Das Basler Stadtkino zeigt diesen Monat Filme des Schweizers Erich Langjahr und des Chinesen Wong Kar-Wai. Beide erklären ihre Heimat zum Protagonisten ihrer Werke.
Die Wahrheit wartet an entlegenen Orten. Wie gut, dass Erich Langjahr ein begeisterter Wanderer ist, der zusammen mit seiner Frau Silvia Haselbeck und geschulterter Kamera karge Berggipfel erklimmt und sich in abgelegene Täler vor wagt. Hier vermisst der Filmemacher, Regisseur und Produzent die Schweizer Seele. Für sein Werk «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend», dem Abschluss seiner Bauern-Trilogie nach «Sennen-Ballade» und «Bauernkrieg», wurde Langjahr 2003 mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen bedacht – darunter mit dem Schweizer Filmpreis für den besten Dokumentarfilm.
Dabei ist Langjahrs Blick auf die Heimat kein romantisch verklärter: Gekonnt verwebt er beeindruckende Alplandschaften mit Einblicken in den archaischem Bauernalltag, setzt den Naturaufnahmen schonungslose Bilder einer modernen Hochleistungslandwirtschaft entgegen oder zeigt, wie sich Wanderhirten und Autokolonnen kreuzen.
Mit elf Langfilmen aus 50 Schaffensjahren, darunter den drei genannten, sowie einem Kurzfilmabend (am 18. 10.) verneigt sich das Basler Stadtkino vor dem 1944 in Baar ZG geborenen Langjahr. Der «Bilderfinder auf Zeitreisen», wie er im Programm genannt wird, ist am Kurzfilmabend sowie für ein Gespräch (am 6. 10.) im Kino an der Theaterstrasse persönlich zugegen.
Die zweite Oktober-Reihe des Stadtkinos steht im Zeichen von Wong Kar-Wai, der als Wegbereiter des Hongkong-Kinos gilt. Die bewegten Bilder des 63-Jährigen wirken stets wie im Fluss: In behutsamen Bewegungen ertastet die Kamera Gesichter und Kleider, sintflutartige Regenfälle oder sich kräuselnden Zigarettenrauch. Wong Kar-Wais Filme sind cineastischer Bildertanz und schillerndes Erlebnis-Kino. Die Strassen seiner Grossstadt-Geschichten erstrahlen wie in «Fallen Angels» oder «Chungking Express» mal übersteigert in neonhaftem Glanz, mal leuchten sie grell bis pastellfarben und spiegeln dabei die Seelenlandschaften derer, die sie bevölkern: ein Kino wie ein Bewusstseinsstrom.
Wie auch Erich Langjahr weiss Wong Kar-Wai die Melancholie der Gegenwart mit der flüchtigen Vergangenheit zu verknüpfen - bei beidem ist die Heimat ein wiederkehrender Protagonist. Von den neun Filmen, die im Stadtkino gezeigt werden, wurden sieben restauriert. In solcher Brillanz waren Wong Kar-Wais Meisterwerke noch nie auf der Leinwand zu sehen.
Stadtkino, Klostergasse 5.
Oktober-Programm online: www.stadtkinobasel.ch