. Wird es angenehm sein, durch den Untergrund von einem zum anderen zu flanieren? Werden wir uns in der Menge der Säle verlieren? Diese Fragen werden wir in den nächsten Tagen und Wochen klären können. Klar ist aber jetzt schon: Wir werden viel zu schauen und zu erkunden haben.
Natürlich präsentieren uns Direktor Bernhard Mendes Bürgi und sein Team die Häuser nicht leer. Sie haben zur Eröffnung ein grosses Paket aus Sammlung und Sonderausstellungen geschnürt, ein buntes Bouquet, das die Vielfalt und Stärken des Hauses zeigen soll.
Der Plan zeigt, was wo ist. Zeigt, dass der Hauptbau primär für die Sammlung reserviert ist. Mit Schwerpunkt auf den beiden Pfeilern der Sammlung: Alte Meister und Klassische Moderne. Endlich werden wir unsere Lieblingsstücke wiedersehen.
Das Kupferstichkabinett des Museums ist ein Hort von 300 000 Zeichnungen und Grafikblättern. Kuratorin Anita Haldemann hat für die Eröffnung Barnett Newman (1905–1970) in den Fokus gerückt. Mit dem grossen Amerikaner verbinden wir zuerst seine Gemälde, allen voran sein epochales «Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue», ein abstraktes Werk, das wegen seiner furiosen Reduziertheit mehrfach mit Säure und Messern attackiert wurde. In seinen frühen Zeichnungen überrascht er uns mit zarten pflanzlichen Motiven. Später arbeitete er mit dicken schwarzen Pinselstrichen und abstrakten Formulierungen. Das Kunstmuseum Basel besitzt sein gesamtes druckgrafisches Werk, bei dem der Künstler mit verschiedenen Techniken und unterschiedlichen Möglichkeiten experimentierte.
«Der industrielle Charakter des Neubaus wird gut zur Kunst der Neuzeit passen», sagte Architekt Christoph Gantenbein im Interview. Er meint damit vor allem das Äussere des Hauses. Wie sich die Sammlung mit Werken ab 1960 in die Räume einfügt, wird sich zeigen. Der lang ersehnte Neubau soll aber vor allem Raum schaffen für Sonderausstellungen. Eigenen Raum, damit nicht für jede Schau die Sammlung ab- und umgehängt werden muss.
Im zweiten Stock und im Erdgeschoss des Neubaus kostet Direktor Bürgi – vor seiner Pensionierung – die neue Grosszügigkeit mit einem einzigen Thema aus: «Sculpture on the Move» soll einen kunstgeschichtlichen Bogen vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis heute schlagen. Bürgis Ziel: «Die höchst dynamische Entwicklung aufzeigen, wie die klassische Vorstellung und Form von Skulptur in Bewegung gerät, wie sie sich völlig vom Abbild der sichtbaren Wirklichkeit löst und abstrakt wird, sich dem banalen Alltagsobjekt annähert, sich räumlich oder konzeptuell entgrenzt, aber auch in einer Rückbesinnung auf die figurative Tradition neu konstituiert.»
Die Namensliste liest sich wie ein Who is who der Kunst der letzten 70 Jahre: angefangen mit Alberto Giacometti, Constantin Brancusi, Bruce Naumann und Louise Bourgeois, bis hin zu Fischli/Weiss, Robert Gober, Jeff Koons und Katharina Fritsch. Damit wir Besucherinnen nicht vergessen, dass das Kunstmuseum Basel aus drei Häusern besteht, endet der Parcours im Kunstmuseum/ Gegenwart am St. Alban-Rheinweg unten mit zeitgenössischen Werken.
Was nach Plan und in Gedanken so einfach klingt, wird ein Marathon. Wohl deshalb gibt es zwei Tage lange Open House mit Gratis-Eintritt für das Publikum. Am Sonntag 17. und Montag 18. April.