Landrat
Ein Polit-Zirkus allererster Güte

Wiedemann ist kein Politclown. Er kämpft zwar fanatisch und rücksichtslos für seine (konservativen) Vorstellungen einer guten Baselbieter Schule, aber er tut dies mit Sachverstand und Dossierkenntnis.

Bojan Stula
Bojan Stula
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Klarer Schnitt: Jürg Wiedemann.

Klarer Schnitt: Jürg Wiedemann.

Martin Toengi

Da spielte zu viel Selbstinszenierung mit, um von irgendwelcher Tragik reden zu können. Über allem schwebte der von Nationalrätin Maya Graf am Vorabend geäusserte Vorwurf, wie sehr es Jürg Wiedemann gefalle, wenn sich so viele Menschen so intensiv mit ihm beschäftigen müssten. Der Landrat und Bildungspolitiker aus Birsfelden, in den Medien regelmässig als «Querulant» und «Querkopf» bezeichnet, setzte gestern nach dem von ihm provozierten Partei- und Fraktionsausschluss den vorläufigen Schlusspunkt und gab sein künftiges Zusammengehen mit dem Häuflein gewählter GLP-Landräte bekannt – was zweifellos von längerer Hand vorbereitet worden war, als Wiedemann es gestern weismachen wollte. Möge er in der neuen Fraktion mit dem unpraktischen Namen «Grünliberale & Grüne-Unabhängige» jene Freiheiten finden, die er bei den Grünen vermisst hat. Und möge sich je einmal die Gelegenheit bieten, dass Wiedemann eine Partei führen muss, die mit Querköpfen seines Kalibers gespickt ist.

Um etwas klarzustellen: Wiedemann ist kein Politclown. Er kämpft zwar fanatisch und rücksichtlos für seine (konservativen) Vorstellungen einer guten Baselbieter Schule, aber er tut dies mit Sachverstand und Dossierkenntnis. Im Landrat ist er ein wichtiges Mitglied. Dass er nicht ein sturer, auf die Linie beschränkter Partei-Apparatschik ist, dürfte ihm unter anderen Umständen sogar in allerhöchstem Masse angerechnet werden. Umso ärgerlicher ist der Kollateralschaden seiner Inszenierungen, die vor allem eines bewirken: dass sich Wählerinnen und Wähler mit Grausen von diesem ganzen Politzirkus abwenden.